Fortuna Düsseldorf Schulte lässt RB Leipzig kurz vergessen

Düsseldorf · Das Spiel RB Leipzig gegen Fortuna Düsseldorf überschattete mitsamt der Boykott-Entscheidung der Fans fast alle weiteren Themen in dieser Woche beim Zweitligisten. Sportvorstand Helmut Schulte schaffte das Kunststück, zumindest vorübergehend davon abzulenken.

 Fortuna Düsseldorfs Sportvorstand Helmut Schulte.

Fortuna Düsseldorfs Sportvorstand Helmut Schulte.

Foto: Falk Janning

Helmut Schulte, das ist den meisten Leuten in seinem Umfeld klar, ist alles andere als ein unhöflicher Mensch. Aber — und das ist auch hinlänglich bekannt — ist er ein rational denkender Zeitgenosse, der seine Entscheidung bestmöglich emotionslos fällt. Eben diese Charakteristika gab der Sportvorstand von Fortuna Düsseldorf am Freitagmittag bei der obligatorischen Pressekonferenz vor dem kommenden Ligaspiel zum Besten.

Ob er nochmal das Wort ergreifen könne, fragte der 57-Jährige kurz vor Schluss zur Überraschung der Anwesenden. "Drei Spieler wurden informiert, dass ihre Verträge nicht verlängert werden. Dustin Bomheuer, Robin Heller und Heinrich Schmidtgal werden den Verein zum Saisonende verlassen", so Schulte, der dazu ebenso höflich, aber bestimmt hinzufügte: "Wir sind der Meinung, dass es keinen Sinn macht, mit diesen Spielern zu verlängern. Sie hatten wenige Einsatzzeiten und Menschen werden ja auch gerne gebraucht. Natürlich ist kein Spieler in Jubel ausgebrochen, das ist klar."

Schmidtgals Körper machte nicht mit

Es sind Entscheidungen, die Sinn haben, aber keineswegs dankbar sind. Einzig Bomheuers Abschied war abzusehen. Der ehemalige Profi des MSV Duisburg konnte sich nie wirklich durchsetzen, zeigte zu allem Überfluss in dieser Saison unterdurchschnittliche Leistungen bei seinen wenigen Bewährungsproben.

Bei Schmidtgal verhielt es sich schon anders: Der Linksfuß gehört mindestens zu dem erweiterten Kreis der Stammelf — der Deutsch-Kasache ist aber fast nie verletzungsfrei. Oberschenkelzerrung, Syndesmosebandriss, Sehnenriss: Das ist nur ein Auszug seiner Krankenakte während der vergangenen 20 Monate in Düsseldorf. Gibt man solch einem Talent eine weitere Chance oder nicht? Schulte und das für solche Personalentscheidungen verantwortliche Gremiun entschieden sich für "Nein".

Robin Heller derweil, das ließ der Manager durchblicken, konnte sich mit einer weiteren Saison als dritter Torwart in der ersten Mannschaft nicht anfreunden. Auch dort wurde daher ein klarer Schlussstrich bevorzugt.

Lambertz und Hoffer können hoffen

So schlecht diese Neuigkeiten für die drei Personen sind, so gut ist sie für die anderen Fortunen, die auf einen im Sommer auslaufenden Vertrag sitzen. "Mit den restlichen Spielern führen wir derzeit Gespräche", so Schulte. Somit können sich die Spieler Oliver Fink, Axel Bellinghausen, Bruno Soares, Andreas Lambertz und Erwin Hoffer allesamt Hoffnungen machen.

Vor allen Dingen bei den beiden Letzteren ist das zumindest eine Überraschung, beide haben in dieser Saison nur selten zur Stammelf gehört. Allerdings bleibt auch offen, wie lukrativ die Angebote des Klubs ausfallen werden.

"Wir akzeptieren die Entscheidung"

Mit diesen Personalien hatte Schulte es sogar geschafft, das brisante Duell der Fortuna in Leipzig zu überschatten. Allerdings sah er sich zuvor dieser Thematik konfrontiert. "Natürlich ist das immer besser, wenn man unterstützt wird. Aber wir akzeptieren die Entscheidung. Solange gewisse Regeln nicht überschritten werden, ist das für uns okay", analysierte er den geplanten Boykott der Fortuna-Fans aus der Sicht des Vereins.

Interimstrainer Taskin Aksoy äußerte sich weitaus rationaler: "Sie haben sich sportlich qualifiziert, in dieser Liga zu spielen. Wir müssen gegen diese Mannschaft spielen und deswegen stellen sich weitere Fragen für mich nicht."

Weber als Nutznießer?

Das Ziel seien natürlich die drei Punkte, das sei klar, so Aksoy. Dabei werden ihm möglicherweise Lukas Schmitz und Stürmer Hoffer nicht zur Verfügung stehen. Während der Österreicher an einer Kniereizung laboriert, musste der Ex-Bremer Schmitz am Freitag sogar zum MRT — auch er beklagte sich über Schmerzen am Knie. Das Ergebnis: Er hat eine gereizte Sehne im linken Knie. Der Verein gab bekannt, dass Schmitz' Einsatz am Montag ungewiss sein.

Eine kleine Überraschung wäre in dem Fall möglich. "Axel Bellinghausen hat ja schon gezeigt, dass er die Position von Lukas Schmitz einnehmen kann", so Aksoy, der aber auch andeutete: "Wir haben aber auch noch Chris Weber." Der Coach kennt den Routinier gut aus der U23-Mannschaft, ein Einsatz von Weber ist also nicht ausgeschlossen.

Gleiches gilt für Kapitän Adam Bodzek, wenngleich die Wahrscheinlichkeit nicht hoch ist. Nach der schwachen Leistung der Defensive gegen Bochum, wäre eine Chance für ihn möglich, Aksoy sagte aber bereits: "Adam ist immer eine Option. Wir haben gegen Bochum teils keine gute Leistung gezeigt, aber das würde ich nicht allein an den Verteidigern ausmachen." Jonathan Tah und Bruno Soares scheinen also unter Aksoy gesetzt.

Allzu sehr grämen müsste sich der Defensivspieler auch bei einer weiteren Nichtbeachtung für der Startelf aber dennoch nicht. Er hatte Anfang des Jahres als erster von zwölf Fortunen seinen Vertrag verlängert. Da mussten ein paar Teamkollegen schon ganz andere Erfahrungen machen.

(cfk)
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