75. Geburtstag am Montag Fortuna-Legende Heiner Baltes ist auch heute noch ganz Teamplayer
Düsseldorf · Heiner Baltes steht für die ganz großen Zeiten der Fortuna. Als Außenverteidiger mit dem Spitznamen „Eisenfuß“ war er an allen Erfolgen der 1970er-Jahre beteiligt und wäre auch A-Nationalspieler geworden, wenn nicht ein Beinbruch dazwischengekommen wäre. Am Montag wird er 75 Jahre alt.
Im Sommer 1971 stieg Heiner Baltes als junger Amateur mit Fortuna in die Bundesliga auf. Und 1981, ein Jahr, nachdem er mit den Düsseldorfern zum zweiten Mal hintereinander den DFB-Pokal gewonnen hatte, beendete er seine Laufbahn als Fußballprofi. Nur noch Egon Köhnen war ebenso an all diesen Erfolgen des Klubs in der langen Zeit beteiligt, mit dem stimmungsvollen Finale um den Europacup 1979 als besonderem Höhepunkt (3:4 nach Verlängerung in Basel gegen den FC Barcelona). Baltes bestritt 279 Bundesligaspiele (elf Tore) und stand dabei jedes Mal in der Startelf. Am Montag feiert er seinen 75. Geburtstag.
Baltes, nur 50 Meter vom Sportplatz des SC Unterbach entfernt geboren, war in der Jugend des SCU (Stadtmeister 1967) und bei Fortunas Amateuren noch Mittelstürmer, bevor er defensivere Aufgaben übernahm und als athletischer, kampfstarker Außenverteidiger, als Vorstopper und im defensiven Mittelfeld zu einer festen Größe im Düsseldorfer Bundesligateam wurde. Während der Aufstiegsrunde 1971 kam er noch als Ersatzspieler zum Einsatz, nach dem Einzug in die Eliteklasse bestritt er auf Anhieb alle 34 Saisonspiele.
Premiere beim großen FC Bayern
Die Premiere in der Eliteklasse feierte er dabei beim späteren Meister FC Bayern München um Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Sepp Maier (1:3). „Da lief ich an der Grünwalder Straße neben den großen Stars, die ich bis dahin nur vom Fernsehen kannte, und habe mir gesagt: Heiner, du kleiner Junge aus Unterbach, jetzt sieht dich ganz Deutschland im Fernsehen!" Es mutete fast an wie ein Märchen.
Als Fortuna dann im Juni 1975 im Rheinstadion ein Spiel gegen die Bayern sensationell mit 6:5 gewann, war Baltes, Spitzname „Eisenfuß", Torschütze zum 4:4. Er hat nie vergessen, wer sein größter Förderer war: Heinz Lucas. „Ihm habe ich im Endeffekt alles zu verdanken, nicht nur als Fußballer, sondern auch menschlich", unterstreicht der gelernte Autoelektriker. Der Trainer habe besonderes Augenmerk darauf gerichtet, dass seine Akteure Eigensinn hintanstellten und den Erfolg mit mannschaftlicher Geschlossenheit suchten.
Nachdem Lucas in den 1980er-Jahren seine Laufbahn als Trainer beendet hatte, sorgte er dafür, dass seine einstigen Schützlinge bei der Fortuna diesen Teamspirit weiterlebten. Baltes: „Als er in seinem Haus mit uns Geburtstag feierte, sagte er: „Von heute an bin ich nicht mehr Herr Lucas oder euer Trainer, sondern der Heinz." Die Aufforderung, den früheren Chef zu duzen, war für Baltes ein außergewöhnliches Erlebnis.
Er musste sich allerdings erst noch daran gewöhnen, plötzlich auf Augenhöhe mit seinem ehemaligen Chef zu sein und zur Begrüßung „Tach Heinz" zu sagen. Denn Lucas sei eine große Persönlichkeit gewesen, „und wir hatten ja besondere Achtung vor ihm". In seiner Dankbarkeit besucht Baltes immer wieder mal Lucas' Grab in Mettmann. An dessen 104. Geburtstag am 10. August stellte er eine Kerze auf. „Deine Truppe aus den 70ern" schrieb er darauf, auch im Namen seiner Teamgefährten. Heiner, die treue Seele.
1972 im Aufgebot der A-Nationalmannschaft
Vielleicht hätte es der „rustikale Straßenfußballer", wie Baltes sich selbst bezeichnete, sogar in die A-Nationalmannschaft geschafft, in den Kader von Bundestrainer Helmut Schön, hätte er nicht im Oktober 1972 wie auch Egon Köhnen in einem Spiel beim MSV Duisburg einen Knochenbruch erlitten, der naturgemäß eine längere Pause zur Folge hatte. „Wir standen damals beide im A-Aufgebot gegen die Schweiz", sagt Baltes. Zum Glück musste er nicht operiert werden. Schien- und Wadenbein seien „wunderbar gebrochen" gewesen. Mit anderen Worten: Es war keine komplizierte Fraktur.
Für den DFB bestritt Heiner Baltes 23 Spiele in der Amateurnationalmannschaft und absolvierte 1972 bei den Olympischen Spielen im eigenen Land alle sechs Turnierbegegnungen des DFB. Eine Medaille erreichte das von Trainer Jupp Derwall betreute Team um Uli Hoeneß, Ottmar Hitzfeld und Bernd Nickel allerdings nicht.
Heiner Baltes war 1995 Unterbachs Karnevalsprinz. „Narren vor, noch'n Tor", lautete das Motto von Heiner I. Die sportliche Laufbahn blieb für ihn nicht ohne Folgen, man merkt es ihm beim Gehen an. Schon zu aktiven Zeiten hatte ihm das der damalige DFB-Physiotherapeut Adolf Katzenmeier vorausgesagt. „Wegen meiner O-Beine", erzählt Baltes. Die Knie bereiten ihm mitunter Schmerzen. „Ich kann besser Fahrrad fahren als laufen, fügt er hinzu. Und auf dem Rad hält er sich fit. Mit ihm fährt er gern ins Neandertal, an den Unterbacher See und in den Eller Forst. Oder zum Düsseldorfer Stadtzentrum, um sich dort immer wieder mal nahe der Kö mit seinen alten Fortuna-Kameraden zu treffen.