Studie zu Hass, Häme und Spott So übel wird Fortuna im Netz beleidigt
Düsseldorf · Es ist mittlerweile zu einem traurigen Volkssport geworden, dass im Netz fast ohne Hemmungen beleidigt und gepöbelt wird. In einer Studie wurde nun untersucht, welche Fußballklubs der 1. und 2. Liga besonders oft Zielscheibe von Anfeindungen geworden sind. Auf diesem Platz rangiert Fortuna.

Diese Fußballvereine haben die meisten Mitglieder
Hass, Häme, Spott und Beleidigungen – besonders in sozialen Netzwerken meinen sich Internet-Rambos austoben zu dürfen. Anonym wird dann oft über alle Grenzen des guten Benehmens hinweg gehetzt. Der Profi-Fußball wird dabei auch immer wieder zur Zielscheibe von Schmäh-Attacken und Wut-Botschaften. Nun hat es eine groß angelegte Untersuchung zu dem Thema gegeben – mit einem ernüchternden Ergebnis für Fortuna.
Das Info-Portal „Kelbet“ hat im Zeitraum von Oktober 2016 bis Oktober 2021 rund eine Million Tweets analysiert. Dabei wurden ausschließlich Posts erfasst, in welchen die Profi-Vereine der Bundesligen verlinkt waren. Anschließend wurden die Beiträge auf verschiedene Schlagworte hin untersucht. Das Ergebnis: Der 1. FC Köln wird am häufigsten auf Twitter von allen Erstligisten beleidigt.
Eine Klasse tiefer wird das Klassement von Dynamo Dresden angeführt. Mit 6,6 Prozent ist die Quote an negativen Bemerkungen über Dynamo Dresden rund 0,4 Prozent höher als beim 1. FC Köln. Auf dem zweiten Rang folgt im Hamburger SV ein weiterer Traditionsverein, der in sechs Prozent aller Tweets beschimpft wird. Hinter den Hamburgern sortieren sich der 1. FC Nürnberg und Werder Bremen ein, die eine Quote von 5,9 beziehungsweise 5,4 Prozent aufweisen.
Besonders freundlich sind die Fans hingegen zum abstiegsgefährdeten SV Sandhausen: Lediglich 1,9 Prozent der Beiträge über die Sandhäuser enthalten eine negative Bemerkung. Auch der SC Paderborn und Holstein Kiel werden nur selten auf Social Media beleidigt (2,1 bzw. 2,5 Prozent). Und Fortuna? Landet auf Platz sieben – bei 18.525 Tweets wurden 854 Beleidigungen registriert.

Das sind die Social-Media-Weltmeister von Fortuna
Vor Monaten hatte Fortuna-Profi Thomas Pledl öffentlich gemacht, welche Beschimpfungen er erhielte. „Ich kann am Wochenende, egal wie das Spiel ausgegangen ist, egal wie wir gespielt haben, zehn bis 20 Nachrichten herausfiltern, wo einfach nur steht: ,Du dummer Hurensohn, hoffentlich verletzt du dich und spielst nie wieder für unseren Verein’ und andere Sachen in der Richtung“, erzählte er Anfang 2021. „Das sind Geschichten, wo du dir denkst, das würde kein normaler Mensch schreiben. Die Anonymität im Netz macht es schwer, diese Leute zu greifen.“
Sein Arbeitgeber will das nicht einfach geschehen lassen. „Beleidigungen im Netz sind ein akutes Problem unser gesamten Gesellschaft. Hier zeigt sich sehr krass eine sinkende Hemmschwelle bei den Tätern, aber es wird auch deutlich, dass die Möglichkeiten anonym, unreflektiert und direkt Meinung zu verbreiten, ganz allgemein zur Verrohung der Sitten geführt hat. Nicht nur im Fußball werden Menschen im Internet auf das übelste beschimpft“, sagte Fortunas Vorstandsvorsitzender Thomas Röttgermann.

Das sind die Marktwerte der Fortuna-Profis
Die Klubführung bekomme über die Spieler und die Social-Media-Kanäle der Fortuna gespiegelt, dass diese Anfeindungen aktuell in der Tat häufiger und heftiger vorkämen, berichtete Röttgermann weiter. „Wir als Verein gehen auf unseren Kanälen aktiv dagegen vor, indem wir Beleidigungen löschen und über den Kanal melden. Ich begrüße auch sehr die öffentliche Diskussion zu diesem Thema, weil es auch hier einmal mehr den Aufstand der Anständigen braucht.“