Nach dem 1:1 gegen Frankfurt Fortuna trauert verpatzten Konterchancen hinterher

Düsseldorf · Gut gespielt, aber wieder nicht gewonnen: Fortuna Düsseldorfs Profis fällt die Einordnung des 1:1 gegen Eintracht Frankfurt schwer. Der neue Trainer Uwe Rösler und Vorstandschef Thomas Röttgermann ziehen die positiven Aspekte hervor.

 Stolz auf sein Team: der neue Trainer Uwe Rösler.

Stolz auf sein Team: der neue Trainer Uwe Rösler.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Wer Thomas Röttgermann nach dem Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt reden hörte, der musste fast annehmen, Fortuna hätte den Europa-League-Teilnehmer aus dem Stadion gefegt. „Das war ein ganz anderes Spiel“, diktierte der Vorstandsvorsitzende der Fortuna den Medienvertretern in die Blöcke und Smartphones. „Ein Schritt in die richtige Richtung. Das was ich mir gewünscht hatte, dass das engagierte Spiel der Mannschaft auf das Publikum überspringt. Das macht mir so viel Zuversicht, das Tempo war deutlich höher. Und was mir am meisten gefällt, ist die Körpersprache.“ Mit der positiven Bewertung der Leistung lag Röttgermann nicht einmal falsch, allein das Ergebnis spielte nicht mit. Die lange Zeit dominante Fortuna kassierte in der Nachspielzeit den 1:1-Ausgleich durch Timothy Chandler und musste so mit einem Resultat leben, mit dem ein so stark abstiegsgefährdetes Team wie die Düsseldorfer schlichtweg nicht leben kann.

Fortuna Düsseldorf gegen Eintracht Frankfurt: Fortuna in der Einzelkritik
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Fortuna - Frankfurt: die Fortunen in der Einzelkritik

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„Wir dürfen so ein Gegentor nicht bekommen“, sagte Stürmer Rouwen Hennings frustriert, und Kaan Ayhan, der eine knappe Viertelstunde zuvor mit einem abgefälschten Freistoß den vermeintlichen Siegtreffer erzielt hatte, ergänzte: „Wir hatten zuvor über die gefährlichen Standardsituationen der Eintracht gesprochen und diese mehr als 90 Minuten lang auch sehr gut verteidigt. Aber in der entscheidenden Szene machen wir es dann leider ganz anders als abgesprochen.“

Und dann kommt in einer solchen Szene eben alles zusammen. Schiedsrichter Frank Willenborg ließ Filip Kostic einen Freistoß ausführen, obwohl Fortunas Torhüter Florian Kastenmeier noch seine Mauer stellte, niemand achtete auf den außen freistehenden Andre Silva, und der bediente per Kopf den in der Mitte ebenfalls völlig ungedeckten Chandler. Die anfangs noch getroffene Abseits-Entscheidung nahm der Videoassistent zu Recht zurück, ebenso wie ein Düsseldorfer Treffer von Nana Ampomah in der 52. Minute korrekterweise aus dem Kölner Keller heraus annulliert wurde.

Fortuna Düsseldorf: Uwe Rösler gibt sein Debüt als Trainer
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Rösler gibt sein Debüt als Fortuna-Trainer

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Deshalb haderte Fortunas neuer Trainer Uwe Rösler, der erst am Mittwoch die beurlaubte Vereinslegende Friedhelm Funkel abgelöst hatte, auch nur scherzhaft mit den Entscheidungen: „Das war einer der Hauptgründe, warum ich nach Deutschland kommen wollte, dass ich mich diesem Videobeweis stelle. Und so viel Spaß daran haben werde, wie wir heute hatten.“ Wichtiger war ihm und auch seinen Spielern der Verweis auf die vergebenen Konterchancen, mit denen sich das Team letztlich ergebnismäßig den Abend verdarb. „Da müssen wir uns cleverer anstellen“, erklärte Flügelspieler Erik Thommy selbstkritisch, und der 25-Jährige war an diesem Manko auch persönlich beteiligt: Bei einem der vier (Ayhan: „gefühlt waren es zehn“) Überzahlkonter legte Thommy den Ball in den Rücken von Dawid Kownacki. Der polnische Nationalstürmer selbst spielte in einer anderen Szene zu ungenau Richtung Oliver Fink, und einmal passte Alfredo Morales den Ball rechts ins Nirwana statt nach links auf den freistehenden Kownacki. Dieser war somit keineswegs der Alleinschuldige, zu dem ihn einige Netzkommentare wieder einmal abstempeln wollten.

Irgendwelche Schuldfragen überhaupt zu stellen, wäre Rösler zufolge ohnehin fehl am Platze. „Die Mannschaft hat mir ein Superdebüt bereitet, sie hat unglaublich schnell begriffen in diesen nur zwei Trainingstagen, wie der Matchplan aussehen soll“, lobte der 51-Jährige, vergaß aber auch nicht, seinen Vorgänger zu loben. „Friedhelm hat hier über vier Jahre sehr gute Arbeit geleistet.“ Auch Ayhan, der zu Recht auf die Leistungssteigerung und auch auf wertvolle neue Impulse durch Rösler hinwies, wollte einen Trainereffekt nicht zu sehr herausheben: „Wir sind dem Trainer gefolgt, das ist eine wichtige Erkenntnis, aber ein Aufwärtstrend war auch schon vorher feststellbar.“

Ein Hoffnungsschimmer für die Düsseldorfer war aber nicht nur der Gesamttrend, sondern in erster Linie die klare Verbesserung der spielerischen Qualität im Mittelfeld durch Rückkehrer Kevin Stöger und Zugang Valon Berisha, der 76 Minuten durchhielt. „Valon ist gelaufen bis zum Umfallen, das brauchen wir in unserer Situation“, lobte Rösler, und Abwehrchef Ayhan wand dem kosovarischen Nationalspieler und Stöger bereits einen Kranz: „Ich hatte vor allem in der ersten Hälfte das Gefühl, dass ich den Ball nur irgendwo im Mittelfeld ablegen muss, und die beiden würden sofort etwas damit anstellen, dass es gefährlich wird.“

Jetzt muss Fortuna nur schnell lernen, eine Führung auch ins Ziel zu bringen.

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