Fortuna Düsseldorf gegen Bayer Leverkusen Verkehrte Welt am Rhein

Düsseldorf/Leverkusen · Am Mittwoch tritt Bayer 04 Leverkusen bei Fortuna Düsseldorf an. Beim dem Duell ist die Favoritenrolle normalerweise klar vergeben. Dieses Mal ist das anders.

 Szene aus dem bisher letzten Aufeinandertreffen im März 2013: Daniel Carvajal (li. mittlerweile Starspieler bei Real Madrid) im Duell mit Johannes van den Bergh und Axel Bellinghausen (r.).

Szene aus dem bisher letzten Aufeinandertreffen im März 2013: Daniel Carvajal (li. mittlerweile Starspieler bei Real Madrid) im Duell mit Johannes van den Bergh und Axel Bellinghausen (r.).

Foto: imago sportfotodienst

Jörg Schmadtke stand im Tor, Aleksandar Ristic saß auf der Trainerbank und 15.000 kamen ins Rheinstadion, als Fortuna Düsseldorfs letztmals einen Heimsieg gegen Bayer Leverkusen feiern konnte. Anhand dieser Hinweise ist schnell zu erkennen, dass dieser Erfolg schon ein paar Jährchen zurückliegt. Es war im Mai 1990. Andreas Kaiser und Dirk Krümpelmann schossen die Fortuna mit einem Doppelschlag binnen 60 Sekunden zum 2:0-Sieg. Kurz vor den beiden Toren wurde ein Leverkusener ausgewechselt und durch Marek Lesniak ersetzt: Heiko Herrlich. Am Mittwoch kehrt der Torjäger nun als Leverkusener Trainer zurück nach Düsseldorf zum Duell in der Fußball-Bundesliga (18.30 Uhr). Und was vor der Saison als gesetzt galt, dass Bayer als deutlicher Favorit in diese Partie gehen wird, ist nun plötzlich gar nicht mehr so klar. Fortuna hat nach vier Spielen zwei Punkte mehr auf dem Konto. Während in Leverkusen Unruhe herrscht, hat Fortuna in den bisherigen Spielen vor allem eines bewiesen: Sie kann den Großen ein Bein stellen.

„Wenn wir 100 Prozent abrufen, können wir solche Teams ärgern“, sagt Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel. „Die müssen wir aber auch abrufen, denn es ist eine Mega-Aufgabe. Leverkusen kann eine große Angriffswucht entwickeln. Da müssen wir höllisch aufpassen.“ Wenn Funkel über Bayer Leverkusen spricht, schwingt viel Respekt mit – vor allem vor den seit Jahren dort handelnden Personen und insbesondere vor dem Sportgeschäftsführer. „Der Verein wird von Rudi Völler sehr gut geführt. Ich schätze ihn sehr“, sagt Funkel. „Rudi war auch einer der Ersten, die mir zum Aufstieg gratuliert haben. Das fand ich schon bemerkenswert.“

Dass nach dem wenig ertragreichen Saisonstart in Leverkusen bereits die Trainerdiskussion losgetreten wurde, sorgt bei Funkel für Kopfschütteln. „Das ist abartig“, sagt der 64-Jährige. „Sie haben unter anderem in Gladbach und in München gespielt. Das sind Partien, die man auch als Bayer Leverkusen verlieren kann.“

Mit zwei Siegen, zuletzt in der Europa League am Donnerstag in Rasgrad (3:2) und am Sonntag gegen Mainz (1:0), scheint Leverkusen nach erheblichen Startschwierigkeiten allmählich in die Saison zu finden. Doch noch klafft zwischen Anspruch und Realität eine große Lücke. Trotz spielerisch starker Phasen wie in den ersten 45 Minuten gegen die Rheinhessen, hat die Werkself das in ihr steckende Potenzial längst nicht vollends entfaltet. In Düsseldorf soll nun der nächste Schritt gemacht – und die Lücke kleiner werden.

„Wir müssen uns von allem Druck freimachen“, sagt Herrlich. Er fordert von seinem Team, beim Aufsteiger geduldig zu bleiben, dagegenzuhalten, und dass es die „fußballerischen Qualitäten“ in die Waagschale wirft. Herrlich: „Wir wollen drei Punkte mitnehmen und nach diesem Spieltag in der Tabelle vor Fortuna stehen.“ Mit Blick auf die Statistik ist sich Leverkusens Trainer allerdings sicher, dass die Partie unter Flutlicht gewiss nicht einfach wird. Seit dem ersten Aufeinandertreffen beider Klubs vom Rhein in der Oberliga West 1962 setzte sich die Werkself zwölf Mal im direkten Duell durch, Fortuna siegte elf Mal. 13 Partie endeten mit einem Unentschieden. „Düsseldorf will Leverkusen immer ein Bein stellen“, sagt Herrlich. Die richtige Einstellung sei daher entscheidend, betont er.

Der 46-Jährige erwarte einen „sehr tiefstehendenen“ Gegner, der versuchen werde, nach Ballbesitz schnell vor das gegnerische Tor zu kommen. Der Aufsteiger habe zuletzt beim 0:0 in Stuttgart gezeigt, was er kann. Sollte Herrlich in der Landeshauptstadt den dritten Sieg in Serie landen, dürften die Diskussionen um seine Person zunächst verstummen – doch schon am Samstag erwartet Bayer daheim gegen Dortmund der nächste Härtetest.

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