„Immer gewinnen ist langweilig“ Das Herz dieses Münchners schlägt für Fortuna

Düsseldorf · Jürgen Neumuth lebt schon seit vielen Jahren in München. Fans des FC Bayern zu werden, kommt für ihn aber nicht in Frage. Sein Herz schlägt für Fortuna.

 Fortuna-Fan Jürgen Neumuth beim Auswärtsspiel gegen Hertha BSC.

Fortuna-Fan Jürgen Neumuth beim Auswärtsspiel gegen Hertha BSC.

Foto: Jürgen Neumuth

Jürgen Neumuth käme niemals auf die Idee, Fan des FC Bayern zu werden. „Das ist ausgeschlossen“, sagt der 61-Jährige. Der Bankkaufmann lebt zwar seit vielen Jahren in München, doch sein Herz schlägt seit Kindheitstagen für Fortuna. Für den gebürtigen Haaner ist klar: Wer einmal Fan einer Mannschaft ist, der bleibt das ein Leben lang. Den Verein kann man nicht wechseln wie seinen Job. Das gilt auch, wenn der Lieblingsklub durch eine jahrelange Phase der Sieg- und Glücklosigkeit geht und in die Niederungen der Ligen abgestiegen ist.

Jürgen Neumuth hat das erlebt, ist mit den Rot-Weißen bis in die Oberliga abgestiegen. Fortuna-Fan ist er selbstverständlich trotzdem geblieben. Und so reist er am Sonntag mit dem Flieger von München nach Düsseldorf, um die Fortuna zu unterstützen. Er ist sicher, dass er am Abend beim Rückflug in die bayrische Metropole zwischen all den Bayern-Fans als Einziger Grund zur Freude haben wird. „Das Fortuna-Trikot werde ich im Flieger mit Stolz tragen. Das Spiel gewinnen wir mit 3:1“, sagt er im Brustton der Überzeugung.

 Neumuths Bindung zu Düsseldorf ist groß. Der Vater war Fußballer und Bäcker in Garath, an seiner Seite hatte er in den 70er-Jahren im alten Rheinstadion sein Schlüsselerlebnis bei der Partie zwischen Fortuna und Mönchengladbach. In welcher Saison das war, weiß er nicht. Auch an das Ergebnis hat er keine Erinnerung. Doch seitdem schlägt sein Herz für Rot-Weiß und er hat kaum ein Spiel verpasst. Im vergangenen Jahr war er unter anderem in Dresden dabei, als Rouwen Hennings‘ Tor den Aufstieg perfekt machte. Und auch in dieser Saison hat er fast alle Heim- und Auswärtsspiele live im Stadion erlebt.

Bei Fortuna folgt auf die Aufstiege immer wieder der tiefe Fall. Sie war immer für die ganz großen Dramen zuständig. Wer ihr verbunden ist, der muss leidensfähig sein. „Aber das ist besser, als fast immer nur zu gewinnen, wie es der FC Bayern tut. Das ist langweilig“, sagt Neumuth, der sich höchstens mal als neutraler Beobachter in die Allianz-Arena verirrt. Fortuna konnte in ihrer Historie ihrem großen Potenzial selten entsprechen. Gerade nimmt sie zwar einen vielversprechenden neuen Anlauf, doch Neumuth weiß, dass der nächste Rückschlag kommt. Und so genießt er die aktuelle Situation in vollen Zügen. „Das Team ist gut aufgestellt. Das ist ein Verdienst eines exzellenten Trainers“, sagt er. „Deshalb kann ich immer noch nicht das Theater im Trainingslager verstehen. Funkel soll solange weitermachen dürfen, wie er es selbst für richtig hält.“

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