Fortuna-Torwart Kastenmeier nach Kritik „Sind ja hier nicht bei einem Kirmesverein“

Düsseldorf · Nach den Pfiffen gegen ihn meldet sich Fortunas Torwart zu Wort und erklärt seine Aufgabe. Der Spielstil der Düsseldorfer erfordere mitunter Geduld. Die Pfiffe würden ihn nicht die „Bohne jucken“. Was er den Fans rät, die ihren Ärger gegen die Mannschaft lautstark kundtun.

Fortuna Düsseldorf: Das ist Florian Kastenmeier von Zweitligist F95
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Das ist Florian Kastenmeier

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Foto: dpa/Peter Steffen

Der Kapitän höchstpersönlich genehmigte sich eine kleine Frotzelei auf Kosten von Florian Kastenmeier. „Nach einem 4:0 traut er sich also zu euch – so, so“, witzelte Andre Hoffmann nach der Trainingseinheit in Richtung der wartenden Journalisten. Die haben in der Tat nicht so oft Gelegenheit dazu, den Schlussmann von Zweitligist Fortuna etwas zu fragen, denn Kastenmeier ist in Sachen Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache recht klar: er sagt selten etwas. Das ist auch deshalb bedauerlich, weil er eben eigentlich immer etwas zu sagen hat und seine Meinung deutlich vertritt. Das mag einigen nicht gefallen, aber lieber einer mit Ecken und Kanten, als nur noch weichgespülte Typen.

Tatsächlich fiel ihm der Gang zu diesem Zeitpunkt besonders leicht. Der Sieg gegen Jahn Regensburg, die Stimmung ist derzeit bei Fortuna entspannt. „Zu Null, die drei Punkte, dann auch noch die eigene Leistung – dann ist es das perfekte Spiel, kann man so sagen“, blickt Kastenmeier auf das vergangene Arbeitswochenende zurück. „Gegen die Heimat, da habe ich davor vier Unentschieden gehabt, da ist dann jetzt auch mal ein Haken dran mit dem Sieg.“ Der 25-Jährige ist in Regensburg geboren, über die Zweitvertretung des VfB Stuttgart war er 2019 nach Düsseldorf gekommen.

Kastenmeier ist seither nie unumstritten gewesen. Entweder man schätzt ihn oder man kann wenig bis gar nichts mit ihm anfangen. Es ist seine manchmal überbetont lässige Art, die ihm einige als Arroganz auslegen, die ihm einiges an Kredit verspielt hat. Im Internet wird derzeit ein Clip erneut rasant geteilt, in dem er im Spiel bei Hannover 96 in der vergangenen Saison einen langen Ball des Gegners mit dem Fuß annimmt, und das Spielgerät danach auch noch ein paar Mal hochhält. Jeder andere hätte den Ball wohl in die Hand genommen. Er sagt: „Die Situation hat es hergegeben, der Schiedsrichter hatte zuvor aber ja auch Foul gepfiffen, deshalb habe ich nicht lange drüber nachgedacht. Wenn das Spiel weitergelaufen wäre, hätte ich es nicht gemacht. Aber es beschreibt mich trotzdem ganz gut. Ich habe immer noch den spielerischen Flo in mir und habe da einfach Spaß dran.“

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Foto: Frederic Scheidemann

Beim Spiel gegen Greuther Fürth hatte es Pfiffe aus dem Publikum gegeben. Wohl zum einen wegen des langsamen Spielaufbaus der Heimmannschaft, aber auch speziell gegen den Torwart. „Also, das ist jetzt echt kein Bluff, das hat mich nicht die Bohne gejuckt. Wir sind ja jetzt hier nicht bei irgendeinem Kirmesverein und jeder macht was er will, sondern wir haben einen klaren Matchplan, den wir uns die Woche über erarbeiten, den der Trainer uns vorgibt und das sehr, sehr gut macht. Wir können ja dann nicht sagen, denen gefällt es hier nicht, weil Sky-Entertainment können wir ihnen in dem Moment nicht bieten“, erklärt er. „Dann können wir ja nicht sagen, wir schlagen jeden Ball lang vor. Dann müssen sie sich eben woanders die Spiele angucken, aber ich glaube, der Großteil der Fans hat das schon verstanden, dass wir hintenrum raus Fußballspielen wollen. Ich gehe ja nicht aus Spaß in die Viererkette vor und sage: ,So jetzt gib mir mal den Ball und jetzt gucken wir mal’“.

Der Trainer mache klare Vorgaben, an die halte sich die Mannschaft. „Wenn dann der ein oder andere Pfiff kommt, ob gegen mich persönlich oder gegen das ganze Team – man muss ja mal sehen, die haben gepfiffen, wir haben trotzdem die Ruhe behalten, haben gewartet, bis sich eine Chance geboten hat. Das Spiel ist ja nicht statisch, sondern ein Bewegungssport, das sehen die meisten aber nicht.“ Und auch bei Fortuna bekomme man ja etwas geliefert. „Wir bieten ihnen es ja schon Unterhaltung. Ein 4:0 zu Hause gegen Regensburg – da kann man schon einmal einschalten. Es geht nur darum, dass wir in unseren Ballbesitzphasen nicht kopflos werden dürfen.“

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Foto: Frederic Scheidemann

Natürlich wurde über die Thematik „Stimmung in der Arena“ auch in der Kabine gesprochen. Für Kastenmeier aber kein Grund, was auch immer grundsätzlich in Frage zu stellen. „Wir haben darüber ganz allgemein gesprochen. Das war es dann auch.“

Warum ausgerechnet jetzt die Kritik? Kastenmeier kann es nicht verstehen. „Man muss ja mal so sehen, ich habe mein Spiel ja nicht verändert. Seit der Trainer da ist, spielen wir durchgehend dasselbe Spiel. Gegen Fürth haben wir einfach ein, zwei falsche Entscheidungen getroffen, ich persönlich beziehungsweise die Mannschaft zusammen und das hat die Fans vielleicht etwas beunruhigt“, sagt er. „Trotzdem, wir spielen unseren Stiefel weiter runter. Das macht uns Spaß, wir haben Freude dran. Das war jetzt nichts Besonderes.“

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