Plötzlich Nummer eins bei Fortuna Kastenmeier lebt seinen Kindheitstraum

Düsseldorf · Im ersten Bundesligaspiel unterläuft dem 22-Jährigen ein folgenschwerer Patzer. Doch der ist längst abgehakt. Seither steigert sich Kastenmeier stetig – und erhält das Vertrauen des Trainers.

Florian Kastenmeier

Florian Kastenmeier

Foto: dpa/Peter Steffen

Florian Kastenmeier hat Nerven wie Stahlseile. Wie ist es sonst zu erklären, dass er seinen Horrorstart in die Bundesliga allem Anschein nach gänzlich unbeeindruckt weggesteckt hat? Im ersten Bundesligaspiel seiner Karriere berechnete der 22-Jährige eine Flanke falsch und lenkte den Ball ins eigene Netz. Ein Fehler, der zum einzigen Treffer der Partie und zur 0:1-Niederlage gegen Werder Bremen führte. Das war zu Beginn der Rückrunde Mitte Januar. Viele andere Keeper hätte ein solcher Patzer aus der Bahn geworfen. Nicht so Florian Kastenmeier. „Es bringt ja nichts, mich nach einem Fehler in eine Panik hineinzusteigern. Fehler passieren Feldspielern auch. Aber als Torwart ist man eben der Depp“, sagt Kastenmeier. „Ich schließe mit den Fehlern ab, indem ich sie mir zu Hause viele, viele Male anschaue. Im Spiel danach befinde ich mich im Tunnel.“

Seine Mitspieler hätten ihm geholfen, alle hinter ihm gestanden. Das gleiche gilt für Friedhelm Funkel. Der Ex-Trainer hielt an dem Keeper trotz des Patzers im Bremen-Spiel fest. Auch beim aktuellen Coach Uwe Rösler ist der gebürtige Regensburger die Nummer eins. Dieses Vertrauen in den talentierten Nachwuchsspieler hat sich ausgezahlt. Kastenmeier sah zwar auch eine Woche später beim zweiten Gegentor bei der 0:3-Pleite in Leverkusen nicht gut aus, doch seitdem agiert er fehlerfrei. Besser noch:  Er ist zu einem sicheren Rückhalt geworden und spielt seine Stärken als „Torwart-Libero“ hinter der aufgerückten Abwehrkette aus.

Kastenmeier, der sich gerne am Spiel von Bayern-Torwart Manuel Neuer orientiert, legte in der Partie gegen Mönchengladbach insgesamt sechseinhalb Kilometer zurück, um vor seinem Kasten immer anspielbar zu sein. „Wenn wir Ballbesitz haben, dann bin ich der elfte Feldspieler“, sagt der Youngster, der mit einem weiten Abschlag die indirekte Vorlage zum zwischenzeitlichen 1:1 gab. Da wird sichtbar, dass er ein kompletter Keeper ist, der lange als Feldspieler unterwegs war und erst mit 15 ins Tor wechselte.

Rösler ist ganz angetan vom Auftreten seines Schützlings, lobte ihn unter der Woche für seine jüngsten Leistungen. Und so wird der frühere U18-Nationalkeeper wie selbstverständlich auch am Samstag in der Bundesligapartie beim SC Freiburg zwischen den Pfosten stehen. „Hätte mir im vergangenen Sommer jemand prophezeit, dass ich in der Hinrunde als Ersatzmann auf der Bank sitze und in der Rückrunde die Nummer eins bin, den hätte ich für komplett verrückt erklärt“, sagt Kastenmeier. „Fußball ist eben unberechenbar. In diesem Fall: Super für mich.“

Kastenmeier profitiert vom verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfall seiner Kollegen. Ob er den Anspruch habe, auch dann die Nummer eins zu sein, wenn die Konkurrenten in einigen Wochen wieder fit sind? „Aber sicher. Ich will im Tor bleiben. Ich will mir jetzt mit guten Leistungen Vorsprung und Vertrauen erarbeiten“, sagt er. „In der Bundesliga zu spielen, ist mein Kindheitstraum.“

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