Fortuna-Torhüter Florian Kastenmeier Der verhinderte Pokalheld

Düsseldorf · Ein Fortune hat bei der Pokal-Blamage seinen Job gemacht: Florian Kastenmeier. Seine Kollegen verhinderten, dass er zum Matchwinner wurde.

 Florian Kastenmeier jubelt nach dem Ausgleich zum 1:1 in letzter Minute. Links: Rouwen Hennings.

Florian Kastenmeier jubelt nach dem Ausgleich zum 1:1 in letzter Minute. Links: Rouwen Hennings.

Foto: imago images/Sportfoto Rudel/Pressefoto Rudel/Herbert Rudel via www.imago-images.de

In der einen Ecke des Hermann-Neuberger-Stadions nehmen Spieler ihren Torhüter auf die Schultern, lassen ihn vor der Kurve hochleben. In der anderen Ecke verlässt der andere Torhüter mit hängendem Kopf das Spielfeld in Richtung Kabine. Dieser Torwart ist Florian Kastenmeier, der noch einmal den Kopf hebt und zum jubelnden Daniel Batz hinüberschaut. Ja, es hat nur ganz wenig gefehlt, dann wäre Kastenmeier das Symbol das Halbfinaleinzugs im DFB-Pokal geworden. So bleibt dem Fortunen nach dem 7:8 nach Elfmeterschießen beim 1. FC Saarbrücken nur der Status des verhinderten Pokalhelden. Ein Protokoll:

31. Minute: Markus Suttner vertändelt den Ball im Aufbauspiel leichtfertig, Ex-Fortune Kianz Froese wird von Kevin Stöger nicht gefoult, dribbelt auf Kaan Ayhan zu, der zu passiv bleibt. Froese bedient Tobias Jänicke, der aus kurzer Distanz direkt abschließt. Kastenmeier ist noch am Ball, kann das Gegentor aber nicht verhindern.

35. Minute: Kastenmeier spielt einen Pass unsauber einem Gegenspieler in die Füße und rettet selbst in höchster Not.

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61. Minute: Bei einem Konter der Gastgeber lässt der flinke und wendige Saarbrücker Gillian Jurcher den Düsseldorfer Mathias Jørgensen einfach stehen und schlenzt den Ball aufs lange Eck. Kastenmeier ist zur Stelle.

90. Minute: Womöglich der letzte Eckball der regulären Spielzeit, immer noch steht es 0:1 aus Sicht der Düsseldorfer. Kastenmeier geht mit in den Strafraum. Stöger löffelt den Ball in die Mitte, auf den Kopf des Torwarts. Der 22-Jährige verlängert genau auf den Kopf von Jørgensen, der zum Ausgleich trifft. Wie von der Tarantel gestochen sprintet Kastenmeier über den Platz, bejubelt das späte 1:1 und seine Kopfball-Vorlage.

Verlängerung Kastenmeier zeigt direkt eine Unsicherheit, die von Jørgensen und Suttner bereinigt wird. Insgesamt ist Saarbrücken plötzlich das bessere Team. Der Torhüter muss ein ums andere Mal eingreifen, spielt noch einmal einen schlimmen Fehlpass, der aber nicht zum Gegentor führt.

Elfmeterschießen Das ultimative Psychospiel für Torhüter. Hinter dem Gehäuse steht Christoph Semmler. Fortunas Torwarttrainer spielt Souffleur – allerdings einen der lauten Sorte, schreit Kastenmeier die Lieblingsziele der Schützen zu. Direkt den ersten Elfmeter hält der Keeper. Auch den vierten Versuch kann er entschärfen. Nachdem Steven Skrzybski trifft, kann Kastenmeier allein zum Helden werden, indem er den Versuch von Christopher Schorch hält. Doch der Saarbrücker setzt den Ball ins linke Eck, der Düsseldorfer fliegt ins andere. Nun kann Stöger dafür sorgen, dass Fortuna weiterkommt und Kastenmeier den Lohn seiner Taten erntet. Doch Batz ist mit den Fingerspitzen am Ball, lenkt ihn an den Pfosten. Nachdem Matthias Zimmermann einen weiteren Matchball vergibt, kann Kastenmeier keinen Ball mehr erahnen und entschärfen. Batz, der schon in der regulären Spielzeit einen Strafstoß gegen Rouwen Hennings gehalten hat, hält nun auch den insgesamt 20. Schuss im Elfmeterschießen gegen Jørgensen – Fortuna ist raus.

Während Saarbrückens Batz mit seinen Teamkollegen nach der Partie ausgiebig den Einzug ins Halbfinale feiert, muss Kastenmeier erst einmal zur Dopingprobe. Danach stellt er sich den Pressevertretern. „Ein beschissener Tag, schlimmer geht es eigentlich nicht“, sagt er. „Ich finde im Moment noch keine Worte dafür.“ Der Frust ist dem Oberpfälzer ins Gesicht geschrieben. Und er kann sich auch nicht erklären, warum seine Vorderleute nicht für ein Weiterkommen gesorgt haben. „Vielleicht haben die Jungs das doch ein bisschen unterschätzt“, sagt er. „Wir haben uns am Montag den Platz angeguckt, eigentlich hätte es keine Überraschung geben dürfen.“

Dass Kastenmeier in diesem Zusammenhang von „den Jungs“ und nicht von „Wir“ spricht, sagt im Grunde alles.

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