Mein Weihnachtswunsch, Teil 1 „Eine Fortuna, die mehr Düsseldorf in sich trägt“

Serie | Düsseldorf/Hilden · Nur noch ein paar Tage – dann ist Weihnachten. Das Fest der Liebe, aber ein wenig auch das Fest der Wünsche. Und so haben wir sechs Fortuna-Fans gebeten, ihre Weihnachtswünsche an den Traditionsverein vom Rhein zu äußern. Ulli Münsterberg schreibt zum Auftakt unserer Serie.

Fortuna Düsseldorf: Das sind die Bilder des Jahres von Zweitligist F95
74 Bilder

Das sind die Bilder des Jahres 2022 von Fortuna

74 Bilder
Foto: IMAGO/Christian Schroedter

Will man aktuell eine kleine Liste für Weihnachtswünsche an die Fortuna zusammenstellen, so lohnt sich zu Beginn zunächst ein Blick mindestens in die jüngere Vergangenheit des Klubs. Es war niemand Geringerer als Fortunas Stadion-DJ Opa, der weiland anmerkte, dass 1979 außer ihm selber ganz Düsseldorf in Basel gewesen sein musste. Wir erinnern uns, die Fortuna unterlag damals nach aufopferndem Kampf dem scheinbar übermächtigen FC Barcelona erst in der Verlängerung unglücklich mit 3:4 Toren.

Ebenso muss es sich auch in der dunkelsten Phase der Fortuna verhalten haben, die schließlich mit dem Abstieg in die Viertklassigkeit des deutschen Ligafußballes ihren traurigen Tiefpunkt erreichte. Auch da will jeder oder fast jeder mit am Start gewesen sein, wenn man sich umhört.

 Immer dicht dran an Fortuna: Ulli Münsterberg.

Immer dicht dran an Fortuna: Ulli Münsterberg.

Foto: Münsterberg

Tatsächlich waren es aber nur noch einige Tausend Getreue, welche die Fortuna selbst durch die Niederungen im Amateurbereich begleiteten. Und trotzdem ist genau dieser Niedergang, der ja letztlich mit der Rückkehr in den bezahlten Fußball endete, eine besondere Erfolgsstory des Vereins. Dies, obwohl neben einer deutschen Meisterschaft zwei Pokalsiege, fünf DFB-Pokalfinalteilnahmen, zwei dritte Plätze in der Bundesliga und Auftritte auf europäischer Bühne in den damaligen Wettbewerben Europapokal der Pokalsieger und im Uefa-Pokal zu Buche standen.

Die Heimatklubs der Fortuna-Profis
48 Bilder

Die Heimatklubs der Fortuna-Profis

48 Bilder
Foto: Moritz Mueller

Mal wieder stand die sportliche Uhr der Fortuna auf fünf Minuten nach zwölf. Mal wieder wurde die Herz-Lungen Maschine, an welcher der Patient Fortuna finanziell hing, abgeschaltet – und trotzdem ging es weiter.

Was sich bereits mit der Aktion „der letzte reißt die Schüssel ab“, im Zusammenhang mit dem Abriss des Rheinstadions im Jahr 2002 andeutete und zweifelsohne 2003 mit dem Mythos-Spiel im Paul-Janes-Stadion vor über 7000 restlos begeisterten Zuschauern den absoluten Höhepunkt fand, zeigte: Die Fortuna ist nicht totzukriegen. Die Fortuna lebt. Und wie. Und nie passte der Evergreen „Das kann doch die Fortuna nicht erschüttern, keine Angst, keine Angst Fortuna“, besser als in diesen vermeintlich schwarzen Tagen rund um den Flinger Broich.

Fortuna Düsseldorf: Das sind die Rekordspieler
37 Bilder

Das sind die Rekordspieler von Fortuna Düsseldorf

37 Bilder
Foto: Horstmüller

DAS war UNSERE Fortuna, so hatten wir uns UNSEREN Verein gewünscht. Anders als andere. Unverwüstlich, unkaputtbar. Trotzig und stolz im Auftritt nach außen, trotz der Misere rund um einen, in Fußballdeutschland, längst abgeschriebenen Verein. So war der Nährboden, auf dem auch der sportliche Erfolg zurückkehren würde, auch wenn es hinter den Kulissen brodelte und zuweilen ordentlich knallte. Nach außen präsentierten sich Vereinsgremien, Mitglieder, Fans und auch die Düsseldorfer Presse oft einig.

Inzwischen ist die Fortuna zurückgekehrt in die oberen Profi- Ligen des deutschen Fußballs, selbst mit Ausflügen in die inzwischen zum Premiumprodukt verwandelte Bundesliga. Etabliert dort, wo man für die Pay-TV-Sender interessant wird. Man schwimmt mit, im Kommerzbrei der Bundesligen, wo vieles inzwischen austauschbar ist und das gegebene Wort den Wert schon lange verloren hat. Wo sich Energiegetränkehersteller einen Platz an der Sonne erkaufen und die Mäzene von Investoren verdrängt worden sind.

 Ulli Münsterberg mit dem damaligen Fortuna-Vorstand Paul Jäger (li.) vor dem Freundschaftsspiel gegen Ipswich Town 2015. Der Hildener ist neben Friedrich Schacht Hauptmotor der Fanfreundschaft mit dem englischen Klub.

Ulli Münsterberg mit dem damaligen Fortuna-Vorstand Paul Jäger (li.) vor dem Freundschaftsspiel gegen Ipswich Town 2015. Der Hildener ist neben Friedrich Schacht Hauptmotor der Fanfreundschaft mit dem englischen Klub.

Foto: HORSTMUELLER GmbH

Wo Fußballklubs zu Marken verkommen und man sich allenthalben künstliche Stempel wie Heimat, DNA und ähnlichen Zinnober künstlich auf die Hülle druckt. Wo Geschäftsreisende in Sachen Fußball schnell mal eben die (Vereins-)Krawatte wechseln und dem sprachlosen Anhänger ihren Verein, in unserem Beispiel die Fortuna erklären. Manager, die von Aufsichtsräten in die Vorstandsebene verpflichtet werden, um dem wiederum staunenden Publikum Visionen aufzuschwatzen, die seltenst in das tatsächliche Umfeld des Vereins hineinpassen. Manager, welche die Fortuna zuvor allenfalls aus der Sportschau kannten, erklären dem gestandenen Flingeraner das Herz und die erfundene DNA des Vereins. Und das Beste: Ausgerechnet diese Figuren schaffen es öfter in die Tagespresse als der Mittelstürmer des Klubs. Hallo?

Womit wir dann endlich bei meinem Weihnachtswunsch rund um die Fortuna kämen. Ich wünsche mir, dass die Fortuna wieder mehr Düsseldorf, mehr Flingern, mehr Schlossturm, mehr Kö und mehr 15.30 in sich trägt. Und dieses Gefühl will ich haben, ohne dass auf dem Toaster oder den Flip-Flops F95 drauf steht.

Fortuna Düsseldorf: Das sind die Rekordtorschützen in der Zweiten Liga
52 Bilder

Fortunas Rekordschützen in der Zweiten Liga

52 Bilder
Foto: Frederic Scheidemann

Ich wünsche mir einen Vereinsvorstand aus der Mitte des Vereins und keinen, der sich geschäftsreisend mal mit dieser, mal mit jener Vereinskluft schmückt. Ich wünsche mir einen Verein, bei dem Menschen, die für den Verein in den schwärzesten Zeiten gearbeitet haben, auch in vermeintlich besseren Tagen ihre berufliche Heimat haben und nicht dem Verein oder besser ihrem Platz im Verein bitter enttäuscht den Rücken kehren.

Deshalb wünsche ich mir einen Verein, in dem nicht nur Fortuna draufsteht, sondern vor allem drinsteckt. Durch Menschen, für die die Fortuna Lebensinhalt und Berufung ist und nicht durch Menschen, für die Fortuna Zwischenstation in ihrem ganz eigenen Businessplan ist.

Lesen Sie morgen den zweiten Teil unserer Serie „Mein Weihnachtswunsch an Fortuna“.

(jol)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort