Fortuna Düsseldorf Iyohas verrückter 14-Stunden-Ausflug

Wiesensee · Völlig überraschend wird Emmanuel Iyoha aus dem Trainingslager nach Sandhausen beordert, wo er mit der U19-Nationalmannschaft den Elfmeter-Krimi gegen die Niederlande gewinnt. Die Erinnerungsstücke daran will er verschenken.

Fortuna Düsseldorf: Emmanuel Iyoha – das Top-Talent der Fortuna
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Das ist Emmanuel Iyoha

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Foto: Moritz Mueller

Emmanuel Iyoha sitzt auf der Terrasse des Lindner Hotels und blickt auf den Wiesensee. Erst so langsam realisiert er, welch spektakulären 14-Stunden-Ausflug er am Abend zuvor erlebt hat. Nach dem morgendlichen Training hatte Friedhelm Funkel den Nachwuchsstürmer der Fortuna zu sich gerufen und gefragt, wie er sich fühle. "Gut, ich bin fit", hatte der Youngster geantwortet in der Hoffnung, dass er am Abend im Testspiel beim Regionalligisten Kickers Offenbach (3:0) zur Startformation gehören würde.

"Und dann sagte er mir, dass der DFB angerufen und gefragt hat, ob ich zum Qualispiel gegen Holland kommen könne, er wolle mich nachnominieren. Da habe ich nicht lange überlegt", erzählt Iyoha den Anfang dieser verrückten Geschichte und fügt schmunzelnd hinzu: "Ein Testspiel ist besser als Training, eine WM-Quali ist besser als ein Testspiel." Kein Widerspruch.

Emmanuel Iyoha sollte nur im Notfall zum Einsatz kommen

Duschen, Mittagessen, Abfahrt nach Sandhausen, wo die Begegnung zwischen der deutschen U19 und den Niederlanden ausgetragen wurde. Fortunas Teammanager Sascha Rösler spielte den Chauffeur. "Ich war pünktlich zur Mannschaftsbesprechung um 17.10 Uhr da", berichtet Iyoha, der den erkrankten Schalker Fabian Reese ersetzen und nur im Notfall zum Einsatz kommen sollte. "Und dann begann das Drama."

Das Drama: Deutschland rettet sich in der Nachspielzeit durch das Tor zum 2:2 in die Verlängerung. Iyoha wird nach 110 Minuten beim Stand von 3:2 eingewechselt, doch die Niederländer gleichen aus. In der 120. Minute hatte Iyoha die große Chance, freistehend den Siegtreffer zum 4:3 zu erzielen, traf aber aus kurzer Distanz den Ball nicht richtig. Doch das deutsche Team gewinnt nach Elfmeterschießen mit 5:4. Glücklich lässt er sich zurück in den Westerwald kutschieren.

Für Iyoha war der Notfall ein Glücksfall. "Ich habe mich riesig gefreut, dass der Trainer mit vertraut hat." Für ihn sei es etwas Besonderes das Nationaltrikot zu tragen. Aber das Trikot bekommt nicht etwa einen Ehrenplatz bei ihm: "Ich habe zwei, das eine schenke ich meiner Mutter, das andere meiner Oma."

Dieses Erlebnis schwingt noch nach, als er am Freitagmorgen wieder mit Fortuna auf dem Trainingsplatz steht. Natürlich will er einen Platz in der Mannschaft erobern. Dass der Verein noch einen gestandenen Stürmer sucht, irritiert ihn nicht. Sein Vorbild ist Thierry Henry — groß, beweglich, schnell, mit beiden Füßen abschlussstark. Dem eifert er nach.

"Das ist für mich ein weiterer Ansporn. Egal, wer kommt, ich werde es ihm so schwer wie möglich machen", sagt er selbstbewusst. Mehr noch, er beansprucht den Platz in der Spitze, hält nichts von zwei Stürmern. "Als Stürmer ist es besser allein vorne drin. Da kann man sein eigenes Ding machen. Bei zwei Stürmern erfordert das viel Absprache, da muss man harmonieren."

Mit Blick auf die kommende Saison ist Iyoha zuversichtlich: "Im Training ist mehr Feuer drin als im Vorjahr. Und wenn es im Training nicht stimmt, wird es auch im Spiel nicht stimmen. Die Voraussetzungen sind jetzt besser."

(toschu)
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