Fortuna-Rückblick Eine Hinrunde der Superlative

Düsseldorf · Fans haben in dieser Saison ein völlig neues Fortuna-Gefühl erlebt: Zweimal war die Mannschaft fast abgestiegen, jetzt ist sie plötzlich top, geht als Spitzenreiter in die Winterpause. Wir blicken noch einmal zurück auf eine Hinrunde der Superlative.

2. Bundesliga: Das Hinrunden-Zeugnis für Fortuna Düsseldorf 17/18
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Das Hinrunden-Zeugnis der Fortuna 17/18

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Foto: Falk Janning

Der überzeugendste Erfolg

Lange hatten die Fans von Fortuna Düsseldorf keine so überzeugend auftretende Fortuna erlebt wie am 5. Spieltag beim 3:2-Sieg über den Aufstiegskandidaten Union Berlin. Die spielfreudigen Düsseldorfer steigerten sich phasenweise in einen Rausch, trumpften mit viel Selbstvertrauen auf, machten Druck über die Flügel und suchten schnell den Abschluss. Marcel Sobottka, Takashi Usami und Florian Neuhaus erzielten die Tore für den Gastgeber, der sich auch von einem zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand nicht aus der Ruhe bringen ließ.

Der emotionalste Moment

Das Union-Spiel bot auch in Sachen Emotionalität ein Spektakel. Neuhaus‘ Siegtreffer in der Nachspielzeit erschütterte die Düsseldorfer Arena im September in ihren Grundfesten. Unglücklich hatten die Fortunen mit 1:2 zurückgelegen. Dann traf der eingewechselte Usami per Außenristschuss sechs Minuten vor Schluss zum 2:2. Und als sich die meisten schon mit dem Remis abgefunden hatten, kam der große Auftritt von Neuhaus. Mit dem Schlusspfiff traf der Mittelfeldspieler per Distanzschuss zum Sieg. Berlins Torwart Jakob Busk brachte zwar seine Fingerspitzen noch an den Ball, doch der ließ sich nicht aufhalten und kullerte im Zeitlupen-Tempo über die Linie. Es folgte eine emotionale Explosion. Stadion-DJ Opa Haefs legte "Tage wie diese" auf, und die Gänsehaut erinnerte an die Aufstiegssaison 2011/12.

Der coolste Sieg

Beim 2:0 in Aue am zweiten Spieltag zeigten die Fortunen eine höchstens biedere Leistung, waren vor dem gegnerischen Tor aber extrem effektiv, machten im Stile einer Spitzenmannschaft aus zwei Torchancen zwei Treffer. Rouwen Hennings und Marcel Sobottka waren die Torschützen.

Die schlechteste Partie

Groß war im September der Frust nach der 1:3-Pleite bei der Spvgg Greuther Fürth. Die Fortunen kassierten im Frankenland völlig verdient ihre erste Saisonniederlage. "Wir haben überhaupt nicht dagegengehalten und uns gewehrt", klagte Trainer Friedhelm Funkel nach dem Schlusspfiff. Es blieb aber für lange Zeit die einzige Niederlage, denn die folgenden fünf Partien gewannen die Rot-Weißen.

Der größte Aufreger

Fassungslos sagte Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel im November nach dem 2:2 gegen den 1. FC Heidenheim: "Ich habe in meinen 26 Trainer-Jahren noch nie so eine Schlussphase einer Partie erlebt." 90 Minuten lang war es ein ganz normales Zweitligaspiel gewesen. Doch dann verweigerte Schiedsrichter Lasse Koslowski den Heidenheimern in der Nachspielzeit einen klaren Elfmeter und im Gegenzug sorgte der eingewechselte Benito Raman für die Düsseldorfer 2:1-Führung. Beim anschließenden Jubel sah Kaan Ayhan die Gelb-Rote Karte, weil er dabei Marc Schnatterer umgerempelt hatte. Dann entschloss sich der Schiedsrichter nach einem Zweikampf zwischen Robert Glatzel und Fortuna-Keeper Raphael Wolf zu einer Konzessionsentscheidung und "schenkte" den Heidenheimern einen Elfmeter. Das 2:2-Endergebnis stellte Schnatterer in der sechsten Minute der Nachspielzeit dann per Strafstoß her. Geprägt war die Schlussphase der Partie von dauernden Rudelbildungen, die der überforderte Schiedsrichter und seine Assistenten nicht unterbanden. Mathias Wittek und Florian Neuhaus ließen sich dabei zu Tätlichkeiten hinreißen und wurden vom Sportgericht nachträglich gesperrt.

Der umkämpfteste Erfolg

Beim 1:0 gegen Jahn Regensburg benötigte die Fortuna ein Billard-Tor von Emir Kujovic (54.), um das Abwehrbollwerk der Regensburger aufzubrechen. Der schwedische Zugang schob den Ball aus zwei Metern ins Tor, nachdem Regensburgs Abwehrspieler Marc Lais unfreiwillig für die Vorlage gesorgt hatte.

Die größte Enttäuschung

Das waren die drei Gegentreffer während der ersten zehn Minuten im Spiel gegen Dynamo Dresden. Sie sorgten früh für Frust und Ernüchterung auf den Rängen. Die Mannschaft wehrte sich tapfer, zeigte Moral und bemühte sich um die Aufholjagd, doch mehr als der Ehrentreffer zum 1:3-Endstand durch Benito Raman sprang dabei nicht heraus.

Der Shootingstar

Florian Neuhaus ist mit seinen 20 Jahren zu einer unverzichtbaren Größe im Mittelfeld der Fortuna geworden. Die Düsseldorfer hoffen, dass die Leihgabe von Borussia Mönchengladbach in der Rückrunde den Unterschied ausmacht.

Die größte Entdeckung

Benito Raman hatte zu Saisonbeginn niemand auf dem Plan. Der belgische Stürmer wurde als Leihgabe des belgischen Erstligisten Standard Lüttich erst spät verpflichtet als Nachfolger von Ihlas Bebou - und er übertraf alle Erwartungen. Der 23-Jährige ließ den nach Hannover gewechselten Offensivmann mit seinem Tempo, seinem Engagement und seiner Torgefahr schnell vergessen. Fünfmal hat der Belgier bereits für Fortuna getroffen - in gerade einmal 14 Einsätzen.

Der größte Fan-Liebling

Auch die Fortuna-Fans haben Raman schnell in ihr Herz geschlossen. Sein stets leidenschaftlicher Einsatz ist seine auffälligste Eigenschaft. Die Musiker von der Ötte-Band haben ihm zu Ehren sogar den Weihnachtsklassiker "Feliz Navidad" in "Benito Raman" umgeschrieben.

Der emotionalste Abschied

Co-Trainer Peter Hermann verabschiedete sich im Oktober von Fortuna, um seinem Freund Jupp Heynckes zum FC Bayern München zu folgen. Die Entscheidung fiel dem 66-Jährigen sichtlich schwer. Bei der Bekanntgabe kämpfte er vor Journalisten mit den Tränen. Fortuna kassiert für Hermanns Freigabe bis zu zwei Millionen Euro. Die Summe ist Ausdruck der Wertschätzung für die Arbeit des Fußball-Fachmannes, der in Düsseldorf eine große Lücke hinterließ.

(faja)
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