Ehrenspielführer feiert runden Geburtstag Fortuna-Legende Gerd Zewe wird 70

Düsseldorf · 15 Jahre spielte der Saarländer für Düsseldorf und prägte die Ära der Siebziger Jahre. Am Samstag feiert der Ehrenspielführer, der auch Nationalspieler wurde, einen runden Geburtstag.

Pokalfinale 1978: Gerd Zewe (re.) rutscht blockend in den Schuß von Kölns belgischem Stürmer Roger van Gool.

Pokalfinale 1978: Gerd Zewe (re.) rutscht blockend in den Schuß von Kölns belgischem Stürmer Roger van Gool.

Foto: Roland Scheidemann/dpa

Er ist eine lebende Legende der Fortuna, insbesondere der Siebzigerjahre – und jetzt ist er auch selbst ein Siebziger: Gerd Zewe. Der Fußballer aus dem saarländischen Stennweiler wechselte 1972 an den Rhein. Ein Jahr zuvor war er in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga mit Borussia Neunkirchen an Fortuna gescheitert, hatte deren sportliche Leitung aber so überzeugt, dass sie ihn später nach Flingern holte. Zewes Verpflichtung entpuppte sich für den Klub als Glücksfall.

Anderthalb Jahrzehnte lang war der Mittelfeld- und Abwehrakteur, für den Fortunas damaliger Präsident Bruno Recht, „eine wichtige Bezugsperson“ war, wie er betont, Stammspieler und zählte dabei zu den Profis, die Fortunas goldenes Zeitalter prägten. Er bestritt insgesamt 550 Pflichtspiele für die Flingerner. 440 Mal trug er ihr Trikot in der Bundesliga (42 Tore) und gehörte zum Team, das von August 1978 bis Februar 1981 im DFB-Pokal 18 Siege hintereinander erzielte. Eine solche Erfolgsserie in diesem Wettbewerb ist bislang noch nicht einmal dem deutschen Rekordmeister Bayern München geglückt.

Der grandiose 7:1-Sieg gegen den FC Bayern, der 7:0-Heimerfolg gegen Borussia Dortmund, die großen Derbys gegen den Niederrheinrivalen aus Mönchengladbach, die erfolgreichen Pokal-Endspiele 1979 gegen Hertha BSC (1:0 nach Verlängerung) und 1980 gegen den 1.FC Köln (2:1) und natürlich das stimmungsvolle Europacupfinale 1979 gegen den FC Barcelona in Basel (3:4 nach Verlängerung): Die Laufbahn des Saarländers ist von überragenden Höhepunkten wie diesen geprägt. Unvergessen sind auch die beiden 4:1-Siege gegen Gladbach und den FC Bayern 1984 in zwei Heimspielen hintereinander vor fast ausverkauftem Haus im Rheinstadion. Viermal durfte der Edeltechniker und langjährige Kapitän auch das Trikot der Nationalmannschaft überstreifen. Wenngleich er 1978 bei der Weltmeisterschaft in Argentinien nicht zum Einsatz kam, war die WM-Teilnahme für ihn ein weiteres herausragendes Karriereerlebnis.

Er hatte mit Fortuna das erste Pokalfinale gegen den 1.FC Köln verloren, als der damalige DFB-Präsident Hermann Neuberger, auch er ein Saarländer, beim Bankett eine Berufung Zewes ins Gespräch brachte. So schaffte es der Düsseldorfer zum WM-Turnier in Südamerika, ohne vorher ein Länderspiel bestritten zu haben.

Gerd und Gerd, Zewe und Zimmermann, der Libero und der Vorstopper: Die beiden Fortuna-Profis bildeten ein Abwehrzentrum der Extraklasse. Welch herausragenden Stellenwert Gerd Zewe für den Verein hat, beweist zudem die Ernennung zum Ehrenspielführer. Als er den Anruf bekam, dass Fortuna ihn auf diese Weise auszeichnen würde, „war das für mich sehr bewegend“, schildert er seine Reaktion auf die Ehrung im Sommer 2016 vor dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. Er ist Dauergast bei den Begegnungen der Fortuna in Stockum. „Ich drücke gerade Uwe Rösler die Daumen, dass sie es doch noch schaffen, in der Liga zu bleiben“, sagt er. „Sie haben unter ihm gute Spiele geliefert, leider nicht mit den richtigen Ergebnissen.“

Soweit es das Wetter erlaubt, fährt Zewe mit dem Rad zur Arena. Das Fahrrad ist für ihn das wichtigste Fortbewegungsmittel. „In der Stadt mache ich alles damit“, betont er. Ins Auto steigt er nur, wenn es nötig ist. Das Radfahren hilft ihm, fit zu bleiben. Mit Einsätzen in Fortunas Traditionsmannschaft bleibt er dem Fußball auch aktiv nach wie vor treu, in der Düsseldorfer Bürgerstiftung sowie in der Fußballschule des früheren Bundesliga-Torjägers Klaus Fischer trainiert er mit Kindern. „Man muss ihnen dabei etwas anbieten, aber man kriegt dafür auch viel zurück“, sagt Zewe. So ist Fortunas Legende zwar im Rentenalter, aber ein richtiger Ruhestand kommt für ihn nicht infrage. „Ich brauche einfach immer eine Aufgabe“, unterstreicht er. „Als Trainer zu arbeiten, macht mir unheimlichen Spaß.“

Die Verbundenheit zu Fortunas Anhängern erlebt Gerd Zewe noch heute, wenn er von Fans auf die alten Zeiten angesprochen wird. Den runden Geburtstag feiert er mit der Familie, im kleinen, ruhigen Rahmen. Die Zahl 70 beschäftigt ihn allerdings ein wenig, gesteht er. Denn sie zeigt, dass er doch schon in einem fortgeschrittenen Lebensalter ist. „Das sage ich ganz offen: Wenn ich die Zahl aufschreibe, ist das schon komisch.“ Aber Fortunas Bundesliga-Rekordspieler kennt ja – siehe oben – ein gutes Rezept, wie man am besten etwas dagegen tun kann. Indem man ganz einfach aktiv bleibt. Richtig aktiv.

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