„Einiges aus den Fugen geraten“ Diese Entwicklung beim BVB besorgt Fortuna-Boss Jobst

Düsseldorf · Wie entwickelt sich der Fußball hierzulande nach der umstrittenen Weltmeisterschaft in Katar? Die Rheinische Post veranstaltete in Partnerschaft mit dem Marketing Club Düsseldorf eine Talkrunde mit prominenten Vertretern der Sport-Branche. Mit dabei auch Fortunas Vorstandschef Alexander Jobst.

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Fußball wird in Deutschland in diesen Tagen besonders kritisch hinterfragt. Die WM hat eine enorme Unzufriedenheit von Teilen des Publikums sichtbar gemacht. Doch in der Branche schrillen schon länger die Alarmglocken. Welche Hebel umgelegt werden können, ja müssen, um diesem Trend entgegenzusteuern? Wie kann das System Fifa verändert werden? Und welche Akteure können oder müssen sogar dafür eingreifen? Um diese und viele weitere Themen ging es bei der Talkrunde „Fußballbusiness, quo vadis?“, veranstaltet von „Rheinische Post“ in Partnerschaft mit dem Marketing Club Düsseldorf.

Einer der Teilnehmer auf dem Podium war Fortunas Vorstandschef Alexander Jobst. „Die Balance aus Kommerz und gesunder Fan-Kultur stimmt nicht mehr. Das Fußball-Business selbst ist ein Geschäft – daran hat sich jeder gewöhnt. Doch drumherum ist einiges aus den Fugen geraten“, sagt er im Gespräch mit Stefan Klüttermann, Leiter der Sportredaktion. „Wir müssen uns intensiv damit beschäftigen, damit der Fußball seine Relevanz, seine Begeisterung, seine Glaubwürdigkeit wiedergewinnt. Es wird maßgeblich davon abhängig sein, wie wir mit den aktuellen Herausforderungen umgehen.“

Das fange an mit der Frage, ob Fußball nur der Profibereich sei, es gehe aber auch um Themen wie Nachhaltigkeit. Jobst: „Welche Rolle spielt die gesellschaftliche Verantwortung, welche Rolle spielt der Breitensport, welche Rolle spielt Diversität. Wir dürfen nicht ausschließlich daran festhalten, was wir haben. Sonst droht der Fußball nach Katar nicht wieder Fahrt aufzunehmen.“

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Foto: dpa/Christian Charisius

Jobst (48) blickt deutlich besorgt in die Zukunft, weil die Signale der Gegenwart nicht vielversprechend sind. „Ob und wann das System Fußball in seiner bisherigen Form kollabiert – keine Ahnung. Aber wenn man es aus dem Blickwinkel des wichtigsten Stakeholders betrachtet, den Fans, dann bekommen wir schon deutliche Zeichen, was gerade geschieht“, sagt er. „Die Leute rennen nicht mehr per se den Klubs die Bude ein. Wenn einer der Klassenprimusse wie Borussia Dortmund nach 18 Jahren zum ersten Mal wieder Ticket-Werbung im Radio macht, sollte das doch auch für uns ein alarmierendes Anzeichen sein.“

Jobst stellt sich eine ganz grundsätzliche Frage: „Trägt unser Geschäftsmodell noch in der Zukunft. Wir machen uns bei Fortuna intensiv Gedanken darüber, weil wir das Wachstumsgeschäft Medien- und Sponsorenerlöse, Ticketing und Hospitality stagnieren sehen, in einigen Bereichen ist es sogar rückläufig. Je früher wir anfangen, uns darüber Gedanken zu machen, desto mehr haben wir es in der eigenen Hand.“

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Fortuna will einen eigenen Weg gehen. So Mitglieder und Fans davon überzeugen, eine authentische Marke zu sein. „Bei uns geht es um Dinge wie Teilhabe, Partizipation. Die Sponsoren wollen wissen, was geschieht mit meinem Geld. Geht das nur in den sechsten Leihspieler oder profitieren auch andere Abteilungen davon“, bekundet der frühere Fifa-Angestellte. „Es geht natürlich auch um das Stadionerlebnis. Wir haben jetzt eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 24.000 in der Zweiten Liga. Das ist in Ordnung, aber wir streben natürlich nach mehr. Wir arbeiten da an Ideen. Es reicht nicht mehr aus, nur zu verwalten.“

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