Fortuna Düsseldorf Die Abwehr gewinnt Meisterschaften

Düsseldorf · Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna muss größeren Wert auf solide Defensivarbeit legen – auch heute im Spiel beim FC St. Pauli. Denn im Moment kassieren die Düsseldorfer noch zu viele Gegentore.

Fortuna Düsseldorf schießt aus allen Lagen
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Foto: Falk Janning

Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna muss größeren Wert auf solide Defensivarbeit legen — auch heute im Spiel beim FC St. Pauli. Denn im Moment kassieren die Düsseldorfer noch zu viele Gegentore.

Friedhelm Funkel ist manchmal wirklich zu bemitleiden. In der vergangenen Saison wurde Fortuna Düsseldorfs Trainer von einem Teil der Anhänger vorgeworfen, er lasse defensiven Angsthasenfußball spielen. Dass der Fußballlehrer keine andere Möglichkeit sah, als mit einer stabilen Defensive den Klassenerhalt zu erreichen, war dem drittschlechtesten Angriff der Liga geschuldet.

Den Ruf des Mauerbruders hat Funkel in den frühen Jahren seiner Trainerkarriere erworben. Das Etikett haftet ihm noch immer manchmal an, obwohl er sich in den drei Jahrzehnten auf der Trainerbank stark verändert hat. Dabei hat sich der 63-Jährige geradezu zu einem Offensivfanatiker entwickelt. Das belegen eindrucksvoll die fünf Spielzeiten, in denen er Mannschaften in die Bundesliga geführt hat: 1992 Uerdingen (32 Spiele/47:29 Tore), 1994 Uerdingen (38/47:29), 1996 Duisburg (34/55:37), 2003 Köln (34/63:45) und 2005 Frankfurt (34/65:39).

Diesen Trend bestätigt Funkel mit der Fortuna in der diesjährigen Anfangsphase. Die Düsseldorfer strafen die Kritiker der vergangenen Saison Lügen und zeigten in den sieben Spielen (13:8) zumindest teilweise erfrischenden Angriffsfußball. Das ist im Gegensatz zur vergangenen Saison möglich, weil der Verein in Havard Nielsen, Emir Kujovic, Benito Raman, Takashi Usami und Florian Neuhaus Spieler mit offensiven Qualitäten verpflichtet hat.

Die Kehrseite des Offensivspektakels: Fortuna kassiert noch zu viele Gegentore. Das weiß natürlich auch Friedhelm Funkel, der das unmittelbar nach dem 1:0-Sieg gegen Regensburg thematisiert hat. "Spiele werden im Sturm gewonnen", sagt er. "In der Defensive entscheidest du das andere." Die Meisterschaft - das Wort hat er ebenso vermieden wie das Wort Aufstieg. Davon zu sprechen, ist nach nicht einmal einem Viertel der Saison verfrüht, doch die Fans dürfen davon träumen.

Beim FC St. Pauli wird die Defensive möglicherweise das Spiel entscheiden, denn die Hamburger haben in ihren bisherigen sieben Begegnungen vier Mal mit 1:0 gewonnen. Die Niederlagen in Darmstadt (0:3) und gegen Ingolstadt (0:4) fielen hingegen hoch aus. "Die Niederlage gegen Ingolstadt entsprach nicht dem Spielverlauf", sagt Funkel. "Wir treffen auf eine sehr gute Mannschaft, die am Ende der Saison im oberen Tabellendrittel landen wird."

Funkel wird auch im achten Spiel eine neue Startelf präsentieren. Der Rotationskönig ist aber sicher, wieder die richtige Mischung zu finden. "Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, würde ich die Mannschaft ja nicht ändern", sagt er. Dabei wird er sein System am Gegner ausrichten: Spielt St. Pauli nur mit einer Spitze, setzt Funkel auf eine Viererkette, bringen die Hamburger zwei Stürmer, bietet er eine Dreierkette auf, die in der Rückwärtsbewegung zur Fünferformation wird. Fest steht demzufolge nur, dass erneut Raphael Wolf für den verletzten Michael Rensing zwischen den Pfosten steht und es im Kader keinerlei Veränderung gibt.

Je älter Funkel wird, desto unberechenbarer wird er - zum Leidwesen der gegnerischen Mannschaften, aber auch seiner eigenen Schützlinge, von denen keiner einen Stammplatz sicher hat. Rotation, Dreier- und Viererkette, ein, zwei oder drei Stürmer - Funkel ist auch ohne Laptop voll auf der Höhe.

(ths)
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