Deutscher Meistertitel Vor genau 85 Jahren hatte Fortuna ihre große Sternstunde

Düsseldorf · Fortuna gelingt vor genau 85 Jahren eine Sensation: Als Außenseiter besiegen die Düsseldorfer die Profi-Truppe des FC Schalke 04 im Finale um die Deutsche Meisterschaft mit 3:0.

 Dieses Mannschaftsfoto zeigt das Team von 1933.

Dieses Mannschaftsfoto zeigt das Team von 1933.

Foto: Archiv Fortuna Düsseldorf

„Uns’re Heimat, uns’re Liebe, in den Farben Rot und Weiß. Deutscher Meister 33, nur damit es jeder weiß!“ Tausende Fans singen bei den Fortuna-Spielen immer noch diese Zeilen, die an Fortunas größte Sternstunde erinnern. Keiner der Fans im Stadion hat diesen Triumph erlebt, von dem sie singen, doch die Erinnerung an die legendäre Meisterelf ist in der Landeshauptstadt immer noch wach. Genau 85 Jahren ist es nun her, dass die Düsseldorfer Fußballer den bislang einzigen Meistertitel gewannen und Fußballgeschichte schrieben: Am 12. Juni 1933 holten sie im Müngersdorfer Stadion in Köln durch einen sensationellen 3:0-Sieg über Schalke 04 die heiß begehrte "Victoria" nach Düsseldorf.

Schalke war hoher Favorit. Die Profi-Kicker aus dem Pott hatten unter anderem die Nationalspieler Otto Tibulski, Ernst Kuzorra und Fritz Szepan in ihren Reihen und stellten die am stärksten besetzte Mannschaft Deutschlands. Fortuna hatte in Willi Pesch, Jakob Bender, Theo Breuer und Felix Zwolanowski vier Flingeraner in ihrer Mannschaft, dazu kamen der Oberbilker Stanislaus Kobierski und der Gerresheimer Willi Wigold.

Der Unterschied zwischen den beiden Teams machte auch die Tatsache deutlich, dass die Spieler des FC Schalke nach einem Trainingslager am Halterner Stausee im schicken Kölner Hotel Minerva residierten, während Fortunas Fußballer zu Hause zu Mittag aßen. Die Rot-Weißen trafen sich erst um zwölf Uhr am Dorotheenplatz in Flingern und fuhren mit dem Bus direkt ins Stadion. Zwolanowski und Mehl kamen direkt von der Arbeit zum Treffpunkt, sie waren bei der Rheinbahn beschäftigt.

Die Kicker von Trainer Heinz Körner waren zwar Außenseiter, doch sie verfügten nach einer starken Saison über ein großes Selbstbewusstsein. 21 Meisterschafts- und Vorrundenspiele waren sie ungeschlagen geblieben. In der Endrunde hatten sie keinen einzigen Gegentreffer kassiert und dabei gegen Vorwärts-Rasensport Gleiwitz (9:0), Arminia Hannover (3:0) und Eintracht Frankfurt (4:0) 16:0 Tore erzielt.

Schätzungsweise etwa 60.000 Zuschauer versammelten sich im Stadion, die Düsseldorfer waren mit 15.000 bis 20.000 Anhängern klar in der Unterzahl. Die Seitenwahl gewann Kuzorra gegen Fortuna-Kapitän Theo Breuer. Der Schalker wählte den Rückenwind, Fortuna stieß an. Von Beginn an suchte der Favorit aus Schalke die Offensive, doch das erste Tor erzielten die Rot-Weißen. Mehl, der als rechter Läufer für den am Meniskus verletzten Nationalspieler Ernst Albrecht auflief, bediente Felix Zwolanowski steil, der sich blitzschnell im Fünfmeterraum drehte und Schalke-Keeper Hermann Mellage keine Chance ließ. Der Außenseiter führte schon nach elf Minuten.

Die geschockten Schalker fanden in Folge nie zu ihrem Spiel. Die Düsseldorfer wirkten immer sicherer. Nach der Pause rannte Schalke an und ein Treffer schien nur eine Frage der Zeit. Doch dann kam die große Zeit von Georg Hochgesang. Der überragende Techniker aus Nürnberg, der aus beruflichen Gründen nach Düsseldorf gekommen und mit dem 1.FCN schon dreimal Meister geworden war, leitete mit einem Pass auf Kobierski die Entscheidung ein. Fortunas linker Läufer flankte hoch in den Strafraum, und Paul Mehl verwandelte den Ball nach 70 Minuten zur 2:0-Führung gegen die Profitruppe aus dem Kohlenpott.

Und dann gelang Hochgesang noch sein Meisterstück: Sechs Minuten vor Schluss hob er den Ball über den herausstürzenden Schalker Torwart zum 3:0 ins Tor.

Nach dem Abpfiff brachen alle Dämme. Die Besucher stürmten das Spielfeld und trugen die Spieler auf den Schultern aus dem Stadion. Die Rückfahrt wurde zum Triumphzug, der hupende Konvoi hielt auf seinem Weg rheinabwärts in den Dörfern an jeder Gaststätte.

Aufstellung Fortuna 95: Pesch, Trautwein, Bornefeld, Janes, Bender, Breuer, Mehl, Wigold, Hochgesang, Zwolanowski, Kobierski. Trainer: Heinz Körner. Tore: 1:0 Felix Zwolanowski (11.), 2:0 Paul Mehl (71.), 3:0 Georg Hochgesang (84.).

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