Analyse zum Erfolg Fortunas langer Atem zahlt sich aus

Hannover · Fortuna Düsseldorf hat die vergangenen drei Spiele in der Fußball-Bundesliga gewonnen. Die Entwicklung basiert auf gelebten Werten. Eine Analyse.

 Perfekter Jahresabschluss in letzter Minute: Oliver Fink jubelt nach seinem Siegtor für Fortuna in Hannover.

Perfekter Jahresabschluss in letzter Minute: Oliver Fink jubelt nach seinem Siegtor für Fortuna in Hannover.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Friedhelm Funkel legt einen Blick der tiefen inneren Überzeugung auf und erklärt: „Wir haben von Anfang an gesagt, wir sind gekommen, um zu bleiben.“ Diese Überzeugung haben Fortunas Trainer und seine Mannschaft trotz diverser Wiederstände nie verloren. Und nach dem 1:0 in Hannover, dem dritten Sieg in Serie, ist der Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga plötzlich wieder ein absolut realistisches Szenario. Das Spiel am Samstag spiegelte dabei so viel wider, was die Düsseldorfer in 2018 ausgezeichnet hat. Fortuna hat sich in den vergangenen Monaten und Jahren ein neues, ein erfolgreiches Gesicht auf vielen Ebenen verpasst. Und diese Erfolgsgeschichte basiert vor allem auf gelebten Werten.

Als Botschafter des Vereins fungiert dabei Funkel, der zum Grand Seigneur der Bundesliga aufgestiegen ist. Der mit 65 Jahren älteste Trainer der höchsten Spielklasse hat es wieder allen bewiesen, auch den Kritikern, die nach sechs Niederlagen in Folge schon mal zur Säge griffen und sie ans Bein des Trainerstuhls hielten. Funkel mag mit vielen neumodischen Erscheinungen des Fußballs nichts anfangen können, muss er aber auch nicht. Er vermittelt seinen Spielern die Tugenden, auf die es im Sport ankommt – auf und neben dem Platz.

Fortuna Düsseldorf: Fortunas Scorerliste 2018/19
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Fortunas Scorerliste 2018/19

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Foto: dpa/Thomas Frey

Das Spiel in Hannover war 60 Minuten lang wahrlich keine Darbietung großer Fußballkunst. Doch dann entschied der Wille und das Vertrauen in die eigene Stärke die Partie. Dass gerade Oliver Fink, der lange Zeit verletzt ausgefallene Kapitän, das Jahr mit seinem Siegtor in der zweiten Minute der Nachspielzeit abschloss, passt ins kitschige Fortuna-Bild 2018, das mit der Zweitliga-Meisterschaft, dem 3:3 bei Bayern München und dem 2:1 gegen Borussia Dortmund reichlich bunte Tupfer bot. Das 1:0 in Hannover war auch deshalb sinnbildlich, weil es zur Prognose von Fortunas Verantwortlichen passte, die bereits vor der Saison sagten, dass ihr Team fitter als andere sein und eine echte Einheit bilden müsste.

Dieser lange Atem ist auch neben dem Platz zu spüren. Funkel hob auch am Samstag nochmals hervor, wie wichtig es gewesen sei, dass im und um den Verein eine wohltuende Gelassenheit geherrscht hatte, als seine Mannschaft sechs Spiele in Serie verlor und auf dem direkten Weg zurück in die zweite Liga schien. Explizit hebt der Coach auch immer wieder das beispiellose Verhalten der Fans hervor, die trotz des 1:7 in Frankfurt oder des 0:3 in Gladbach sich, ihren Klub, aber eben auch die aktuelle Mannschaft feierten.

Und während das sportliche Team den Job im Rahmen seiner Möglichkeiten erledigt, wird hinter den Kulissen an der Weiterentwicklung des Klubs gefeilt. In Lutz Pfannenstiel wurde der Vorstand um eine sportliche Fachkraft erweitert. Zudem soll Alex Steinforth nach Informationen dieser Redaktion bald den marktwirtschaftlichen Bereich in diesem Gremium vertreten. Der 33-jährige Steinforth half dabei, die Fortuna-DNA, eine Handlungsmaxime für den Verein, zu entwickeln. Robert Schäfer wird so immer mehr seiner Arbeitsbereiche delegieren. Der Vorstandsboss hat sich zudem auf die Fahnen geschrieben, das Betriebsklima auf der Geschäftsstelle 2019 weiter zu verbessern.

Über allem steht aber natürlich das Ziel, sportlich die Klasse zu halten. Das würde dem Klub, der sich auf die Fahne geschrieben hat, nicht alle kommerziellen Spielchen mitzuspielen und als eingetragener Verein im Profifußball zu bestehen, finanziellen Spielraum geben. Damit soll dann der mittelfristige Plan, sich dauerhaft im Oberhaus zu etablieren, vorangetrieben werden.

Funkel wäre aber nicht Funkel, würde er nach der Erfolgsserie nicht sofort übertriebene Euphorie eindämmen. „Jetzt dürfen die Jungs feiern, das haben sie sich verdient. Wir bleiben aber alle auf dem Boden. Wer selbstzufrieden ist, kriegt eins hinter die Löffel“, betonte der Trainer und forderte Demut – auch ein Wert den die Fortuna von 2018 lebt.

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