Ex-Sportvorstand von Fortuna über Eriksen-Drama Pfannenstiel musste selbst schon auf dem Platz reanimiert werden

Düsseldorf · Er war Sportvorstand von Fortuna, nun arbeitet er als Sportdirektor für den nordamerikanischen Profiklub St. Louis City in der MLS. Aktuell ist er als EM-Experte unterwegs. Was er über die Chancen der Deutschen sagt. Welche Erinnerungen an einen eigenen Schicksalsschlag wieder hochkommen.

Lutz Pfannenstiel.

Lutz Pfannenstiel.

Foto: Falk Janning

Lutz Pfannenstiel hat wahrlich nicht nur die Sonnenseiten des Lebens kennengelernt. Er weiß, was es heißt, auch Rückschläge verkraften zu müssen. Er wurde wegen angeblichen Wettbetrugs in Singapur inhaftiert und gefoltert. Wiederholt wurden er und Menschen in seinem Umfeld zur Zielscheibe von rassistischen Attacken. Bei einem Arbeitsunfall wäre er fast auf dem Platz gestorben.

Als Pfannenstiel, 48, am Samstag sah, wie der Däne Christian Eriksen auf dem Spielfeld reanimiert werden musste, da kämpfte er aus ganz persönlichen Gründen mit seinen Gefühlen. Denn der EM-Experte des ZDF und des Schweizer Fernsehens musste selbst schon einmal auf dem Rasen wiederbelebt werden.

„Es war eine ganz ähnliche Situation", erzählt der Zwieseler am Tag nach den Horror-Szenen im Gespräch mit dem Portal „heimatsport.de“. Am Boxing Day 2002 spielte Pfannenstiel für Bradford in England. In einem Zweikampf erwischte ihn ein gegnerischer Spieler mit dem Knie am Brustkorb. Pfannenstiels Lungen fielen in sich zusammen, auf dem Platz war er dreimal klinisch tot. Nach einigen Stunden im Koma überlebte Pfannenstiel. „Es war ganz eng bei mir. Meiner Freundin haben sie damals gesagt, sie solle mich noch einmal anschauen, weil ich es wahrscheinlich nicht schaffen werde."

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Und weiter: „Bei mir war es eine Kontaktverletzung, bei Christian wussten die Ärzte nicht, was der Grund ist. Das macht es wahnsinnig schwer, Entscheidungen zu treffen. Aber am Ende ist es perfekt gehandhabt worden. Auch der Weg zum Krankenhaus war kurz." Durch das beherzte Eingreifen hätten die Beteiligten Schlimmeres verhindert. Inzwischen ist Eriksen stabil.

Pfannenstiel hatte nach eigenem Bekunden Kontakt mit einigen dänischen Spielern. Im Interview mit der Passauer Neuen Presse sagt er: „Die Spieler haben nicht schlafen können. Natürlich ist die erste Reaktion: Das Spiel kannst du nicht zu Ende spielen. Aber als sich Eriksen aus dem Krankenhaus bei der Mannschaft gemeldet hat, war klar, dass fertiggespielt wird. 999 von 1000 Spielern sagen in so einer Situation eventuell noch unter Schock zu ihrer Mannschaft: ‚Spielt fertig!‘"

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Und wie beurteilt er die Chancen der deutschen Mannschaft zum Auftakt der EM gegen Frankreich? Pfannenstiel sagt in dem Podcast „EM-Einsichten“ der „PNP“: „Frankreich ist nicht der große Favorit – über den Turnierverlauf hinweg vielleicht, aber nicht in diesem Spiel. Gegen Deutschland ist keine Mannschaft dieser Welt klarer Favorit.“

(gic)
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