Fortuna-Fans zu Katar, Teil 2 Per Fahrrad zu VVV Venlo statt WM im Fernsehsessel

Serie | Düsseldorf · WM anschauen oder nicht? Die Entscheidung pro Katar ist durch das deutsche 1:2 gegen Japan nicht einfacher geworden. Bei vielen Fans, gerade in Düsseldorf, ist die Haltung gegenüber dem Turnier aber ohnehin kritisch. Wir hatten nach dem möglichen Ersatzprogramm gefragt – hier sind weitere Antworten.

Fortuna Düsseldorf - Hinrundenrangliste von Fans und Redaktion nach Durchschnittsnoten
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Fortunas Hinrundenrangliste von Fans und Redaktion

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Eine Gruppe von Fortuna-Fans traf sich in der „Retematäng“ in der Düsseldorfer Altstadt, als die Fernsehübertragung des deutschen WM-Auftaktspiels gegen Kostenpflichtiger Inhalt Japan begann. Allerdings waren Duffy und Piet nicht dort, um das aktuelle Spiel zu verfolgen: Die beiden sahen sich mit anderen Gleichgesinnten eine Aufzeichnung des Spiels Deutschland gegen England von der WM 2010 in Südafrika an. „Ich bin aus Solidarität zum Wirt hier. Er hat mit ,Kein Katar in meiner Kneipe‘ ein Zeichen gesetzt, und ich will nicht, dass er das finanziell bereut“, sagt Piet – und sein Kumpel Duffy sieht das ganz genauso.

Eine ganz spezielle Form eines WM-Ersatzprogramms also, zudem eine persönliche Variante des Katar-Boykotts, den sich viele Fortunen auferlegt haben. Und nicht allein Fans: Auch Fortunas Vorstandsvorsitzender Alexander Jobst hat den festen Willen, kein Spiel der WM 2022 zu verfolgen. „Ich habe schon vor längerer Zeit für mich persönlich diese Entscheidung getroffen“, sagt der 49-Jährige. „Meine Haltung dazu resultiert aus der damalig getroffenen Entscheidung zur WM-Vergabe.“ Die meisten Anderen stellen die menschenrechtsverletzenden gesellschaftlichen Verhältnisse im ausrichtenden Emirat in den Mittelpunkt.

Aber nicht alle Fortuna-Fans denken so. Unsere Redaktion hatte diese dazu aufgerufen, ihre Meinung zum Anschauen der WM kundzutun und ihr mögliches Ersatzprogramm mitzuteilen. „Ich brauche kein Ersatzprogramm, ich schaue die WM daheim am Fernseher, genau wie die vorherigen Turniere“, schreibt zum Beispiel Norbert0408 aus Neuss.

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So sieht die Auswärtsfahrer-Tabelle aus

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Foto: Christof Wolff

Zustimmung findet er dazu bei Wolfgang Klengel. „Die Boykottaufrufe finde ich zum jetzigen Zeitpunkt unangemessen“, schreibt das Fortuna-Mitglied. „Als eine korrupte Fifa die Entscheidung zugunsten Katar gefällt hat, wäre die Zeit für Protest, Aufstand und Boykott gewesen. Verstöße gegen Menschenrechte haben allerdings bisher niemanden von der Vergabe von Großveranstaltungen abhalten können: Ich erinnere nur an die WM 2018 in Russland, 2014 in Brasilien und vom IOC die Vergabe der Olympischen Spiele 2014 nach Russland, Winterspiele in China in diesem Jahr usw. Ich verstehe deshalb die jetzige Aufregung nicht. Um mit gutem Gewissen die Spiele der deutschen Mannschaft verfolgen zu können, muss ich also die jeweilige Situation des Gastgeberlandes ausblenden.“

In eine ganz andere Richtung geht die Haltung von Ralf Krämer aus Meerbusch: Für ihn gibt es keine WM. „Am 11.12. fahre ich mit meinem Sohn zu VVV Venlo, die spielen gegen Maastricht, darauf freuen wir uns schon sehr“, schreibt er. „Denn hier scheint der Fußball noch mit dem Geruch von frisch gemähtem Gras eine Verbindung einzugehen. Wir überlegen sogar, wenn das Wetter es zulässt, mit dem Fahrrad von Osterath aus dorthin zu fahren. So fahren wir auch oft und gerne zur Fortuna. Ein DEG-Besuch wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch stattfinden.“

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Foto: Frederic Scheidemann

Eishockey statt Fußball-WM steht auch auf dem Plan von Astrid Schwartz. „Ich bin F95-Mitglied und boykottiere die WM in Katar komplett“, teilt die Düsseldorferin mit. „Am 11.11. war ich beim Saisonfinale im Stadion, am 14.11. habe ich eine Knieendoprothese bekommen, und die nächsten Wochen werde ich, wie unsere Fortuna-Jungs, mit Training verbringen. Allerdings größtenteils in mobiler Reha, so wie einige Spieler ja auch. Kämpfen und siegen halt. Und zum Jahresende belohne ich mich dann mit ein paar DEG-Tickets. Also: Katar kann mich mal!“

Die Diskussion zum Thema Katar ist damit noch nicht geschlossen. Bitte schreiben Sie uns weiterhin, warum Sie am Fernseher dabei sind oder auch nicht – und wenn nein, welches WM-Ersatzprogramm Sie empfehlen. Unser Mailfach ist weiter für Sie geöffnet mit dem Stichwort „WM-Ersatzprogramm“ unter fortuna@rheinische-post.de

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