Fortuna-Fans zu Katar, Teil 3 Keller aufräumen, Fotobücher und DEG statt WM
Serie | Düsseldorf · Für etliche deutsche Fußballfans ist die WM in Katar so gut wie beendet, seit die DFB-Auswahl nach der Vorrunde ausgeschieden ist. Viele Anhänger hatten sich aber bereits im Vorfeld von der WM verabschiedet. Wir hatten nach ihrem Ersatzprogramm für das Turnier gefragt, und hier sind die Antworten.

Diese Spieler waren für Fortuna bei einer WM dabei
Ausgerechnet Fortunas Mittelfeldspieler Ao Tanaka war’s, der das Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschafts-Endrunde in Katar besiegelte. Sein Siegtreffer zum 2:1 für die japanische Auswahl gegen den Topfavoriten Spanien ließ die „Samurai Blue“ an der Truppe von Bundestrainer Hansi Flick vorbeiziehen – und damit eine ganze Menge Menschen weitgehend Abschied von dem Turnier nehmen.
Dieses war freilich schon vorher so umstritten, dass sich Millionen Deutsche frühzeitig dafür entschieden hatten, die Spiele in Katar nicht zu verfolgen. Den Beleg liefern die Einschaltquoten: 14,57 Millionen verfolgten hierzulande im Schnitt die drei Vorrundenspiele gegen Japan, Spanien und Costa Rica, vor vier Jahren in Russland waren es bei absolut vergleichbaren, eher noch unattraktiveren Anstoßzeiten bei den Partien gegen Mexiko, Schweden und Südkorea noch 26,29 Millionen im Schnitt gewesen. Ein Rückgang um mehr als 44 Prozent also.
Hintergrund waren in erster Linie die menschenrechtsverletzenden gesellschaftlichen Verhältnisse in dem Emirat, zudem die von sehr vielen als zweifelhaft angesehenen Machenschaften des Weltverbandes Fifa sowie der mitunter zum Fremdschämen anregende Umgang des DFB und der anderen europäischen Verbände mit den Anweisungen und Verboten der Fifa.

Fortunas Hinrundenrangliste von Fans und Redaktion
Aber was nun tun und vor allem ansehen, wenn man sich als Fußballfan dazu entschließt, die WM nicht zu verfolgen? Rund zwei Wochen lang geht es schließlich noch weiter in Katar, auch wenn die deutschen Kicker bereits im Urlaub ihre Wunden lecken. Wir hatten die Fortuna-Anhänger nach ihrem Ersatzprogramm gefragt – oder auch danach, ob sie die WM-Spiele trotz aller Kritik dennoch anschauen.

So gut werden Fortunas Heimspiele besucht
„Manni vom See“ hat uns dazu geschrieben, ein langjähriger Fortuna-Fan aus dem schleswig-holsteinischen Exil in Dargow. „Bloßer Aktionismus ist zu kurz gegriffen, ebenso stures ,weiter so' beim Zuschauen“, meint er. „Wie bei fast allem dreht es sich bei dieser WM auch wieder nur ums Geld, koste es (auch Menschenleben), so viel es wolle. Leidtragende sind mal wieder der kleine Mann, all die, die Fußball – trotz der diversen Fehlentwicklungen – als ihren Lieblingssport auserkoren haben.“
Seine Argumentation geht aber noch weiter. „Ebenso ist es unfair gegenüber den Sportlern, nicht nur denen, die teils eine WM-Teilnahme als ein Lebensziel haben. Schuldige sind zuerst die Fifa, dann ebenso die nationalen Fußballverbände, die einen Boykott hätten ausrufen müssen. Hochkarätig besetzte Parallelveranstaltungen/Turniere wären eine Lösung gewesen, wobei die Öffentlich Rechtlichen und auch private Medien bestimmt mitgezogen hätten.“

So hat sich Ao Tanaka mit Japan bei der WM geschlagen
Für all diese Lösungen sei es aber bereits kurz vor WM-Beginn zu spät gewesen. „Manni vom See“ schließt daher: „Ich werde die Spiele weitgehend verfolgen, meist erst zum Anpfiff einschalten, zum Abpfiff ausschalten. Den Ton schalte ich oft sowieso aus, weil die unsäglichen Labereien, Rededuelle und Besserwisserei-Meisterschaften für mich unerträglich sind.“
Eine Haltung, die in ähnlicher Form mehrere Fans äußerten. Ralf Ströter aus Düsseldorf hingegen hat sich gegen Katar entschieden. „Ich werde die bundesligafreie Zeit nutzen, um wieder die zweite Mannschaft der Fortuna zu besuchen und natürlich auch unsere DEG. Die Jungs haben auch mehr Unterstützung verdient“, schreibt er. Und da die „Zwote“ ja nun auch erst einmal urlaubt, wird die DEG umso mehr Unterstützung abbekommen.
Ulrich Priebus aus Leichlingen verzichtet ebenfalls auf Fifa und Co. im Emirat. „Ich werde endlich den Keller gründlich aufräumen. Der hat es echt verdient, der gute Geselle“, schreibt der Fortuna-Fan. „Das ist mir leider auch im Lockdown der Corona-Pandemie nicht gelungen. Ob es diesmal klappt? Ich hoffe. Ich freue mich ebenso, unzählige Digitalfotos von zahlreichen Reisen der letzten zehn Jahre (seitdem ich mich im Un-Ruhestand befinde…) zu kontrollieren, zu löschen, zu sortieren und vielleicht ein, zwei schöne Fotobücher als Weihnachtsgeschenk für meine Frau zu erstellen (das mit den Fotobüchern ist mir gerade ganz spontan eingefallen, super – danke für Ihre Aufforderung „Ersatzprogramm WM“).“
Vermutlich reiche dafür die Zeit der WM Spiele gar nicht aus, meint Herr Priebus. „Aber ich freue mich riesig darauf, diese Aufgaben in Angriff nehmen zu können. Es ist ja kaum etwas Überflüssigeres denkbar, als sich bei einer Fußball-WM zur Adventszeit im Fußballland Katar vor die Glotze zu setzen. Danke Sepp Blatter, danke Giovanni Infantino! Jetzt freut sich der Keller, und ich freue mich auf die Urlaubsfotos.“
Zwei Wochen also noch, bis ein Leichlinger Keller glänzt wie das Foyer von Windsor Castle. Wir sagen jedenfalls herzlichen Dank für die ebenso informativen wie originellen Einsendungen. Und wenn Ihr Ersatzprogramm so aussieht, unsere Fortuna-Artikel in der Rheinischen Post zu lesen – dann haben wir auch alle was davon. In diesem Sinne noch eine schöne Adventszeit!
Hier geht es zu den ersten beiden Teilen unserer Serie zum WM-Ersatzprogramm: