Beim 1:1 gegen Hannover Darum war dieser Fortuna-Elfmeter keiner wie jeder andere

Düsseldorf · Auf den ersten Blick war es beim 1:1 gegen Hannover genauso wie beim 5:0 in Elversberg vor einigen Wochen: Christos Tzolis wird gefoult, und Christos Tzolis verwandelt den fälligen Elfmeter selbst. Doch ganz so war es nicht, wie der Schütze verrät. Was das Besondere war. Warum er eiskalt blieb.

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Foto: Moritz Mueller

Christos Tzolis ist ein Sonnenkind. Diesen Eindruck kann man zumindest gewinnen, wenn man Fortunas Linksaußen so rund um die Trainingseinheiten und Spiele erlebt. Der 21-Jährige ist immer gut drauf, lacht viel, ist freundlich zu jedem in seiner Umgebung. Erst wenn man sich ein bisschen länger mit ihm unterhält, das Gespräch etwas mehr in die Tiefe geht, dann ist zu spüren, dass Tzolis auch andere Zeiten erlebt hat. In denen er sich nicht so wertgeschätzt gefühlt hat – weswegen es ihm jetzt auch in Düsseldorf so besonders gut geht.

Am Sonntagnachmittag scheint es wieder so eine Sonnenkind-Szene zu geben. Es läuft die 57. Spielminute im Zweitliga-Topspiel der Fortuna gegen Hannover 96, die Gastgeber liegen nach Cedric Teucherts frühem Treffer 0:1 zurück und kommen nach einer mäßigen ersten Hälfte erst so langsam zurück ins Spiel. Dann setzt Tzolis zu einem Dribbling über den linken Flügel an, versetzt endlich einmal seinen unerbittlichen Gegenspieler Jannik Dehm – der zuletzt eigentlich stets im Mittelfeld gespielt hat, den 96-Trainer Stefan Leitl aber eigens als Sonderbewacher für Tzolis nach rechts hinten gezogen hat.

Der junge Grieche will ähnlich wie bei seinen Treffern gegen Karlsruhe und Rostock einen Schlenzer in die lange Ecke landen, geht aber zu Boden. Das Spiel läuft zunächst weiter, dann zitiert Videoassistent Daniel Schlager den insgesamt sehr abstrus pfeifenden Schiedsrichter Florian Lechner vor den Bildschirm. Es gibt Elfmeter – und jetzt beginnt die Geschichte erst so richtig.

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Foto: Moritz Mueller

Denn auf den ersten Blick hat es den Anschein, als laufe alles so wie bei Tzolis erstem Ligatreffer für Fortuna. Am 26. August war das, zum Zwischenstand von 4:0 bei der SV Elversberg (Endstand: 5:0). Da wurde der griechische U21-Nationalspieler kurz nach seiner Einwechslung im Strafraum gelegt, schnappte sich dann den Ball und verwandelte den Elfmeter eiskalt. So ähnlich macht er es auch jetzt gegen Hannover. Aber eben nur so ähnlich.

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Fortuna - Hannover: Bilder des Spiels

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Foto: dpa/David Inderlied

Denn eigentlich will Tzolis diesmal gar nicht schießen. „Jordy (de Wijs, Anm. d. Red) hat mir den Ball zwar direkt in die Hand gedrückt, aber so klar war die Sache gar nicht“, erzählt der 21-Jährige auf entsprechende Nachfrage. „Ich bin schließlich noch ein junger Spieler und ziemlich neu hier bei Fortuna.“ Und die Situation sei zudem auch eine ganz andere gewesen als in Elversberg, ergänzt der begeisterte Hobbykoch: „Da haben wir 3:0 geführt und es ging nur noch ums 4:0. Jetzt lagen wir 0:1 hinten in diesem wichtigen Spiel, da habe ich einen ganz anderen Druck gespürt.“

Deshalb geht er zunächst einmal zu einem erfahrenen Kollegen: Felix Klaus, sein Pendant auf dem rechten Flügel. „Ich habe Felix gefragt, ob er sich sicher genug fühle zu schießen“, berichtet Tzolis. „Da hat er mir aber gesagt: Mir wäre es lieber, wenn du schießt. Da habe ich es eben gemacht.“ Und was war mit dem großen Druck-Gefühl? „Das war dann weg. Wenn Felix mir das zutraut, dann schieße ich eben.“

Und wie. Tzolis nagelt die Kugel in den rechten oberen Winkel. Mit einer Coolness, als sei das Ganze bei einem netten Wettschießen mit Kumpels und einer Currywurst als Einsatz. Doch statt einer solchen Leckerei gewinnt die Leihgabe des englischen Zweitligisten Norwich City mit seinem Treffer einen Punkt für Fortuna. Und ganz sicher den Respekt seiner erfahrenen Kollegen.

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