„Das war einfach Blödsinn“ Dieser Spieler bekommt von Fortuna-Trainer Thioune eine ordentliche Ansage

Düsseldorf · Der FC St. Pauli war am Samstagabend eine Nummer zu groß für Fortuna. Beim verdienten 1:2 gegen den Spitzenreiter begingen die Düsseldorfer vor allem in der Defensive die entscheidenden Fehler. Ein Akteur stand nach der Partie besonders harsch in der Kritik.

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Foto: Moritz Mueller

Die drei personifizierten Schreckgespenster des FC St. Pauli spukten den geschlagenen Fortuna-Profis vermutlich die gesamte Nacht im Kopf herum. Marcel Hartel, Oladapo Afolayan und Manolis Saliakas – dieses Trio der Hanseaten hatte am Samstagabend maßgeblich dafür gesorgt, dass die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune das Topspiel gegen den nach wie vor ungeschlagenen Zweitliga-Spitzenreiter völlig verdient mit 1:2 verlor und mit jenem Resultat sogar noch gut bedient war.

Kapitän Hartel erzielte beide St.-Pauli-Treffer – erst vom Elfmeterpunkt, anschließend per Kopf –, Saliakas schlug die Flanke vor dem zweiten Tor und Afolayan wirbelte nicht nur die gesamte Hintermannschaft der Düsseldorfer durcheinander, sondern holte auch den Freistoß heraus, der kurz darauf zum Strafstoß führte. Fortuna-Linksverteidiger Nicolas Gavory hatte den 26-Jährigen zuvor in zentraler Position völlig ungestüm von den Beinen geholt.

In diesem besonderen Fall musste man zwar sicherlich ein wenig Nachsicht walten lassen, weil Gavory während der Wintervorbereitung mit einem hartnäckigen grippalen Infekt sowie dessen Folgen zu kämpfen hatte und überhaupt nur wegen des kurzfristigen Ausfalls von Tim Oberdorf in der Startelf stand. Doch Trainer Thioune brachte die Situation gehörig auf die Palme. „Das Foul vor dem Elfmeter war einfach Blödsinn, da ärgere ich mich drüber“, sagte er. „Wenn man einen Spieler, der nach innen zieht, auf dem rechten Fuß hat, dann kann man den linken Fuß auch blockieren, ohne zur Grätsche runterzugehen.“

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Foto: Moritz Mueller

Zu allem Überfluss war Gavory ebenso an der Entstehung des zweiten Gegentreffers beteiligt, weil er Saliakas in aller Seelenruhe gewähren ließ. Selbst wenn Kapitän Andre Hoffmann im Endeffekt derjenige war, der sich verschätzt und Hartel in seinem Rücken aus den Augen verloren hatte. „Dieses Tor ärgert mich extrem, weil es unser Job als Innenverteidiger ist, genau das zu verteidigen“, räumte Hoffmann ein und bilanzierte: „Wir haben das Spiel definitiv im eigenen Strafraum verloren.“

Die Schelte für Gavory entkräftete er in diesem Fall. „Wenn man mich fragt, ob ich denjenigen, die außen die Flanke zulassen, einen Vorwurf machen kann, sage ich: nein“, betonte der Kapitän. „Es ist nicht möglich, in dieser Liga jede Flanke zu verteidigen. Wir müssen diese einfachen Gegentreffer in der Mitte verhindern.“ Vor allem, um nicht ständig in Rückstand zu geraten, was erst recht gegen ein derart diszipliniert verteidigendes Team wie St. Pauli der Genickbruch war.

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Foto: Moritz Mueller

Das sah auch Florian Kastenmeier so. „Wir können ein Spiel nicht jedes Mal drehen. Vor allem gegen eine Top-Mannschaft wie St. Pauli ist das ein Brett, wenn du zuhause mit 0:2 hintenliegst“, resümierte der Torhüter, der mit mehreren starken Paraden einige weitere Gegetreffer verhindert hatte. „Da kann ,Fortuna für alle’ sein, da kann der Papst kommen – irgendwann wird es auch mal eng. Wir müssen damit aufhören, immer einem Rückstand hinterherzulaufen.“

Trainer Thioune wollte es unterdessen nicht nur bei der Kritik an seiner Hintermannschaft belassen, sondern bezog das gesamte Team mit ein. „Wir haben keinen Platz gefunden, weil uns die Überzeugung und der Mut gefehlt haben. Wir haben das Spiel eigentlich anders aufgesetzt, es in der Umsetzung aber nicht gut gemacht und die Räume nicht so bespielt, wie wir sie bespielen wollten“, betonte er und erkannte ohne Umschweife an: „Das war ein Statement von St. Pauli. Es stand beim Gegner sehr viel Qualität auf dem Platz. Er hat uns vor so große Herausforderungen gestellt, dass diese Niederlage absolut verdient war.“

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Foto: dpa/David Inderlied

Allerdings blickte Thioune auch ein wenig neidisch gen Hamburg. „Es ist erkennbar: Wenn Kontinuität und Abläufe da sind, ist es deutlich einfacher. Wir mussten durch die Verletzung von Tim Oberdorf wieder etwas verändern“, sagte der 49-Jährige. „Dann hat man nicht sofort diese Verlässlichkeit und steht eben ein paar Plätze hinter dem Top-Team der Liga, und das für den Moment zurecht.“

Vor dem nächsten Aufeinandertreffen mit den „Kiezkickern“ am Dienstag (20.45 Uhr, Millerntor-Stadion) im DFB-Pokal-Viertelfinale blieb der Trainer deshalb demütig. „Jetzt eine Kampfansage zu machen, wäre nach diesem Spiel völlig fehl am Platz“, konstatierte Thioune. „Wir sind nicht an unsere hundert Prozent gekommen. Die braucht man aber, um St. Pauli zu schlagen.“ Und um keine weiteren Albträume von Hartel, Afolayan und Saliakas zu bekommen.