Beim Nürnberg-Spiel Riesiges Banner ruft bei Fortuna zum WM-Boykott auf

Düsseldorf · Der Protest gegen die Weltmeisterschaft in Katar ist weltweit enorm groß – vor allem wegen der Menschenrechtsverletzungen in dem arabischen Emirat. Vor dem Zweitligaspiel der Düsseldorfer gegen den 1. FC Nürnberg wurde bei Fortuna ein eindrucksvolles Zeichen gesetzt. Was dahintersteckt.

 Die Mannschaften vor dem Boykott-Transparent in der Arena.

Die Mannschaften vor dem Boykott-Transparent in der Arena.

Foto: HD/Scheidemann/HD/Frederic Scheidemann

Die Organisatoren hatten die Aktion ganz bewusst unter der Decke gehalten. Es sollte ein überraschender Moment sein, um den Effekt der Demonstration zu erhöhen – und dieses Unterfangen ist dann auch vollauf geglückt. Während die Mannschaften der Fortuna und des 1. FC Nürnberg vor ihrem Zweitligaspiel auf den Rasen der Düsseldorfer Arena gingen, entrollten einige Fans entlang der Gegentribüne ein 25 Meter breites Transparent. Aufschrift: „#Boycott Qatar 2022“.

Es war in der Landeshauptstadt der bisherige Höhepunkt der Aktion, die zum Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar aufruft. Diese wird zwar ab Mitte November wie seit langem vom Weltverband Fifa geplant in dem arabischen Emirat stattfinden, doch versuchen Fans weltweit, die Menschen dazu aufzurufen, die Spiele nicht zu verfolgen, weder in den Stadien noch an den Fernsehschirmen.

Hintergrund sind die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen in Katar, von den Arbeitsbedingungen beim Bau der Stadien (als Tausende Arbeiter ums Leben kamen) bis hin zur aktuellen Situation. Unter anderem wird in dem Emirat gleichgeschlechtliche Liebe noch immer als Verbrechen angesehen und strafrechtlich verfolgt.

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Foto: Christof Wolff

Gegen all das richtet sich die Aktion „#Boycott Qatar 2022“, der sich viele Fortuna-Fans mit dem riesigen Banner angeschlossen haben. Organisiert wurde dieser Protest von der durch ihre Videos und Musikproduktionen bekannten Gruppe „Halbangst“ und den Fans im Block 29 der Arena, in dem die Mitglieder zumeist die Fortuna-Spiele verfolgen. Auch dem Thema Katar hatte sich die Gruppe bereits in einer Videoproduktion gewidmet, die hier über einen Klick erreichbar ist.

„Unsere Namen sind dabei überhaupt nicht wichtig“, erklärt ein Halbangst-Sprecher unserer Redaktion, der seinen Namen deshalb auch gar nicht genannt haben möchte. „Viel wichtiger ist, dass immer mehr Menschen sich dem Gedanken anschließen und keine Sekunde dieses Turniers verfolgen.“ Der Verein war über die Aktion übrigens jederzeit informiert. „Wir haben alles in enger Abstimmung mit Fortuna gemacht, die voll hinter unserer Idee steht“, betont der Sprecher.

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Foto: dpa/David Inderlied

Als Verein hat Fortuna das auch bereits dokumentiert, indem Vorstand, Aufsichtsrat und Mitglieder auf Initiative der Arbeitsgruppe Transparenz ein gemeinsames Positionspapier beschlossen haben, das sich eindeutig für einen Boykott der WM ausspricht. „Damit sind wir noch immer einzigartig unter den 36 deutschen Profivereinen“, sagt der Halbangst-Sprecher. Ohnehin nimmt Düsseldorf innerhalb Deutschlands eine führende Rolle in der Bewegung ein, weil sich bereits viele Kneipen, Bars und Gaststätten entschieden haben, keine WM-Spiele auf ihren Fernsehschirmen zu zeigen.

Das Boykott-Banner wurde übrigens nach der Präsentation vor der Gegengerade für die Dauer des Spiel fest vor der Nordtribüne installiert und war so auch bestens auf den Fernsehbildern von der Partie zu sehen. Wie es sportlich weiterging, können Sie hier in unserem Liveticker verfolgen.

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