Erster Jahrestag seines Todes Fortuna-Legende Edvaldsson bleibt unvergessen

Düsseldorf · Vor genau einem Jahr ist Atli Edvaldsson gestorben. Der isländische Nationalstürmer war für Fortuna weit mehr als ein Profi, der kommt und geht. Der Publikumsliebling hat bei allen, die ihn kennenlernen durften, tiefen Eindruck hinterlassen.

 Atli Edvaldsson (r.) bei einer Show-Boxeinlage mit Muhammad Ali.

Atli Edvaldsson (r.) bei einer Show-Boxeinlage mit Muhammad Ali.

Foto: Horstmüller

Es gibt nicht viele Fußballer, die durch ihr Wirken so große Fußstapfen hinterlassen, wie dies Atli Edvaldsson gelungen ist. Das hatte natürlich mit der sportlichen Qualität des baumlangen Isländers zu tun, der genau vor einem Jahr gestorben ist, und an den sich seine Weggefährten bei seinen Klubs, zu denen etliche Jahre lang auch die Fortuna gehörte, noch immer gern erinnern. Noch maßgeblicher für den tiefen Eindruck, den Edvaldsson in Düsseldorf wie an seinen anderen Wirkungsstätten hinterließ, war freilich, dass er einfach ein liebenswerter Mensch war. Einer von der Sorte, die man nicht alle Tage trifft.

Der langjährige isländische Fußball-Nationalspieler war am 2. September 2019 im Alter von 62 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Der 1,90 Meter große Stürmer und Mittelfeldakteur bestritt von 1980 bis 1988 insgesamt 224 Spiele in der Bundesliga und erzielte 59 Tore. Er trug die Trikots von Borussia Dortmund, der Fortuna und von Bayer Uerdingen. Mit den Krefeldern (heute KFC Uerdingen) wurde er Bundesliga-Dritter und zog mit ihnen ins Halbfinale um den Europacup der Pokalsieger ein. Nach seiner Karriere als Profi wechselte er erneut zu einem Düsseldorfer Verein und schloss sich dem Amateurligisten Turu an.

Mit dem Namen Edvaldsson verknüpfen Fortuna und ihre Anhänger insbesondere ein herausragendes Ereignis: In der letzten Erstliga-Begegnung der Saison 1982/83 gegen Eintracht Frankfurt schoss der Torjäger alle Düsseldorfer Treffer zum 5:1-Sieg. Trainer der Mannschaft aus Flingern war Willibert Kremer. Damit war Edvaldsson der erste ausländische Akteur, dem in der höchsten deutschen Klasse ein Fünferpack glückte. Einen Tag später erzielte er im Nationalteam gegen Malta einen Treffer. Mit einem Privatjet war er damals zum Länderspiel geflogen.

Nach einem Jahr in Dortmund mit Trainer Udo Lattek wechselte er 1981 zur Fortuna, für die er in vier Spielzeiten 122 Mal in der Bundesliga zum Einsatz kam (38 Tore). In Düsseldorf habe er seine schönste Zeit als Profi erlebt, sagte er einmal. „Bei meiner Liebe Fortuna“, betonte er. „Die Stadt liegt mir am Herzen.“ In der Saison, die er im Rheinstadion mit seiner großartigen Torgala gegen Frankfurt abschloss, war lediglich der Bremer Rudi Völler, heute Sportchef von Bayer Leverkusen, mit 23 Treffern noch um zwei Tore besser als der Isländer. Mit Edvaldsson spielte zwei Jahre lang auch noch ein Landsmann von der Insel im Nordwesten Europas für Fortuna in der Bundesliga: Petur Ormslev. Beide waren später ebenfalls gemeinsam für ein Unternehmen der Versicherungsbranche tätig.

„Die Fortuna-Familie trauert um einen verdienstvollen, beliebten und liebenswerten Menschen, der die Fans bis zuletzt nicht nur auf dem Platz zu begeistern wusste“, sagte Fortunas Vorstandsvorsitzender Thomas Röttgermann nach Edvaldssons Tod. Reinhard Rauball, Präsident von Borussia Dortmund, wird in der Erinnerung an den verstorbenen Torjäger auf der Homepage seines Klubs mit den Worten zitiert: „Atli Edvaldsson war ein toller Fußballer und ein ganz feiner Kerl.“ Für den BVB ging Edvaldsson auf Torjagd an der Seite von Manfred Burgsmüller, der am 18. Mai 2019 gestorben ist.

Bevor Atli Edvaldsson, in Islands Hauptstadt Reykjavik geboren, den Sprung in die deutsche Eliteklasse wagte, wollte er in der Heimat noch seine Ausbildung zum Diplom-Sportlehrer abschließen. Auch in seiner Düsseldorfer Zeit erlebte man Fortunas „Wikinger“, wie Edvaldsson gern genannt wurde, als einen Mann, dessen sympathisches Auftreten irgendwie typisch war für die Menschen von der Insel. Freundlich und bescheiden. Dank seiner Körpergröße war der athletische Offensivspieler auch ein überragender Kopfballspezialist. In seinem Land gewann er zweimal die Meisterschaft im Volleyball. Durch diesen Sport habe er „ein gutes Timing für den Kopfball bekommen“, sagte er. Zudem war er ein sehr fairer Fußballer, bekam nie einen Platzverweis oder vier Gelbe Karten in einer Saison und war daher niemals gesperrt.

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