Meisterschaft, die es nicht mehr gibt Als es für Fortuna gegen Sandhausen um den Titel ging

Düsseldorf · Am Samstag kämpft Fortuna beim SV Sandhausen um den Anschluss an die Spitzengruppe der Zweiten Liga, die Gastgeber sogar verzweifelt um den Klassenerhalt. Vor 44 Jahren sah das ganz anders aus.

 Fortunas Mannschaft 1977 in Sandhausen.

Fortunas Mannschaft 1977 in Sandhausen.

Foto: Horstmüller

Wenn man Fans von Fortuna Düsseldorf nach der Titelsammlung ihres Klubs fragt, dann werden die meisten wie aus der Pistole geschossen mit drei Höhepunkten antworten: Deutscher Meister 1933, DFB-Pokalsieger 1979 und 1980. Nicht wenige werden sogar die Daten ergänzen können, als diese Titel eingefahren wurden: 11. Juni 1933, 23. Juni 1979, 4. Juni 1980. Im Fanshop des Vereins ist auch ein T-Shirt erhältlich, auf dem diese Daten groß verewigt sind.

Doch es gibt noch einen vierten nationalen Titel in der 125-jährigen Vereinsgeschichte, und den werden schon weniger Anhänger sofort parat haben. Noch weniger, gegen welchen Gegner er eingefahren wurde. Es war der SV Sandhausen – richtig, eben jener SV Sandhausen, der am Samstag (13 Uhr) Gastgeber der Düsseldorfer am 25. Spieltag der 2. Bundesliga ist.

Im Hardtwald-Stadion des 15.000-Seelen-Vororts von Heidelberg, in dem auch die Samstag-Partie stattfinden wird, durfte Fortuna am 26. Juni 1977 tatsächlich einen Meisterpokal in die Luft stemmen. Allerdings war es die Trophäe für einen Titel, den es heute gar nicht mehr gibt – die Belohnung für den Deutschen Amateurmeister.

Fortuna Düsseldorf: So könnte die Startelf im Zweitligaspiel gegen den SV Sandhausen aussehen
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So könnte Fortunas Startelf gegen Sandhausen aussehen

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Foto: Christof Wolff

Nun werden auch jüngere Fans wissen, dass Fortuna 1977 keineswegs ein Amateurklub war. Die Düsseldorfer spielten vielmehr eine gute Rolle in der Bundesliga und sollten sich dort noch zehn weitere Jahre halten. Aber es gab ja wie heute noch die zweite Mannschaft, damals „Fortuna Amateure“ genannt und vom DFB wie ein Amateurklub behandelt. Was konkret hieß: Wie die Amateurteams der anderen Erst- und Zweitligisten durfte sie sich über den Verbandspokal für den DFB-Pokal qualifizieren und eben auch an der Deutschen Amateurmeisterschaft teilnehmen.

In der Saison 1976/77 hatten sich Fortunas Amateure mit ihrem Trainer Roland Helfsgott für die Endrunde um den Amateurtitel qualifiziert. In der Mannschaft standen einige später – oder auch schon seinerzeit – sehr prominente Akteure: Peter Biesenkamp etwa, der in den 1970ern Stammspieler der ersten Mannschaft war, aber dennoch seinen Amateurstatus behalten hatte. Dazu Sepp Weikl und Hubert Schmitz, die zwei Jahre später gegen den großen  FC Barcelona im Finale von Basel um den Europapokal der Pokalsieger spielten. Auch Konny Eickels oder Kapitän Hardy Helmreich waren über die Stadtgrenze hinaus bekannte Größen.

 Die Amateurmeister Sepp Weikl (im Vordergrund) und Hubert Schmitz (mit Trophäe) nach dem Sieg im DFB-Pokalfinale 1979 gegen Hertha.

Die Amateurmeister Sepp Weikl (im Vordergrund) und Hubert Schmitz (mit Trophäe) nach dem Sieg im DFB-Pokalfinale 1979 gegen Hertha.

Foto: HORSTMUELLER GmbH

Bevor es zum Showdown in Sandhausen kam, mussten die Düsseldorfer noch drei Runden überstehen. Achtelfinale gegen Concordia Hamburg (2:1 und 5:0), Viertelfinale gegen den FC Bitburg (4:3 und 4:2), Halbfinale gegen ATS Kulmbach aus Bayern (3:0 und 1:1). Dann stellte sich der Südwest-Vertreter vom Hardtwald zum ersten Finale am Flinger Broich vor. 8000 Zuschauer sahen am 22. Juni einen 1:0-Erfolg der Gastgeber, Werner Albrecht erzielte in der 59. Minute den Treffer.

Vier Tage später dann das entscheidende Rückspiel vor 10.000 Besuchern. Weikl brachte Fortuna in der 14. Minute in Führung, vier Minuten nach Franz Josef Heintz’ Ausgleich (21.) sorgte Günther Schwidden für den erneuten Vorsprung. Karl-Heinz Frey schaffte für Sandhausen zwar noch das 2:2, aber das Helfsgott-Team brachte das Ergebnis über die Zeit und holte den damals zweiten Titel der Vereinsgeschichte.

Diese Spieler setzte Fortuna in den beiden Finalspielen ein: Karl-Heinz Ach (Tor) – Peter Biesenkamp, Hans-Jörg Stiller, Willi Bungert, Werner Albrecht, Eckhard Fischer, Manfred Lubberich, Hubert Schmitz, Leonhard Helmreich, Josef Weikl, Konrad Eickels und Günther Schwidden. Kurios: Zehn Spieler absolvierten beide Finalpartien über 90 Minuten, lediglich Eickels und Schwidden wechselten sich ab.

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