Fortuna Düsseldorf Ex-Leipziger auf Fortunas Wunschliste

Düsseldorf · Alexander Zorniger, bis vor zwei Wochen Trainer bei Zweitligist RasenBallsport Leipzig, ist ein ernsthafter Kandidat für die Nachfolge des beurlaubten Oliver Reck.

Das ist Alexander Zorniger
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Foto: dpa, mut jai

Alexander Zorniger, bis vor zwei Wochen Trainer bei Zweitligist RasenBallsport Leipzig, ist ein ernsthafter Kandidat für die Nachfolge des <u>beurlaubten Oliver Reck</u>.

Fürs erste muss es Taskin Aksoy richten. Es ist ein durchaus üblicher Weg, den Zweitligist Fortuna Düsseldorf nach der Montagmittag erfolgten Trennung von Chefcoach Oliver Reck beschreitet: Entweder ist es der Co-Trainer, auf den ein Klub in einer solchen Situation setzt, oder der verantwortliche Mann bei der zweiten Mannschaft. Und so entschied sich Fortunas Vorstand für U23-Coach Aksoy. Er wird am Mittwoch das Training leiten und soll beim nächsten Spiel am Sonntag beim 1. FC Heidenheim auf der Bank sitzen.

<u>Favorit auf die dauerhafte Nachfolge ist jedoch ein anderer: Alex Zorniger, 47 Jahre alt und bis zum 11. Februar Trainer beim ungeliebten Ligarivalen RasenBallsport Leipzig.</u> Der Schwabe leistete bei dem Klub, der von den Brause-Millionen des Österreichers Dietrich Mateschitz lebt, hervorragende Arbeit, stieg mit den Sachsen innerhalb von zwölf Monaten in die Dritte und in die Zweite Liga auf. Dass er sich dann mit Leipzigs sportlichem Leiter Ralf Rangnick zerstritt, könnte ihm den Weg zu Fortuna sogar erleichtern: Rangnicks und Mateschitz' Weg zum Erfolg lehnt die Masse der Fortuna-Fans vehement ab, was sie beim direkten Vergleich im September auch leidenschaftlich zum Ausdruck brachten.

"Noch hat mit mir niemand Kontakt aufgenommen"

Für Zorniger wäre Düsseldorf der perfekte Paradigmenwechsel. Hier könnte der Mann, der selbst nie Profi war und dann Jahrgangsbester im DFB-Trainerlehrgang von Frank Wormuth wurde, das Image abstreifen, nur mit Mateschitz' Millionen arbeiten zu können. Vom Brauseklub zum Traditionsverein Fortuna — ein gewagter, von Zorniger jedoch fraglos erwünschter Spagat. "Noch hat mit mir niemand Kontakt aufgenommen", sagte der 47-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. Das freilich ist eine branchenübliche Aussage, zumal da Fortuna im Augenblick ja tatsächlich noch in der Findungsphase steckt.

<u>Ein pikanter Randaspekt ist, dass Zorniger und Reck nach dem 2:2 Fortunas gegen Leipzig ein verbales Scharmützel austrugen.</u> "Auch andere Klubs können leidenschaftlich spielen, nicht nur Traditionsvereine", zischte der damalige Leipziger in Richtung Recks, der eine entsprechende Bemerkung gemacht hatte. Reck konterte: "Ich arbeite nun mal lieber für einen Traditionsverein." Anschließend sickerte durch, dass Mitglieder der Fortuna-Führung sich bei Zorniger entschuldigten und ihm versicherten, Recks Meinung nicht zu teilen.

Suche nach einem System-Trainer

Sicher kommen auch andere Kandidaten in Frage. Aksoy zum Beispiel, denn Vereine kommen mitunter nicht umhin, eine Interims- zur Dauerlösung zu machen — nach einer Erfolgsserie etwa. Nicht zuletzt der frühere Torwarttrainer Reck selbst kam so zu seinem Chefjob. Unter den Fans am häufigsten genannt wird Ex-Hertha-Trainer Jos Luhukay, doch obwohl er mit Gladbach, Augsburg und Berlin dreimal in die Erste Liga aufstieg, soll er in Fortunas Führung derzeit kein Thema sein, ebenso wenig wie Altmeister Friedhelm Funkel oder "Pele" Wollitz, die am Sonntag beim 1:3 gegen Nürnberg auf der Tribüne saßen. Denkbar wäre zudem die Verpflichtung Jens Kellers, wie Schulte mit Schalker Vergangenheit.

Nach den Erfahrungen mit Reck, dem die Düsseldorfer Verantwortlichen lange Zeit die Chefrolle nicht zutrauten und dem sie das Amt erst nach der zweiten Erfolgsserie als Interimscoach antrugen, ist für den Vorstand bei der Suche vor allem eins wichtig: die Fähigkeit, konzeptionell zu arbeiten, ein Team nachhaltig mit einer Handschrift zu versehen. Aksoy hat diese Qualität zwar bei Fortuna II bewiesen — aber hat er das Standing, alte Profi-Haudegen wie Sergio Pinto oder Michael Rensing zu führen? Einem Mann ohne Stallgeruch könnte das leichter fallen, erst recht, wenn er wie Zorniger den Ruf eines absoluten Fachmanns genießt, dem letztlich seine fußballerische Überzeugung sogar wichtiger ist als ein Haufen Geld.

Ein weiterer Mosaikstein könnte sein, dass sich Christian Nerlinger das Düsseldorfer Spiel gegen Nürnberg im Stadion ansah. Der frühere Bayern-Manager ist zwar der Berater von Fortunas Innenverteidiger Jonathan Tah, aber interessanterweise auch der von Zorniger.

(RP)
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