Nach dem 2:5 in Wolfsburg Ärger im Fortuna-Paradies

Wolfsburg · Oft schon hat Trainer Friedhelm Funkel sein Team gelobt. Nach dem 2:5 in Wolfsburg gab es verbale Keile, vor allem für seine Innenverteidiger Kaan Ayhan und Marcin Kaminski.

 Friedhelm Funkel im Stadion. (Archiv)

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Foto: dpa/Marius Becker

Ein alter Trainerfuchs wie Friedhelm Funkel weiß ganz genau, wann er Streicheleinheiten verteilen kann – und wann er eben auch mal den Knüppel herausholen muss. In Wolfsburg war am Samstag Knüppelzeit, selbstredend nur verbal. „Ich bin heute sauer“, sagte der Trainer von Fortuna Düsseldorf nach der 2:5-Niederlage beim VfL, „richtig sauer. Wir haben überheblich, desaströs und körperlos verteidigt. Wenn wir das machen, dann wird es für uns in der Bundesliga ganz, ganz schwer.“

Vor allem brachte den 65-Jährigen die Defensivarbeit in der Viertelstunde nach der Pause auf den Baum. „Wir haben widerstandslos die Tore hingenommen, das darf nicht sein“, schimpfte Funkel. „Wir werden darüber in der Länderspielpause ein ernstes Wörtchen reden. Schade ist nur, dass unsere beiden Innenverteidiger, mit denen ich besonders reden muss, wegen der Länderspiele gar nicht da sind.“

VfL Wolfsburg - Fortuna Düsseldorf: die Bilder des Spiels
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Foto: dpa/Peter Steffen

Kaan Ayhan und Marcin Kaminski müssen ein paar Meter weiter die Ohren geklingelt haben. Einzelkritik dieser Art ist bei Funkel, dem Teamgeist und Teamgefühl über alles gehen, ausgesprochen selten und muss daher besonders beachtet werden. Und tatsächlich war schon auffällig, wie behäbig Ayhan und Kaminski, die doch in dieser Saison schon so viele großartige Leistungen auf den Platz gebracht haben, in der entscheidenden Phase zu Werke gingen. Innerhalb von nur fünf Minuten machte Wolfsburg aus einem 1:1 ein 4:1. Eine Begegnung, in der das Momentum zuvor eher auf Düsseldorfer Seite gelegen hatte, nahm ihre maßgebliche Wendung.

Für viele Anhänger, die ihrem Unmut im Internet Luft machten, war Torhüter Michael Rensing der Sündenbock, doch dessen durchwachsene Tagesform war nur ein kleiner Teilaspekt. Sicher hatte der Keeper am 2:1 und 3:1 mit jeweils zu kurz geratenen Abwehraktionen seine Aktien – die lethargische bis passive Haltung seiner Feldspielerkollegen mit den Nationalverteidigern aus der Türkei und Polen an der Spitze war das weit größere Problem.

VfL Wolfsburg - Fortuna Düsseldorf: die Fortunen in der Einzelkritik
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Foto: Falk Janning

Wenig hilfreich und ein weiteres Indiz dafür, dass in Wolfsburg erstmals ein wenig Ärger ins Fortuna-Paradies Einzug gehalten hatte, war dabei der Kommentar Matthias Zimmermanns nach der Partie. Auf die Fehlerkette vor dem richtungweisenden 2:1 der Niedersachsen angesprochen, sagte der Rechtsverteidiger: „Was heißt hier kollektives Nickerchen? Da muss auch mal jemand den Ball halten oder klären dahinten.“

Hoppla – öffentliche Kritik an Rensing und den Innenverteidigern? So etwas war beim Bundesliga-Aufsteiger bislang überhaupt nicht Usus, was als Faktor Corpsgeist einen wichtigen Teil des Düsseldorfer Erfolgs ausmacht. Offenbar bemerkte Zimmermann seinen Lapsus auch schnell und ruderte zurück: „Ich meine, wir haben alle als Mannschaft schlecht verteidigt.“

So wird auf alle Fälle ein Schuh draus, denn der sonst so zuverlässige Ex-Stuttgarter war an jenem 2:1 ebenfalls nicht unerheblich beteiligt. Nach einem Einwurf – wieder einmal, war doch schon das DFB-Pokal-Achtelfinale auf Schalke nach einem Einwurf gekippt – hinderte Zimmermann seinen Gegenspieler Jerome Roussillon nur höchst unzureichend an einer Hereingabe. In der Folge durfte Wout Weghorst ungestört den ersten seiner drei Treffer erzielen.

Schon ein paar Minuten nach den ersten adrenalinerfüllten Kommentaren bemühten sich die Fortunen freilich wieder, die Wogen zu glätten. „Ich habe nie von mangelnder Einstellung gesprochen“, betonte Funkel. „Wir müssen nur alle wissen: Wir sind noch nicht durch.“ Der Vorstandsvorsitzende ging noch weiter. „Natürlich haben wir viel zu viele individuelle Fehler gemacht“, sagte Robert Schäfer. „Aber ich möchte auch herausstellen, was die Mannschaft gut gemacht hat: Sie hat nicht den Kopf hängen lassen und weiter Fußball gespielt. Das macht mir Mut, und das lässt mich ganz sicher sein, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Das ist genau der richtige Geist.“ Er hätte auch Corpsgeist sagen können.

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