Fortuna Düsseldorf Abschied feiern in "Lumpis" Schatten

Düsseldorf · Fortunas Andreas Lambertz spielt am Sonntag die Hauptrolle. Den Fußball-Zweitligisten verlassen aber einige mehr.

Andreas Lambertz: "Lumpi", der ewige Fortune
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Das ist Andreas Lambertz

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Foto: Christof Wolff/Wolff, Christof

Er werden Tränen fließen, gestand Fortuna-Legende Andreas "Lumpi" Lambertz kürzlich in einem Interview mit der Rheinischen Post. Das dürfte beim letzten Heimspiel der Saison am Sonntag auch auf etliche Fans des Fußball-Zweitligisten zutreffen. Im Vergleich zur emotionalen Verabschiedung des langjährigen Co-Trainers Uwe Klein vor einem Jahr eine 1000-prozentige Steigerung, es sind wohl Sturzbäche an Trauertränen zu erwarten. Blumen und großformatiges Erinnerungsbild? Geschenkt.

Ganz klar: "Lumpi" spielt zum Ende seiner 13 Jahre als Fortune ein letztes Mal die Hauptrolle in der Arena, es soll sogar eigens auf ihn gemünzte Überraschungen seitens des Vereins geben. Von zu erwartenden Fan-Aktionen auf den Tribünen und Bannern noch ganz zu schweigen. Für sechs seiner Mannschaftskollegen, seinen langjährigen Mitstreiter Jens Langeneke sowie möglicherweise für zwei Mitglieder aus dem Trainerteam bleiben da nur Nebenrollen im Düsseldorfer Tränen-Theater.

Beginnen wir mit Langeneke, eigentlich zuletzt "nur" noch Spieler der zweiten Mannschaft: Der 38-Jährige darf trotzdem seinen Abschied nach neun Fortuna-Jahren in der Arena feiern und wird in der Rolle des populären Gaststars mutmaßlich den zweitmeisten Applaus bekommen. Die Leibgarde für den tapferen Helden "Lumpi" Lambertz geben Dustin Bomheuer und Bruno Soares als die verlässlichen Schweiger. Die langen Innenverteidiger wurden trotz nahenden Vertragsendes zuletzt noch zu Stammspielern und könnten wohl auch im letzten Heimspiel hinter Lambertz die zentrale Defensive bilden.

Der Job des tragischen Helden in der Geschichte ist seit Monaten bereits für Heinrich Schmidtgal reserviert. Der Defensivspieler war gefühlt mehr verletzt als gesund in zwei Fortuna-Jahren, ist aktuell mal wieder einsatzbereit und womöglich werden seine Dienste als fleißiger Helfer zuguterletzt noch benötigt. "Für mich ist es hier blöd gelaufen", sagte Schmidtgal kürzlich.

Wie Bomheuer und Torwart Robin Heller, der über die Rolle als stummer Mitläufer in diesem Stück nicht hinauskommt, wusste er bereits seit Mitte März vom bevorstehenden Abschied. Jonathan Tah ist das schon länger klar. Das ist schließlich sein Schicksal als ausgeliehener Fußballprofi, der nach einem Jahr zum Hamburger SV zurückkehren muss. Möglicherweise wird er als bester Jungschauspieler der Vorstellung ausgezeichnet? Weil er den smarten, stets dazu lernenden Assistenten des Chefs gibt, der zwischen großer Hilfe und Anfängerfehlern pendelt. Spätere Hauptrollen sind aber absehbar.

Stürmer Erwin "Jimmy" Hoffer dagegen spielt die Rolle des Kerls, der seine beste Zeit schon hinter sich hat. Dass er zuletzt im Spiel beim SV Sandhausen nach Monaten endlich mal wieder getroffen hatte, brachte nicht sofort den alten Glanz zurück. Nachdem sich beide Seiten nicht über eine Vertragsverlängerung einigen konnten, dürfte sein Mitwirken als klassischer Nebendarsteller mit einigen Akzenten für die Geschichte schnell aus der Erinnerung verschwinden.

Ob der scheidende Fitnesstrainer Axel Dörrfuß und Co-Trainer Joti Stamatopoulos, dessen Vertrag ausläuft, überhaupt in der Vorstellung mitwirken, ist noch nicht klar. Bis zuletzt ungewiss dürfte auch sein, ob möglicherweise Charly Benschop als schillernde Figur eine überraschende Wende im Handlungsstrang der Geschichte verkörpert, weil ihm nachhaltig Wechselabsichten in die erste Liga nachgesagt werden.

Die meisten Rollen für die Abschiedsfeier am Sonntag sind vorab aber schon ziemlich fest vergeben. Sollte nur noch darauf hingewiesen werden, wer der Gegner ist: der FSV Frankfurt, als Drittletzter stark abstiegsgefährdet. Schwer vorstellbar, dass sich Neu-Trainer Tomas Oral und sein Team nach der Entlassung unter anderem von Benno Möhlmann mit einer Nebenrolle begnügen oder gar als Kulissenschieber aushelfen. Frankfurt braucht jeden Punkt für den Klassenerhalt und dürfte sich in der Arena am Sonntag als Bösewicht und Spielverderber probieren.

Angesichts der sportlichen Bedeutungslosigkeit des Spiels für die Fortuna ist ein Happy-End in diesem Schwank für den tapferen "Lumpi" und seine Mitstreiter zwar wünschenswert, indes schwer vorstellbar. Aber welche Rolle spielt das dann noch? Tränen werden nach dem Abpfiff in jedem Fall fließen - im Schatten von Andreas Lambertz wird alles andere verschwinden.

(RP)
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