Nur 2:2 gegen Hoffenheim Fortuna verliert im Abstiegskampf an Boden
Düsseldorf · Das 2:2 gegen die TSG Hoffenheim wirft die Düsseldorfer im Rennen um den Klassenerhalt ein Stück zurück, weil Konkurrent Mainz in Frankfurt gewinnt. Hoffenheim spielt dabei mehr als 80 Minuten lang in Unterzahl.
Vier Spieltage vor Saisonende ist für Fortuna Düsseldorf der Abstand zum rettenden Ufer auf drei Punkte angewachsen. Obwohl sie nach einem Platzverweis gegen den Hoffenheimer Benjamin Hübner mehr als 80 Minuten lang in Überzahl agierten, reichte es für die Gastgeber nur zu einem 2:2. Krasse Stellungsfehler in der Defensive führten zu den Gegentreffern, die umso härter ins Gewicht fielen, da Konkurrent Mainz 05 bei Eintracht Frankfurt gewann.
Uwe Rösler wollte es gern etwas mutiger haben. Das dokumentierte Fortunas Trainer deutlich durch seine personellen Nominierungen für das Mittelfeld der Mannschaft: Ins Zentrum stellte er in Adam Bodzek nur einen Akteur, dessen Stärken eindeutig in der Defensivarbeit liegen. Neben Regisseur Kevin Stöger durfte sich noch der kosovarische Nationalspieler Valon Berisha versuchen, der allein schon durch seine beiden Aluminiumtreffer beim 0:0 gegen Paderborn dokumentierte, dass er über ein großes Offensivherz er verfügt.
Interessant auch eine Personalie auf der Ersatzbank: Dort durfte erstmals nach seiner Knieverletzung, die er sich im Abschlusstraining vor dem Pokalspiel in Kaiserslautern im Februar zugezogen hatte, wieder Dawid Kownacki Platz nehmen. Vom polnischen Nationalstürmer erhofft sich Rösler für den Endspurt in der Liga noch einiges, und in der Schlussphase erhielt Kownacki sogar noch ein wenig Spielpraxis. Gegen Hoffenheim starteten allerdings Kenan Karaman und Rouwen Hennings in der Spitze – Letzterer stand erstmals seit der Corona-Pause in der Anfangsformation. Dazu griff auch noch Erik Thommy über den linken Flügel an.
Des Trainers Mut zahlte sich früh aus. Bereits mit dem ersten ernstzunehmenden Angriff gingen die Gastgeber in der fünften Minute in Führung, als Stöger eine Flanke präzise auf den Kopf von Hennings zirkelte und der sich für seinen 13. Saisontreffer nicht lange bitten ließ. Warum ein ausgewiesener Torjäger jedoch trotz vier nomineller Innenverteidiger in der Hoffenheimer Startelf derart frei am Fünf-Meter-Raum postiert war, wird auch TSG-Trainer Alfred Schreuder nicht wissen.
Nur vier Minuten später hatte die TSG nur noch drei Spieler in der Abwehrzentrale. Nicht etwa, weil Schreuder offensiv gewechselt hätte: Benjamin Hübner griff im Gerangel vor einem Eckball Fortunas Abwehrchef Kaan Ayhan ins Gesicht, und Schiedsrichter Sören Storks zeigte ihm dafür die Rote Karte. Fortuna verstand es jedoch nicht, aus ihrer Überzahl Kapital zu schlagen – im Gegenteil: Nach einer Viertelstunde staubte Munas Dabbur zum Ausgleich ab, als Florian Kastenmeier einen Ball nur nach vorn abwehren konnte.
Es blieb kein Spiel zum Durchschnaufen. Mit dem ersten Angriff nach dem 1:1 setzte Fortuna den Ball erneut ins Netz, doch diesmal verweigerte der Videoassistent Hennings’ zweitem Tor die Anerkennung. Karaman soll zuvor Stefan Posch mit dem Ellbogen regelwidrig erwischt haben. Eine vertretbare Entscheidung, doch hatte Storks schon auf Tor befunden – und ob Karamans Vergehen groß genug war, um den Kölner Keller zum Eingreifen zu zwingen, durfte trefflich diskutiert werden.
Fortan wurde es ein Geduldsspiel. Fortunas Ballbesitzquote stieg phasenweise auf über 70 Prozent, die Gäste igelten sich mehr und mehr im eigenen Strafraum ein. Die Düsseldorfer spielten an diesem Abwehrriegel entlang wie eine Handballmannschaft, suchten die Lücken, die sich aber nur selten auftaten.
Kurz nach der Pause bot sich dann eine solche Lücke auf der Gegenseite. Die Düsseldorfer Deckung verschlief einen Konter komplett, so dass Sören Skov frei vor Kastenmeier auftauchte, den Ball aber mit Wucht über das Gehäuse setzte. Ein Warnschuss. Freilich einer, der ungehört blieb. Die Rösler-Truppe agierte in ihrem Bestreben, auf das Führungstor zu gehen, viel zu ungeordnet, teilweise sogar kopflos. Somit entstand bei jedem Hoffenheimer Angriffsversuch Gefahr, und als nach einer Stunde Steven Zuber in Folge eines Stellungsfehlers von Andre Hoffmann das 1:2 erzielte, kam das trotz Düsseldorfer Feldüberlegenheit nicht mehr überraschend.
Fortunas Angriffsbemühungen sahen in der Folge zunehmend verzweifelt aus. Ein Foul des früheren Gladbachers Havard Nordtveit an Erik Thommy verhinderte schließlich, dass es ein komplett schwarzer Tag für den Tabellen-Drittletzten wurde. Storks entschied auf Strafstoß, und Hennings holte eine Viertelstunde vor Schluss vom Punkt seinen Saisontreffer Nummer 14 nach. Unterm Strich war dieses 2:2 dennoch zu wenig für die Düsseldorfer.
Statistik:
Düsseldorf: Kastenmeier - Ayhan, Andre Hoffmann (66. Gießelmann), Suttner - Bodzek (66. Morales) - Matthias Zimmermann (66. Zimmer), Stöger, Berisha (66. Ofori), Thommy - Hennings, Karaman (83. Kownacki). - Trainer: Rösler
Hoffenheim: Baumann - Nordtveit, Posch (85. Bogarde), Benjamin Hübner, Bicakcic - Rudy, Samassekou - Skov (85. Grillitsch), Baumgartner (62. Bebou), Zuber (62. Kaderabek) - Dabbur (71. Kramaric). - Trainer: Schreuder
Schiedsrichter: Sören Storks (Velen)
Tore: 1:0 Hennings (5.), 1:1 Dabbur (16.), 1:2 Zuber (61.), 2:2 Hennings (76., Foulelfmeter)
Zuschauer: keine
Beste Spieler: Hennings, Thommy - Dabbur, Baumann
Rote Karten: Hübner (9.)
Gelbe Karten: Bodzek (10), Andre Hoffmann (7), Suttner (3), Hennings (4) - Skov (4), Nordtveit (2), Kramaric (3), Grillitsch (3)
Torschüsse: 23:8
Ecken: 7:1
Ballbesitz: 62:38 %
Zweikämpfe: 85:84