Fortuna Düsseldorf Erich Rutemöller: "Den Job mache ich ehrenamtlich"

Düsseldorf · Der langjährige Fußballtrainer und -Ausbilder Erich Rutemöller steigt als Sportvorstand bei Zweitligist Fortuna Düsseldorf ein. Der 71-Jährige soll dem Verein mit seiner Erfahrung und seinem internationalen Netzwerk helfen, vor allem für Nachwuchs und Talentsichtung eine bessere Struktur aufzubauen.

Erich Rutemöller – Köln-Trainer, Chef-Ausbilder, "Mach' et Otze!"
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Das ist Erich Rutemöller

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Foto: Falk Janning

Das alles übrigens ehrenamtlich im Vorstand des Klubs, denn als hauptamtlicher Manager hätte er nicht zur Verfügung gestanden, wie er im Interview mit unserer Redaktion verrät.

Was hat Sie überzeugt, bei Fortuna Düsseldorf einzusteigen?

Erich Rutemöller: Spannend finde ich, dass man bei der Fortuna etwas bewegen kann und muss. Das Team hat sich in der vergangenen Saison gerade so vor dem Abstieg gerettet. Ich hatte gute Gespräche mit Vorstand und Aufsichtsrat, das Vorhaben war in Struktur und Planung überzeugend. Es wurde auch akzeptiert, dass ich mich vornehmlich um Konzepte und Strukturen für die Nachwuchsarbeit kümmere, die so oft vernachlässigt wird. Natürlich werde ich mich auch in die Kaderplanung einarbeiten, aber da hat die Fortuna im Trainergespann Friedhelm Funkel und Peter Hermann schon zwei absolute Fachleute, die ich sehr schätze und seit vielen Jahren persönlich kenne. Dass der frühere Co-Trainer Uwe Klein als Chefscout zurückkommt und Taskin Aksoy Leiter des Düsseldorfer Nachwuchsleistungszentrums ist, kommt mir entgegen. Beide waren bei mir im Kurs für die Ausbildung zum Fußballlehrer.

Warum kam für Sie der hauptamtliche Manager-Job nicht in Frage?

Rutemöller: Das ist nicht mein Metier, da habe ich mich in den vergangenen Jahren nicht gut genug mit beschäftigt. Den Job als Sportvorstand mache ich auch ehrenamtlich. Ich werde da sein und helfen. Aber man hat mir zugesichert, dass ich Einladungen zu Fortbildungen im In- und Ausland annehmen kann. Schließlich würde das auch der Fortuna wieder zugutekommen.

Worum wird es bei der Fortuna für Sie jetzt gehen?

Rutemöller: Ich muss mir einfach schnell einen Überblick verschaffen. Die Kaderplanung kenne ich — wie gesagt — noch nicht. Die aktuellen und neuen Spieler kenne ich nur von den Namen her. Da bin ich ehrlich genug, zuzugeben, dass ich da Defizite habe. Es trifft sich aber ganz gut, dass ich ohnehin keinen Urlaub in diesem Sommer geplant hatte. Derzeit verfolge ich intensiv die Europameisterschaft in Frankreich, schaue mir alle Spiele im Fernsehen an und werde zum Spiel Deutschland gegen Polen ins Stadion fahren.

Mit 71 Jahren könnten sie auch die Füße hochlegen und den Ruhestand genießen. Was treibt Sie an?

Rutemöller: Fit genug für so eine Aufgabe fühle ich mich nach wie vor. Ich wollte nie nichts machen, wollte immer etwas tun. Ich kann nicht einfach da sitzen und die Füße hochlegen. Zuletzt war ich viel im Ausland unterwegs — um mich zum einen fußballerisch fortzubilden, zum zweiten um Kontakte zu halten und zu pflegen. Das hat mich jüngst bis nach Afrika und Asien geführt.

Sie haben für den iranischen und den afghanischen Verband gearbeitet, beides Länder in politisch speziellen Situationen. Welche Erfahrungen haben Sie aus der Zeit mitgenommen?

Rutemöller: Das lässt sich in wenigen Sätzen kaum beschreiben. Im Iran waren es sehr intensive Erfahrungen, die ich mit dem Nationalteam, dessen Trainer und ehemaligen Bundesligaprofi Ali Daei sowie als Berater des Teheraner Klubs Esteghlal FC erlebt habe. Da habe ich viel über das Aufbauen von Strukturen in einer fremden Kultur gelernt, internationales und nationales Arbeiten verzahnt. In Afghanistan selbst war ich allerdings nie, ich habe lediglich das Nationalteam auf ein Turnier auf den Malediven vorbereitet und dort betreut, weil deren Trainer vom Weltverband Fifa gesperrt war. Das war eine relativ kurzfristige Hilfsmaßnahme, die über den DFB an mich herangetragen wurde.

Aus welcher Zeit Ihrer Karriere haben Sie denn das meiste an Lebenserfahrung mitgenommen?

Rutemöller: Ich hatte mich 1994 schwer getan, als mich der damalige Bundestrainer Berti Vogts zum DFB holen wollte. Ich musste dafür meine Tätigkeit als Dozent an der Kölner Sporthochschule aufgeben, um das U17-Nationalteam zu übernehmen und mich auf die Nachfolge von Gero Bisanz vorzubereiten, der zu der Zeit Leiter der Trainer-Ausbildung beim DFB war. Gut, dass ich es gemacht habe, die Entscheidung habe ich wahrlich nie bereut. Die Zeit beim DFB war bunt gemischt, ich habe Nachwuchsmannschaften trainiert, war verantwortlich für Ausbildung der Trainer, war verantwortlich für das "Team 2006" zur Vorbereitung auf die Heim-Weltmeisterschaft und nicht zuletzt Co-Trainer in der A-Nationalmannschaft unter den Trainern von Berti Vogts über Erich Ribbeck und Rudi Völler bis Jürgen Klinsmann. Das waren sehr prägende Jahre.

Und überall schallt es Ihnen entgegen "Mach et' Otze" — können Sie Ihren Spruch von damals überhaupt noch hören?

Rutemöller: Da habe ich kein Problem mit, das gehört zu meinem Leben dazu. Mittlerweile kann ich drüber schmunzeln. Es ist mir rausgerutscht damals als Trainer des 1. FC Köln, und vielleicht war ich etwas naiv. Eine halbe Stunde später hätte ich wohl nicht mehr zugegeben, dass ich Frank Ordenewitz damit im Halbfinale des DFB-Pokals geraten habe, eine Rote Karte zu provozieren. Nach damaliger Regel hätte er im Pokalendspiel dann mitmachen dürfen. Im Finale war er dann durch mein "Geständnis" trotzdem nicht dabei. Er hat es mir zum Glück nie übel genommen.

Ihr Lebenslauf ist reich an Erfahrungen im und außerhalb des Fußballgeschäfts. Gibt es denn etwas, was Sie sich noch in Ihrem Leben vorgenommen haben?

Rutemöller: In dem Sinne nicht. Etwas komplett Neues anzugehen, wäre wohl kein Ziel mehr für mich. Aber die Aufgabe bei Fortuna Düsseldorf ist schon neu genug. Bisher hatte ich auch in Deutschland vor allem als Trainer, Berater und Trainer-Ausbilder zu tun. Die Tätigkeit als Sportvorstand oder eine Art technischer Direktor ist neue Herausforderung, die ich gerne annehme.

(goe)
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