Neue Gratis-Aktion Kopiert dieser Bundesligist etwa „Fortuna für alle“?

Düsseldorf · Mit der Aktion „Fortuna für alle“ hat der Düsseldorfer Zweitligist bis weit über die Landesgrenzen hinaus Schlagzeilen geschrieben. Bislang hatten sich aber im Profisektor noch keine Nachahmer für das Projekt gefunden. Jetzt lässt ein Bundesligist mit einer Gratisaktion aufhorchen.

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Foto: Frederic Scheidemann

Es war ein medialer Paukenschlag, als Fortuna im April vergangenen Jahres ihr Projekt startete, das eine Ticket-Revolution versprach. In ganz Deutschland und sogar weit darüber hinaus wurde „Fortuna für alle“ mit enormer Aufmerksamkeit aufgenommen: Zunächst drei Gratisspiele in der ersten Saison, verbunden mit dem Vorhaben, langfristig zu allen Heimpartien freien Eintritt zu gewähren. All das finanziert durch Sponsoren – in der Tat ein gravierender Einschnitt.

Die weiteren Aspekte des Projekts – große Transparenz bei der Verwendung der Einnahmen, weitreichende Digitalisierung in der Arena und vieles mehr – waren und sind dem Verein zwar sehr wichtig, gerieten in der Öffentlichkeit aber schnell in den Hintergrund. Profifußball gratis für die Zuschauer: Das war es, was in den Köpfen der Leute hängenblieb.

Euphorie hat sich relativiert

Knapp 17 Monate später ist die anfängliche Euphorie zwar nicht gänzlich verschwunden, hat sich aber in vielen Punkten stark relativiert. Unter anderem deswegen, weil Fortuna in der Provinzial schnell einen der Großsponsoren verlor, bevor „Fortuna für alle“ überhaupt richtig gestartet war. Und es fiel auch auf, dass sich bis jetzt trotz manch wohlwollender Kommentare vorab im Profisektor noch kein Nachahmer für das Projekt gefunden hatte.

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Foto: dpa/Andreas Gora

In diesen Tagen tauchte nun eine Nachricht auf, die aufhorchen lässt. Die „Bild“ hatte zuerst darüber berichtet, dass Bundesligist Eintracht Frankfurt eine neue Aktion in Gang gebracht hat. Ab sofort verschenke die Eintracht Tickets, heißt es in dem Artikel. Hintergrund sei, dass trotz des erweiterten Fassungsvermögens von 58.000 Zuschauern viele Fans immer wieder bei dem Versuch, Eintrittskarten für Heimspiele zu bekommen, leer ausgingen.

Deshalb haben die Frankfurter das Projekt „Einmal Eintracht, immer Eintracht“ ins Leben gerufen. In dessen Rahmen verlost der Klub für jedes Bundesliga-Heimspiel bis zu 1000 Freikarten im Oberrang der Nordwestkurve. Berechtigt sind Schüler und Vereinssportler zwischen 14 und 21 Jahren aus dem Rhein-Main-Gebiet. Dazu passt, dass bereits vor vier Jahren Vorstandssprecher Axel Hellmann angekündigt hatte: „Der Fußball soll kein reiner Elitenzirkel werden.“

Wie bei „Fortuna für alle“ gibt es in Frankfurt nach der Bewerbung der Interessenten ein Losverfahren: Wer dabei Glück hat, kann für seine Klasse oder Mannschaft bis zu 30 Tickets sichern. Parallelen zum Düsseldorfer Projekt sind also tatsächlich vorhanden – auch in dem Punkt, dass der hessische Klub sich vorgenommen hat, nach der Verlosung sowohl Gewinner als auch Verlierer direkt zu informieren.

Dennoch: Einem Vergleich mit „Fortuna für alle“ kann „Einmal Eintracht, immer Eintracht“ nicht standhalten, will es wahrscheinlich auch gar nicht. 1000 Gratistickets pro Heimspiel, wenn auch für jede Partie im eigenen Stadion mit Ausnahme der Nach-20-Uhr-Spiele, sind eine ganz andere Größenordnung als eine komplette Stadionauslastung über unentgeltlich erworbene Karten wie in Düsseldorf.

Das Warten geht weiter

Das Warten darauf, dass „Fortuna für alle“ echte Nachahmer findet, geht also weiter. Und ob das irgendwann tatsächlich passiert, wird maßgeblich vom langfristigen Erfolg des Projekts abhängen. In dieser Saison haben die Düsseldorfer immerhin die Anzahl der Gratisspiele von drei auf vier erhöht, von Saison zu Saison sollen es immer mehr werden.

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Foto: Moritz Mueller

An ein Ende der Aktion denkt beim Zweitligisten jedenfalls aktuell niemand, auch wenn derzeit kein weiterer Großsponsor in der Größenordnung der Targobank in Sicht ist und immer wieder kritische Stimmen im Verein laut werden. Die Befürworter reklamieren, dass sich „Fortuna für alle“ allein schon wegen der Digitalisierung durch den Partner Hewlett Packard Enterprise und die daraus resultierenden verbesserten Marketingmöglichkeiten rentiere. Die Diskussion wird sich jedenfalls, unabhängig von der möglichen Nachahmung durch andere Klubs, weiter halten.

(jol)