Fortuna Dresden: Von Absage keine Rede mehr

Der Tag nach der Hooligan-Attacke auf das Trainingsgelände von Dynamo Dresden. Die Verantwortlichen des Fußball-Regionalligisten zeigen sich bestürzt, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes spricht von einem "beängstigenden Vorfall" - andere Kenner der Szene weigern sich dagegen, von einer neuen Dimension der Gewalt zu sprechen.

 Kein guter Tag für die Dresdner Fans.

Kein guter Tag für die Dresdner Fans.

Foto: rpo, Falk Janning

"Schon 1999 hat es ähnliche Szenen gegeben, als Dynamo eine wichtige Partie gegen Babelsberg verlor", berichtete ein Insider des Vereins unserer Zeitung. "Neu an dem Vorfall vom Sonntag ist lediglich, dass der Krawall beim Training stattfand. Der Rest des Drehbuchs - alles schon mal dagewesen."

Nun lässt sich trefflich darüber diskutieren, ob eine Tradition der Gewalt wirklich besser ist als eine neue Eskalation. Tatsache ist, dass eine Horde gewaltbereiter Fans die Spieler bedrohte, weil denen Alltägliches passiert war: Eine 0:1-Niederlage, noch dazu gegen den Spitzenreiter VfL Osnabrück. Ob nun eine Schreckschusspistole gezogen wurde, wie ein Augenzeuge behauptet, oder lediglich jemand China-Böller zündete, ist in diesem Zusammenhang eher nebensächlich.

Für DFB-Präsident Theo Zwanziger ist der Fall klar. Man müsse nur mit dem Streichholz an die Lunte kommen, dann explodiere alles, sagte er über die gewalttätige Szene. Und DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, selbst Dresdner, sieht ein besonderes Problem im Osten: "Das spielt sich mehr dort ab als im Westen, das ist Realität."

In der Kritik steht auch Dynamos Geschäftsführer Volkmar Köster, weil er den Unmut der Fans - wohlgemerkt vor der Attacke - als verständlich bezeichnet hatte. "Was Köster von sich gegeben hat, nur um seinen Arsch zu retten, ist eine Frechheit", konterte Dynamo-Stürmer Marco Vorbeck, der sogar in Aussicht stellte, dass etliche Spieler am Samstag zum Spiel bei Fortuna Düsseldorf nicht antreten würden.

Davon ist keine Rede mehr. Nicht nur, weil Mannschaft und Trainer Norbert Meier sich nach offizieller Version selbst einen "Maulkorb" umhängten. Oder doch umgehängt bekamen? Die Klubführung versicherte, es werde in Düsseldorf gespielt - und die Täter vom Sonntag müssten mit drastischen Strafen rechnen.

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