Fortuna Düsseldorf Drei stabile Säulen und ein Total-Ausfall

Düsseldorf · Mit Hilfe von Horst Klosterkempers Vier-Säulen-Theorie wird Fortuna Düsseldorf unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist insgesamt positiv, weist aber einen gravierenden Schwachpunkt im System auf.

 Mit Hilfe von Horst Klosterkempers Vier-Säulen-Theorie wird Fortuna Düsseldorf unter die Lupe genommen.

Mit Hilfe von Horst Klosterkempers Vier-Säulen-Theorie wird Fortuna Düsseldorf unter die Lupe genommen.

Foto: Bußkamp, Thomas

Horst Klosterkemper ist ein international erfahrener Mann, der fast ein Vierteljahrhundert für Henkel tätig und anschließend 14 Jahre lang Geschäftsführer der Messe Düsseldorf war. Die Sportstadt Düsseldorf aber prägte er als "Mr. World Team Cup", denn er erfand das Format der Tennis-Mannschafts-Weltmeisterschaft. Über zwei Jahrzehnte gehörte er dem Vorstand der Europäischen Tennis Vereinigung an, von 2004 bis 2007 war er Europa-Präsident der ATP. Seine langjährige, erfolgreiche Arbeit im Rochusclub basierte auf seinem Vier-Säulen-Modell. "Jede erfolgreiche Veranstaltung benötigt vier tragende Säulen", erklärte er. "Das sind die Spieler, Sponsoren, Zuschauer und Medien. Fällt eine dieser Säulen weg, ist das Ganze in Gefahr." Dieses Modell ist übertragbar - auch auf die Fortuna. Es zeigt, wo der Verein gut und weniger gut aufgestellt ist.

Sport Zehn Jahre lang ging es mit der Fortuna aufwärts. Allerdings war sie zuvor auch ziemlich tief gefallen - bis in die viertklassige Oberliga. Seitdem geht es - Rückschläge inklusive - stetig aufwärts. Höhepunkte waren der Aufstieg 2004 in die dritte Liga, der Aufstieg 2009 in die Zweite Liga und 2012 die Rückkehr in die Bundesliga nach 15 Jahren Abstinenz. Trotz des Abstiegs schien Fortuna sportlich gut aufgestellt, doch er hat mehr Spuren hinterlassen als angenommen. Dem engagierten Wunschtrainer Mike Büskens gelang es nicht, die Talfahrt zu stoppen. Der Vorstand zog die Notbremse, trennte sich von Büskens und holte nun mit Lorenz-Günther Köstner einen erfahrenen Mann. Hatte Büskens noch forsch formuliert, Fortuna wolle nach dem nächsten Aufstieg besser aufgestellt sein als zuletzt, so gibt sich Köstner weitaus zurückhaltender: "Erst will ich die Mannschaft weiter stabilisieren", sagt er. "Im Schulterschluss mit den Fans sollten wir einen guten Weg einschlagen können, damit der Verein wieder an erfolgreiche Zeiten anknüpft."

Sponsoren Viel hat nicht gefehlt und das Ende des Jahrtausends wäre auch das der Fortuna gewesen. Der Verein stand am Abgrund - hoch verschuldet, fast alle Rechte (für knapp sieben Millionen Euro an Kinowelt) verkauft, nicht mehr Herr im eigenen Haus. Es bedurfte der Hilfe der Toten Hosen, die als Trikotsponsor fungierten, und der Stadt. Deren damaliger Oberbürgermeister Joachim Erwin, der den Bau der Arena durchgesetzt hatte, übernahm das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden und berief mit Charly Meyer, Werner Sesterhenn und Helmut Pöstges einen Vorstand, der mit Vernunft auf Konsolidierung setzte. Peter Frymuth übernahm im November 2004 das Amt des Vorstandsvorsitzenden und hält den Verein seitdem auf Kurs. Heute ist Fortuna als einer der wenigen Klubs in der ersten und zweiten Liga schuldenfrei, ist der Sportvermarktungsagentur Infront ein ebenso seriöser Partner wie den zahlreichen Sponsoren. Mit einem Umsatz von 40 Millionen Euro erzielten die Rot-Weißen einen Rekord in der Vereinsgeschichte.

Zuschauer Ausverkauft war das Rheinstadion selbst zu besten Zeiten nie. Fortuna erreichte nicht einmal einen Schnitt von 20.000 Fans. Allerdings hatte der Fußball in früheren Jahrzehnten auch nicht den Stellenwert, den er heute genießt. Nach dem Sturz in die vierte Liga kickte Fortuna am Flinger Broich vor knapp 3000 Unentwegten. Welch einen rapiden Aufschwung der Verein auch in diesem Bereich genommen hat, beweist die Zuschauerstatistik der vergangenen Saison. Mit einem Schnitt von 46.026 Besuchern war Fortuna in der vergangenen Saison die Nummer 17 in Europa und auf Rang acht in Deutschland. In dieser Saison kamen in der 2. Bundesliga bislang 34.236 im Schnitt in die Esprit-Arena. Das bedeutet Rang zwei in der Zuschauertabelle hinter dem 1. FC Köln (46.622) und vor dem 1. FC Kaiserslautern (30.184).

Medien Die Präsenz ist enorm, weil der Fußball in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten einen unglaublichen Aufschwung erlebt hat. Die Bedeutung der inzwischen vielfältigen Medien in diesem System hat der Verein noch nicht erkannt. Die entsprechende Abteilung ist schwach aufgestellt, verfügt weder über Sitz, noch Stimme im Vorstand. Keinem der fünf Vorstandsmitglieder ist dieser Bereich ausdrücklich unterstellt. Noch schlimmer ist es um die Arbeitsräume für die Medienvertreter in der Esprit-Arena bestellt, die in den ersten drei Ligen ihresgleichen wohl vergeblich suchen. In Düsseldorf befinden sich die völlig lieblos gestalteten Räume im Keller mit kahlen Wänden, quasi neben der Abstellkammer, ausgestattet mit Biergartengarnituren. Das ist beschämend, allerdings auch ein Planungsfehler, der beim Bau der Arena gemacht wurde. Unter derartigen Umständen braucht sich Düsseldorf nicht mehr um internationale Spiele zu bewerben. Hier bedarf es gemeinsamer Anstrengungen mit der Stadt.

(can)
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