Fortuna-Trainer Rösler „Ohne Zuschauer fehlen drei Millionen in unserem Budget“

Tegelen · Zum Saisonbeginn wird es noch keine Zuschauer in den Stadien geben. Für einen Verein wie Fortuna Düsseldorf sind die wirtschaftlichen Folgen gravierend. Cheftrainer Uwe Rösler sieht aber auch Auswirkungen auf die sportlichen Leistungen des Teams.

 Uwe Rösler.

Uwe Rösler.

Foto: dpa/Thilo Schmuelgen

Die Fußball-Bundesliga wird bis mindestens Ende Oktober vor weitgehend leeren Zuschauerrängen spielen müssen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder einigten sich darauf, dass eine Arbeitsgruppe in den kommenden beiden Monaten einen Vorschlag für den Umgang mit Fans bei bundesweiten Sportveranstaltungen erarbeiten soll. Großveranstaltungen, bei denen eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregelungen nicht möglich ist, sollen mindestens bis Ende Dezember 2020 nicht stattfinden. Eigentlich hatte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die leise Hoffnung, dass bereits zum Saisonstart am 18. September Fans zumindest teilweise wieder zugelassen werden.

„Ich hätte mir einen früheren Zeitpunkt als Anfang November gewünscht. Dass die Entwicklung der Infektionszahlen einen sorgsamen Umgang mit der Frage der Öffnung von Fußballspielen erfordert, ist klar und völlig richtig“, sagt Fortuna Düsseldorfs Vorstandsvorsitzender Thomas Röttgermann. „Einen ,Einstieg in den Einstieg’ auf der Basis kreativer und konsequenter Konzepte wäre aus meiner Sicht aber früher möglich gewesen. Aber keine Frage: Gesundheit geht vor. Wir arbeiten nun weiterhin mit Hochdruck daran, zum Zeitpunkt X möglichst vielen Fans den Zugang zu unseren Spielen zu ermöglichen.“

Die 36 Vereine der Deutschen Fußball Liga hatten sich Anfang August auf ein einheitliches Vorgehen zur möglichen Rückkehr zumindest einiger Zuschauer in die Stadien geeinigt. Als einen zentralen Punkt beschlossen die Klubs, „bei ihren Spielen sicherzustellen, dass im Fall von Infektionen die Identität und Kontaktdaten möglicher und eventuell betroffener Stadionbesucher ermittelt werden können.“ Dies würde die geforderte Kontaktverfolgung ermöglichen.

Fortuna Düsseldorf: Dritter Tag im Trainingslager in den Niederlanden
20 Bilder

Fortunas dritter Tag in den Niederlanden

20 Bilder
Foto: Christof Wolff

Auch Uwe Rösler zeigt sich enttäuscht von der Entwicklung. „Das hat einen massiven Einfluss auf mich und meine Arbeit. Ob mit oder ohne Zuschauer ist ein Unterschied von drei Millionen in unserem Budget. Was du mit drei Millionen in der Zweiten Liga machen kannst, ist schon absolut gewaltig. Das hat einen großen Einfluss auf uns“, sagt der Cheftrainer des Düsseldorfer Zweitligisten. „Und dann gibt es natürlich auch noch die emotionale Schiene, wir haben es in der vergangenen Saison doch gespürt. Wir hätten profitiert im Abstiegskampf, alle Mannschaften, die im unteren Drittel waren, hätten profitiert von der Emotionalität auf den Rängen. Gerade wir, die mehr als 40.000 Zuschauer im Stadion haben, wir hätten davon profitiert, wenn wir unsere Zuschauer in der Arena gehabt hätten und die uns pausenlos angefeuert hätten und wir dadurch nochmal fünf bis zehn Prozent in den entscheidenden Momenten der Schlussphase hätten mehr abrufen können. Das ist ganz klar. Top-Mannschaften, die auch mal mit 80 Prozent ihrer Leistung gewinnen können, müssen das vielleicht nicht immer haben. Für uns in der Bundesliga war es absolut notwendig.“

Rösler selbst zählt aufgrund einer Vorerkrankung als Corona-Risikopatient. Der 51-Jährige besiegte in der Vergangenheit den Krebs. Sein Spieler Kenan Karaman hat sich Ende 2019 von einer schwerer Lungenentzündung erholt. Am 14. August waren die Fortuna-Profis Nana Ampomah und Dawid Kownacki positiv getestet worden. Das Team war zunächst in häuslicher Quarantäne.

Fortuna Düsseldorf: Hier kommt Kevin Danso vom Medizincheck
7 Bilder

Hier kommt Kevin Danso zum Medizincheck

7 Bilder
Foto: Frederic Scheidemann

„Wir sind alle Profis geworden und ich Trainer, weil ich Fußball als Unterhaltung verstehe. Für mich geht es darum, dass Leute ins Stadion kommen und wir sie glücklich machen, indem wir guten und erfolgreichen Fußball spielen“, sagt Rösler. „Leider ist es schwer, dieses Gefühl zu vermitteln, wenn das Stadion leer ist. Ich weiß, dass unsere Fans uns verfolgen am Fernsehen und digital, aber für mich ist das nicht die Erfüllung. Mich macht glücklich, wenn ich nach einem Spiel meine Mannschaft sehe, wie sie zur Kurve geht und sich von den Fans feiern lässt. Dann weiß ich, dass wir gute Arbeit abgeliefert haben. Nun ist es anders. Aber daran möchte ich mich nicht gewöhnen, ich muss es aber für diese hoffentlich kurze Zeit akzeptieren.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort