Fortuna Düsseldorf Büskens setzt auf Trotz und Galgenhumor

Düsseldorf · Das Zweitligaspiel gegen den Karlsruher SC am Freitag (18.30 Uhr/Live-Ticker) ist für Fortuna extrem wichtig. Vor Gericht haben die Düsseldorfer den Ablösestreit mit Borussia Mönchengladbach um Tobias Levels gewonnen.

Das Zweitligaspiel gegen den Karlsruher SC am Freitag (18.30 Uhr/Live-Ticker) ist für Fortuna extrem wichtig. Vor Gericht haben die Düsseldorfer den Ablösestreit mit Borussia Mönchengladbach um Tobias Levels gewonnen.

Mike Büskens trägt die Situation mit Galgenhumor. Als Pressesprecher Tom Koster ihm in den Büros des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf ein Paket in die Hand drückt, hält der Trainer es zunächst erst einmal ganz vorsichtig an sein Ohr. "Es tickt schon mal nicht", sagt Büskens mit unheilschwangerer Miene, "aber das will im digitalen Zeitalter ja nicht viel heißen." Mehrere Minuten lang witzelt der 45-Jährige über die Gefahren des Trainerberufs im Allgemeinen und Briefbomben im Besonderen, bevor Koster endlich das Paket öffnet. Inhalt: Ein Räuchermännchen aus dem Erzgebirge, zugesendet vom jüngsten Gegner FC Erzgebirge Aue. Kommentar des Coachs: "Es gibt also tatsächlich noch Menschen, die mir Gutes tun wollen."

Der leicht bittere Unterton bei diesem humorigen Satz zeigt, dass es nach Büskens' Empfinden in Düsseldorf offenbar nicht mehr so viele davon gibt. Die Situation des Bundesliga-Absteigers ist nach dem 0:3 in Aue bedrohlich geworden: Platz 14, nur noch drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Dass diese Situation zumindest teilweise dem Trainer angelastet wird, liegt in der Natur des Geschäfts.

KSC kommt mit breiter Brust

Erschwert wird die Lage dadurch, dass am Freitag eine Mannschaft in die Esprit-Arena kommt, die einen ganz gegensätzlichen Lauf aufweist: Aufsteiger Karlsruher SC, der seit fünf Spielen und fast zwei Monaten nicht mehr verloren hat und mit vier Zählern Vorsprung auf die Düsseldorfer in angenehmen Tabellengefilden steht (Rang sechs). Fortuna dagegen hat drei ihrer jüngsten vier Partien verloren, dabei in Aue die schwächste Saisonleistung geboten.

"Aber wir sind deswegen nicht ängstlich und auch nicht mutlos", sagt Büskens beinahe beschwörend. "Es brennt auch nichts im zwischenmenschlichen Bereich." Der Coach plaudert ein wenig aus seinem persönlichen Erfahrungsschatz: "Im Mannschaftssport gibt es fast immer welche, mit denen man am liebsten nichts zu tun haben möchte. Hier ist das nicht so. Es herrscht ein sehr guter Geist, ein tolles Miteinander. Wir müssen jetzt nur sehen, dass wir diesen Geist auch auf den Platz bringen."

Viel Zeit bleibt dafür nicht mehr. Nach dem KSC-Spiel muss Fortuna zum 1. FC Kaiserslautern, der derzeit vermutlich besten Mannschaft der Liga. Es folgt das Gastspiel bei Energie Cottbus, das wie die Düsseldorfer bislang krass enttäuscht hat und inzwischen verzweifelt ums sportliche Überleben kämpft. Zum Jahresabschluss steht dann das Derby gegen den Tabellenzweiten 1. FC Köln an. Man muss kein Schwarzmaler sein, um im Falle einer Pleite gegen Karlsruhe null Punkte aus diesen Partien zu befürchten — der Abstiegskampf wäre voll im Gange.

Büskens zieht den Hut vor den Fans

Die Düsseldorfer Zuschauer sind trotz der jüngsten Enttäuschungen offenbar gewillt, ihr Team im Kampf gegen diese Gefahr zu unterstützen. Bis Donnerstag wurden 30.800 Karten abgesetzt (1500 davon in Karlsruhe), so dass Fortuna zumindest wieder in die Nähe des bisherigen Saisonschnitts von 32.841 Besuchern kommen wird. "Davor ziehe ich meinen Hut", kommentiert Mike Büskens. "Daran sieht man, welch wahnsinnige Energie in diesem Verein steckt. Diese Energie ist auch in der Mannschaft, und das wollen wir zeigen." Eine gehörige Portion Trotz klingt bei diesen Worten deutlich mit.

Immerhin gibt es auch noch Erfolgsmeldungen rund um Fortuna. Das Landgericht wies die Klage des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach ab, der für den Transfer von Verteidiger Tobias Levels zu Fortuna zusätzliche 50.000 Euro Ablöse kassieren wollte. Gladbachs Anwalt Christoph Schickhardt musste damit nach seiner erfolglosen Prozesslawine mit Hertha BSC nach der verlorenen Relegation 2012 die nächste Niederlage gegen seinen Düsseldorfer Kollegen Horst Kletke einstecken.

Kommentieren wollte Fortunas Finanzchef Paul Jäger das Urteil nicht — man hat eben derzeit andere Sorgen in der Landeshauptstadt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort