Düsseldorf Am Büdchen ist Fortuna schon 1. Liga
Düsseldorf · Sie haben schwierige Monate hinter sich. Aber jetzt, wo es wieder losgeht, sind die Fans des heimischen Fußballklubs wieder äußerst optimistisch, wie ein Besuch beim Fantreffpunkt am Rhein zeigt.
Die Rückrunde in der Aufstiegssaison war schwer zu ertragen, dann hofften nach dem Aus von Trainer Norbert Meier alle auf den Düsseldorfer Jung Mike Büskens. Die Qualen wurden aber schlimmer, nichts gelang. Der Fußballprofessor Lorenz-Günther Köstner rückte nach, Lähmung machte sich breit. "Und plötzlich darf der Olli Reck ran und die Mannschaft spielt Fußball, auch noch einen, den man schön ansehen kann", sagt Sascha Motz. "Das versteht doch kein Mensch."
Die Umstehenden am Fortuna-Büdchen am Joseph-Beuys-Ufer nicken. "Wir dürfen jetzt aber nicht gleich den Fehler machen, den Olli zu verdammen, wenn es mal nicht gut läuft", sagt Frank Kiwitz, "denn Fortuna ist ja meistens so: Entweder läuft die Hin- oder die Rückrunde nicht so gut." Was auch für den Fortuna-Trainer, so das Fan-Orakel eintritt, den Satz bedeuten dürfte: Ich versteh' es nicht.
Fortuna verstehen, das ist wohl mal einen Forschungslehrstuhl an der Heinrich-Heine-Universität wert. Fortuna fühlen dagegen - das ist in der Landeshauptstadt gewissermaßen Volkssport. "Liebe kann man nicht erklären", das ist ein Satz, der sich in den bitteren Jahren im Fahrstuhl zwischen erster und vierter Liga bei den Fans eingebrannt hat. Rund 5000 waren immer da, sind geblieben, begrüßten die Neuen - und wenn jetzt die Arena beim Saisonauftakt wirklich voll werden sollte, freuen sich alle. "Ist doch super, dieser Zuspruch. Wahnsinn", sagt Motz.
Die Zuversicht ist groß nach den letzten Spielen der zurückliegenden Saison, als Siege und schöne Tore die Fans versöhnten. Und erst die Vorbereitung. Kein Spiel verloren, spielerisch ansprechend aufgetreten, auf jeder Position doppelt besetzt: Die Anhänger zählen die Argumente auf, die für einen guten Saisonverlauf sprechen. Gegen die Braunschweiger, die auch wieder ins Oberhaus wollen, wird allgemein ein 2-1 oder 3-1 getippt. Ein hartes Stück Arbeit stehe an, aber der Sieg sei absolut möglich.
Fortuna stellt Mannschaft beim Familientag vor
Und dann, am letzten Spieltag, wo steht die Fortuna? "Achtzehnter", sagt Olaf Berg, der mit Fan-Käppi dabei steht und ein breites Grinsen zur Schau trägt. Er kommt im Fortuna-Film "Legenden" vor, die Eintrittskarte vom Heimspiel in der Relegation gegen Hertha BSC hat er im Portmonnaie dabei. "Wir werden Dritter und spielen wieder gegen die Berliner", sagt er mit einer gewissen sarkastischen Vorfreude, die aber bei den anderen Experten auf Ablehnung stößt. Motz und Kiwitz tippen auf den 1. oder 2. Platz. Direkter Aufstieg, klare Sache. Liendl wird im Mittelfeld der Garant sein, Motz hat schon jetzt Angst, "dass sie uns den wieder wegholen". Die drei Österreicher seien super, so die Einschätzung, und Bolly werde auch noch besser, er werde wegen seiner Schnelligkeit sicher öfter gefoult und für Elfmeter sorgen.
Also Aufstieg. "Bei uns im Büdchen am Carlsplatz sind auch schon alle aufgestiegen, die Euphorie ist groß", sagt Fred Bieker. Er hat sich am Büdchen ein Bier geholt und genießt den Blick über den Rhein. Morgen kommt er wieder, die gemütliche Dreiviertelstunde vor dem Spiel ist Ritual. Orlando Meffe freut das. Er betreibt das Büdchen seit acht Jahren und hat es zu dem gemacht, was es ist: das weithin sichtbare Fortuna-Büdchen. Mehrere hundert Fans kommen vor und nach den Spielen zu ihm. An einem starken Tag verkauft er mehr als hundert Würstchen. Läuft es für die Fortuna schlecht, muss er trösten. "Wird schon wieder", sagt er dann. Wird aber nicht nötig sein. Fortuna steigt ja auf.
