Kalenderblatt 16. April Als Fortuna in Carracedo den neuen Maradona sah

Marcello Carracedo wird am 16. April 50 Jahre alt. Zu Beginn der 90er Jahre glaubte Fortuna, in dem talentierten Argentinier den neuen Diego Maradona entdeckt zu haben. Die Herzen der Fans eroberte er mit seiner Dribbelkunst im Sturm. Teil 17 unserer Kalenderblattserie.

 Marcello Carracedo (rechts) gegen den damaligen Frankfurter und späteren Fortuna-Chefscout Stefan Studer.

Marcello Carracedo (rechts) gegen den damaligen Frankfurter und späteren Fortuna-Chefscout Stefan Studer.

Foto: Horstmueller/HORSTMUELLER GmbH

Er galt zu Beginn der 90er Jahre als Fortunas große Hoffnung: Der Argentinier Marcello Carracedo erinnerte mit seiner Spielanlage an seinen großen Landsmann Diego Maradona, der gerade mit dem SSC Neapel italienischer Meister geworden war und als weltbester Fußballer galt. Zudem stammen beide aus Buenos Aires und waren mit 1,65 Metern gleich groß. Carracedo eroberte die Herzen der Fans jedenfalls im Sturm, wurde bei jedem Spiel mit Gesängen enthusiastisch gefeiert, doch nach zweieinhalb Jahren wechselte er enttäuscht zurück nach Südamerika. Am 16. April wird der Ex-Fortune 50 Jahre alt.

Seinen ersten großen Auftritt hatte der technisch talentierte Spieler am 9. März 1991: Im Spiel bei Eintracht Frankfurt wurde der Dribbelkünstler nach 67 Minuten eingewechselt und erzielte nach einem Zuspiel von Sven Demandt mit einem Kabinettstückchen an vier Gegenspielern vorbei das Tor zum 1:0-Sieg. Zunächst hatte er Libero Manfred Binz ausgetanzt, den Ball dann Keeper Uli Stein durch die Beine geschoben. Der Treffer war Carracedos Durchbruch in Düsseldorf. „Das Tor hat mir Selbstvertrauen und Sicherheit gegeben“, sagte der Argentinier später.

Einen Aufschwung nahm er in seinem zweiten Jahr bei den Rot-Weißen auch durch den Trainerwechsel von Aleksandar Ristic zu Josef Hickersberger. Unter Ristic hatte er zwar in Düsseldorf begonnen, und der Bosnier hielt auch große Stücke auf ihn, setzte ihn aber nicht ein. Unter Hickersberger bekam er eine neue Chance und träumte von der Weltmeisterschaft 1994 in den USA.

Carracedo wuchs nahe des River-Plate-Stadions auf, wo er schon als Vierjähriger täglich kickte. Schon mit 16 Jahren gab er für Atlanta Buenos Aires sein Debüt in der ersten Liga. Mit 17 bekam seinen ersten Profivertrag, mit 19 trumpfte er bei der U20-Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien auf, schied mit Argentinien allerdings im Viertelfinale gegen Brasilien aus und lernte den von Köln aus operierenden Spielervermittler Oscar Iparraguirre kennen, der ihn zur Fortuna lotste. Iparraguirre hatte Carracedo eigentlich beim FC Barcelona unterbringen wollen, doch der Deal platzte im letzten Augenblick.

Fortuna bekam den Spieler zunächst nur auf Leihbasis, sicherte sich die Dienste des Argentiniers nach dem Ende des Leihgeschäftes mit Atlanta dann aber fest. In der Saison 1989/90 hatte er für Fortuna sechs Einsätze in der Bundesliga, gab sein Debüt am 23. Spieltag gegen den 1. FC Nürnberg (0:0). In den nächsten zweieinhalb Jahren bestritt er 46 Spiele für die Fortuna. 1990/91 war er lediglich 14 Mal auf dem Platz, 1991/92 gehörte er mit 26 Einsätzen dann zu den Stützen des Teams. Allerdings belegte er mit der Mannschaft den letzten Platz.

Den Gang in die 2. Liga machte er nicht mit und wechselte zurück in seine Heimat zu Estudiantes de La Plata. Bereits nach einem Jahr wechselte er wieder nach Europa zum FC Tirol Innsbruck, wo Carracedo eine Saison spielte. Danach ging er wieder nach Südamerika und kehrte nicht mehr nach Europa zurück. Seine Karriere endete nach weiteren Stationen in Mexico, Japan und Chile wegen einer Sprunggelenksverletzung.

Heute arbeitet er als Spielervermittler in Argentinien, immer auf der Suche nach Talenten, denen er den Weg zu den großen Klubs in Europa ebnen kann.

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