Im Unterhaus geht es auf und ab Achterbahn in der zweiten Liga

Düsseldorf/Duisburg · Die Hinrunde im Fußball-Unterhaus hat eines gezeigt: Es gibt keine Favoriten. Meist entscheiden Tagesform und erarbeitetes Selbstvertrauen über Sieg und Niederlage. Mittendrin sind Fortuna Düsseldorf und der MSV Duisburg.

 Benito Raman und die Fortuna aus Düsseldorf haben in dieser Saison Höhen und Tiefen erlebt.

Benito Raman und die Fortuna aus Düsseldorf haben in dieser Saison Höhen und Tiefen erlebt.

Foto: dpa, mb

Die zweite Fußball-Bundesliga ist in dieser Saison alles, aber nicht berechenbar. Aufsteiger Holstein Kiel ist Herbstmeister, Absteiger SV Darmstadt 98 steht auf dem Relegationsplatz Richtung Liga drei, und die anderen vermeintlichen Aufstiegskandidaten schwirren im Niemandsland der Tabelle umher. Die Mannschaften sind stark von Wochen- und Tagesform abhängig. Das führt zu Sieges- und Sieglos-Serien und schließlich zu einem Ritt durch die Liga wie auf einer Achterbahn.

Talfahrt Für Fortuna Düsseldorf schien der Weg nach oben zunächst keine Grenzen zu haben. Mitunter brannte die Truppe von Trainer Friedhelm Funkel ein Offensivfeuerwerk ab (wie beim furiosen 3:2 gegen Union Berlin) oder sie kontrollierte den Gegner mit einer äußerst stabilen Defensivarbeit und brutaler Effektivität im Angriff (wie beim 2:0 in Bielefeld). Und wenn beides mal nicht funktionierte, dann hatte Fortuna auch noch das Glück eines Spitzenreiters, fuhr trotz schwächerer Leistung in Aue (2:0) und St. Pauli (2:1) dennoch Siege ein.

Funkel mahnte schon in jenem ersten Saisondrittel, dass ein solch extremes Hoch nicht von Dauer sein kann. Und er behielt Recht: Seit dem trotz guter Vorstellung verlorenen Pokalspiel gegen Gladbach (0:1) ruckelt es im rot-weißen Achterbahn-Wagen. Er rutscht ins Gefälle hinein, zuletzt mit dem 0:2 gegen Nürnberg. Das liegt zum einen daran, dass Verletzungen und Sperren das zentrale Mittelfeld blockierten, zum anderen daran, dass das anfangs überreichlich vorhandene Glück sich zuletzt abwandte. Mit dem Weggang von Co-Trainer Peter Hermann zu den Bayern, wie ein derzeit beliebter Mythos besagt, dürfte es eher weniger zu tun haben.

Das alles ist bis jetzt mit Tabellenplatz drei noch im grünen Bereich, da die Vereinsführung vor Saisonbeginn schon wegen ihres optimistischen Planziels - ein Rang unter den ersten sechs - milde belächelt worden war. Doch die Ansprüche steigen schnell in Düsseldorf. Schön für Fortuna, dass ein Achterbahn-Wagen meist irgendwann wieder bergauf fährt.

Bergfahrt In Duisburg begann die Fahrt mit kleineren Erhebungen und Gefällen. Der finanziell keineswegs auf Rosen gebettete Aufsteiger brauchte sieben Anläufe bis zum ersten Heimsieg. Dass der MSV dennoch nie auf einem der letzten drei Plätze stand, war der Auswärtsstärke zu verdanken - und einem ruhigen Umfeld. Auch ein Zwischentief mit fünf Spielen ohne Sieg konnten dem Team von Ilia Gruev nichts anhaben. Aus den vergangenen acht Spielen holten die Meidericher dann vier Siege und drei Remis. Das führte zur Bergfahrt mit 23 Punkten auf Platz zehn.

Der überraschende Erfolg ist auf ein Zusammenspiel von Kaderzusammenstellung, Trainingsarbeit und Glück zurückzuführen. Sportdirektor Ivica Grlic gelang es, die Mannschaft auf entscheidenden Positionen zu verstärken. Innenverteidiger Gerrit Nauber, Mittelfeldmaschine Lukas Fröde, die Außenbahnspieler Moritz Stoppelkamp und Cauly Souza und Stoßstürmer Borys Tashchy schlugen voll ein. Trainer Gruev gelang es, die Neuen in ein stabiles 4-4-2-System zu integrieren. Und im Gegensatz zur Abstiegssaison vor zwei Jahren bleiben die Duisburger von Verletzungssorgen weitgehend verschont. Bleibt das so, kann die Bergfahrt auch in der Rückrunde weitergehen.

Looping Am höchsten Punkt der Strecke steht man schon mal auf dem Kopf - und das ist beim KSV Holstein Kiel definitiv der Fall. Der Aufsteiger hat die Euphorie aus der Dritten Liga herübergerettet, fegt mit seinem erfrischenden Offensivfußball über die Gegner hinweg wie auf einer rasenden Abfahrt. Mit dem feinen Unterschied, dass eine wirkliche Talfahrt an der Ostsee nicht in Sicht ist. Trainer Markus Anfang hat ein Team geformt, von dem Funkel sagt: "Kiel hat das Zeug dazu, oben zu bleiben." Zumindest haben die "Störche" jene Klubs, die vor der Saison auf den Favoritenschild gehoben wurden - Ingolstadt, Bochum, St. Pauli, Union Berlin - zur Halbzeit abgehängt. Aber hinter dem Spitzentrio geht es noch eng zu: Platz vier und 15 trennen nur fünf Punkte. Und es wird weiter auf und ab gehen auf der Achterbahn - darauf hofft nicht zuletzt Schlusslicht Kaiserslautern.

(RP)
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