Finanzielles Risiko DFB-Museum wird für Stadt Dortmund zur Belastung

Dortmund · Fährt das DFB-Museum in Dortmund in einem Jahr mehr als 500.000 Euro Verlust ein, muss die Stadt das Risiko komplett alleine tragen. Nun soll nachverhandelt werden.

Deutsches Fußballmuseum: Highlights der Dauerausstellung
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Highlights des Deutschen Fußballmuseum

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Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) schwirrte die Idee schon lange herum. Man fühlte sich reif fürs Museum – und hat sich deshalb gleich selbst eins gebaut. Und so hat Ende 2015 das Deutsche Fußballmuseum direkt gegenüber dem Dortmunder Hauptbahnhof eröffnet. „Auf rund 8000 Quadratmetern bieten wir eine großartige Reise durch die deutsche Fußball-Geschichte“, sagt Direktor Manuel Neukirchner. Die Baukosten lagen bei etwas mehr als 40 Millionen Euro.

Fußballmuseum Dortmund: Hall of Fame des deutschen Fußballs eröffnet
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Hall of Fame des deutschen Fußballs eröffnet

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Foto: dpa/Ina Fassbender

Der DFB hat gut verhandelt und musste nur ein Bruchteil der Summe selbst tragen: gerade mal ein Fünftel, etwa acht Millionen Euro. Den Großteil hat hat das Land NRW überwiesen, je fünf Millionen haben Adidas und Mercedes beigesteuert. Die Stadt Dortmund hat das Areal zur Verfügung gestellt, finanzierte die Gestaltung des Außenbereichs und übernimmt die laufenden Betriebskosten. Und das könnte sich für die chronische klamme Stadt langfristig zu einem echten Problem entwickeln. Denn das Deutsche Fußballmuseum gehört zwar je zur Hälfte der Stadt und dem DFB. Ab einem Verlust von 500.000 Euro wird allerdings nicht mehr geteilt, dann zahlt die Stadt allein.

„Alle wollten das Museum“, erzählt Neukirchner, zuvor unter anderem Büroleiter des ehemaligen DFB-Präsidenten Egidius Braun. „Am Ende hat sich NRW durchgesetzt. Es ist für das Land ein Leuchtturmprojekt.“ Um die Kosten decken zu können, müssten jährlich 270 000 Besucher kommen. Der Museumsmanager träumte zur Eröffnung aber von der doppelten Anzahl. Das Museum ist bislang vor allem regional verankert. Man fährt nicht mal eben so ins Museum oder verknüpft den Besuch eines Heimspiels von Borussia Dortmund mit einem Ausflug. Der Gedankenfehler: Es wurde damit eine Region bedacht, um deren Gewicht im deutschen Fußball zu würdigen, es wurde gleichwohl aber nicht geschaut, wie intensiv der Standort mit dem DFB verbunden ist. In Deutschland gibt es nicht wie zum Beispiel in England ein Wembley – in jenem Stadion werden alle Spiele der englischen Nationalmannschaft ausgetragen.

Fußballmuseum: 1500 kommen zur Eröffnung
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1500 kommen zur Eröffnung des Fußballmuseums

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Dortmund wollte den Zuschlag und hat gerne Warnungen überhört, das Projekt könne zum Risiko werden. Es wurde mit Zahlen jongliert, bei denen frühzeitig klar war, dass es sportlich würde, diese zu realisieren. Genau deshalb haben etliche Städte dankend abgewunken. Zuletzt war noch die Stadt Köln als Konkurrent von Dortmund im Rennen. Dort stellte man aber in einer Machbarkeitsstudie fest, es doch lieber zu lassen. Am Ende war es zumindest nicht schädlich bei der Entscheidungsfindung, dass Reinhard Rauball, Präsident von Borussia Dortmund, als langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Fußball-Liga (DFL) viele Türen geöffnet hat. In Dortmund regt sich mittlerweile der Widerstand. Eine Delegation der Stadt soll sich in den kommenden Wochen nach Frankfurt aufmachen und mit der neuen Spitze des DFB nachverhandeln. Ausgang eher ungewiss.

Was dem Fußballmuseum große Probleme bereitet: Viele Bundesligisten haben eigene Museen eröffnet. In Mönchengladbach gibt es seit dem vergangenen Mai die sogenannte Fohlenwelt – und die kommt an. Fans haben dort die Möglichkeit, ganz tief in die Vereinsgeschichte einzutauchen und besondere Exponate wie zum Beispiel jene Cola-Dose zu sehen, die das 7:1 gegen Inter Mailand  nichtig machte.

Der DFB hat nur maximal zu Großereignissen Unterstützer, echte Fans sind dagegen rar.

(gic)
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