Blatter schlägt Alarm / Ailton völlig unbeeindruckt Fifa will Flut der Fußball-Einbürgerungen eindämmen

Neuss/Zürich (rpo). Nun hat sich auch der Fußball-Weltverband Fifa in der Debatte um die Fußball-Einbürgerungen von Ailton, Dede und Leandro zu Wort gemeldet. "Solche Praktiken laufen dem Geist des Fußballs zuwider", sagte Fifa-Präsident Joseph Blatter.

Der Weltverband will die sich abzeichnende Flut von Einbürgerungen wie die des Bremer Torjägers Ailton sowie seiner brasilianischen Landsleute Dede und Leando von Borussia Dortmund in Katar eindämmen. "Die Fifa muss hier einen Riegel vorschieben", bemerkte Blatter. "Noch diese Woche sind Gespräche mit Fußball- und Rechtsexperten anberaumt. Generell hat dieses Thema bei mir höchste Priorität."

Die drei Südamerikaner sollen die Staatsbürgerschaft des Scheichtums annehmen und die Spielberechtigung für die dortige Nationalmannschaft erhalten. Die Vertragsunterschrift erfolgte zwar noch nicht, aber eine grundsätzliche Einigung wurde erzielt. Dafür sollen zumindest Ailton und Dede Schätzungen zufolge jeweils eine Millionen Euro als Handgeld kassieren. Hinzu kommt ein Jahresgehalt von knapp einer halben Million Euro.

Debüt der neuen "Araber" schon am 31. März?

Ihr Debüt als Araber könnten sie bereits am 31. März im WM-Qualifikationsspiel gegen Jordanien geben. Ailtons französischer Klubkollege Valerien Ismael hatte ein gleichlautendes Angebot des Öl-Staates abgelehnt. Nationaltrainer Katars ist der Franzose Philippe Troussier, der fest mit dem Trio plant.

Blatter schlägt indes Alarm und mahnt die Fifa zum schnellen Handeln. Die drei in Deutschland spielenden Brasilianer lassen sich von dieser Ankündigung jedoch nicht einschüchtern. Das Trio war gemeinsam am Montag in das Emirat am Golf geflogen.

"Das ist mir völlig egal", kommentierte Ailton die Fifa-Bemühungen, seinem Nationalitätenwechsel einen Riegel vorzuschieben. Dabei sei die sportliche Motivation entscheidend: "Das Geld ist durchaus wichtig, aber wichtiger ist es mir, einen Traum erfüllen und in einer Nationalmannschaft und vielleicht sogar bei einer WM spielen zu können." Dede beteuerte ebenfalls: "Ich will bei der WM spielen, am liebsten gemeinsam mit meinem Bruder."

Balance zwischen Verein und Nationalelf

Blatter weiß allerdings auch, dass die Angelegenheit sehr diffizil ist. Schließlich hat sich die Fifa die Wahrung der Bedeutung der Nationalmannschaften auf die Fahne geschrieben, auch wenn die Klubs verstärkt darauf drängen, dass die Profis in erster Linie ihrem Arbeitgeber verpflichtet sein sollen. Blatter dazu: "Der Spieler muss für sich eine gute Balance finden. Es sollte der Stolz eines jeden Spielers sein, in der Nationalmannschaft zu spielen. Heute, da der Vereinsfußball seiner Identifikationswirkung auf lokaler oder regionaler Ebene immer mehr verlustig geht, wird die Nationalmannschaft als Identifikationsfaktor immer wichtiger."

In diesem Zusammenhang gibt es bekanntlich zudem den Vorstoß der "G14", des Zusammenschlusses der größten europäischen Klubs, an den Einnahmen an WM- und EM-Turnieren beteiligt zu werden. Blatter: "Die Fifa lädt die Verbände ein, an der Fußball-WM teilzunehmen. Die Verbände bieten in der Folge die Spieler auf. Dieser Logik entsprechend werden die Preisgelder dann auch an die Verbände ausgeschüttet. Für die WM 2002 betrugen diese insgesamt 200 Millionen Schweizer Franken. Es ist dann Sache der Verbände, darüber zu entscheiden, wie sie dieses Geld verteilen und für ihre Verbandszwecke verwenden."

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