Kühne-Modell vor dem Aus Fifa verbietet Beteiligung von Investoren an Transferrechten

Der Fußball-Weltverband Fifa verbietet ab 2015 die Beteiligung von Investoren an Transferrechten von Spielern. Ein Modell, dass der Hamburger SV in der Vergangenheit nutzte, um Profis zu finanzieren.

 Klaus-Michael Kühne darf sich in Zukunft beim HSV nicht mehr an Transferrechten beteiligen.

Klaus-Michael Kühne darf sich in Zukunft beim HSV nicht mehr an Transferrechten beteiligen.

Foto: dpa, awa_gr bra

Karl Gernandt und Dietmar Beiersdorfer stehen unter Strom. Angetrieben von der brenzligen Situation des Hamburger SV sammeln der Aufsichtsratsvorsitzende und der Vorstandsboss Flugmeilen en masse, treffen mögliche Geldgeber und brüten über neuen Konzepten ihrer Finanzexperten. Der Kader soll in diesem Winter noch millionenschwer verstärkt werden. Doch einen gerne genutzten Kniff können die finanziell schwer angeschlagenen Hanseaten nach einem Fifa-Beschluss nicht mehr anwenden.

Seit dem 1. Januar ist es nur noch mit der zeitlichen Frist eines Jahres erlaubt, Transferrechte von Fußball-Profis an Investoren zu veräußern. So wie es der HSV - noch vor den Amtsantritten Gernandts und Beiersdorfers - im Bund mit Milliardär Klaus-Michael Kühne bei der Verpflichtung von Rafael van der Vaart im August 2012 machte. Ab dem 1. Mai dieses Jahres ist mit dem Vorgehen endgültig Schluss. Der Fußball-Weltverband schob dem immer unübersichtlicher werdenden Gebaren auf dem Transfermarkt einen Riegel vor.

Ein Beschluss, den nicht nur Präsident Martin Kind vom HSV-Ligakonkurrenten Hannover 96 begrüßt. "Das Wichtigste ist, dass die Entscheidungskompetenz beim Klub bleibt", sagte der 70-Jährige dem SID am Montag: "Strategische Planungen kann man nicht abhängig machen von dritten Parteien, die womöglich völlig andere Ziele verfolgen."

Auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bezeichnete die Dritteigentümerschaft bereits vor dem Fifa-Beschluss als "nach wie vor größte Schwäche des ganzes Systems: Dass unfassbar viel Geld an Leute fließt, die mit dem Fußball nichts am Hut haben und nur die Popularität des Fußballs missbrauchen um das Gelder abzuziehen", sagte er dem SID.

Die europäische Fußball-Union (Uefa) hatte von Fifa-Chef Sepp Blatter ohnehin schon längst ein Einschreiten verlangt. "Einige Spieler sind schlicht und ergreifend nicht mehr Herr ihrer sportlichen Karriere und werden Jahr um Jahr weiterverkauft, um die Gier dieser Unbekannten nach dem Geld aus dem Fußball zu stillen", sagte Uefa-Boss Michel Platini im vergangenen März. Auch die Frage, was passiert, wenn dieselbe Firma oder Gesellschaft die wirtschaftlichen Rechte an mehreren Spielern verschiedener Mannschaften innehat, stand im Raum.

Doch nun hat die Fifa dem Geschacher um Talente ein Ende gesetzt, das vor allem in Brasilien in den vergangenen 15 Jahren immer stärker zugenommen hatte. Auch der HSV kam bei einem seiner Transfers mit dem strittigen Geschäftsmodell brasilianischer Investoren in Berührung. Als Beiersdorfer den Innenverteidiger Cleber verpflichtete, bekam der abgebende Klub Corinthians Sao Paulo keinen Cent. Von den drei Millionen Euro mussten die rechtlich abgesicherten Hanseaten den Großteil an die Agentur "Elenko Sports" überweisen, zudem bekamen Berater und Spieler laut Berichten ein Handgeld von 300.000 Euro.

Doch dieses undurchsichtige Prozedere soll nun der Vergangenheit angehören. Auch der HSV kann Investoren nicht mehr den Gegenwert von Transferrechten anbieten. Also bleibt den Klub-Bossen nichts anderes übrig als weiter Meilen zu sammeln. Und auf die Fähigkeiten ihren findigen Finanzexperten zu setzen.

(sid)
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