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Fifa-Präsident DFB stimmt für Wiederwahl von Infantino

Paris · Michel Platini ätzt gegen Gianni Infantino, Joseph S. Blatter will seinen Nachfolger sogar vor Gericht sehen - und der DFB? Der weltgrößte Fußball-Verband wird beim Fifa-Kongress in Paris für die Wiederwahl des Schweizers stimmen.

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Foto: AP/Michael Probst

Reinhard Rauball, Rainer Koch und Friedrich Curtius wirkten mit ihren Rollkoffern in der riesigen Lobby des edlen Hyatt Hotels nur noch wie Funktionäre unter vielen. Kurz vor der Wiederwahl von Fifa-Präsident Gianni Infantino fügte sich die Interims-Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) widerstandslos in ihre neue, zurückhaltende Rolle im Weltverband: Beim Fifa-Kongress am Mittwoch (9.00 Uhr) in Paris wird der DFB der großen Mehrheit folgen und für Infantino stimmen.

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Foto: dpa, hm

"Wir sind hier nicht angetreten, um den DFB noch weiter ins Abseits zu stellen, als er ohnehin schon ist", sagte Rauball, wie Koch derzeit Übergangs-Präsident des Verbandes. Die Präsidiums-Entscheidung für die Unterstützung Infantinos sei "einstimmig" gefallen. Koch ergänzte: "Wir wollen, dass die deutsche Stimme gehört wird. Das geht nur, wenn man miteinander und nicht übereinander spricht."

Ein möglicher Denkzettel für den Schweizer, der seit Monaten mit der Uefa streitet, ist damit vom Tisch. Ohnehin dürfte die Wahl in der Pariser Messehalle per Akklamation stattfinden. Laut DFB "hatten bereits 44 europäische Nationalverbände Infantino schriftlich zur Wiederwahl" vorgeschlagen - und der DFB, der Infantino im Rahmen des Pokalfinales zu einem "langen, intensiven und ehrlichen Gespräch" (Rauball) empfangen hatte, spielt erst einmal mit. Notgedrungen.

Wegen des Rücktritts von Ex-DFB-Chef Reinhard Grindel nach dessen "Uhren-Affäre" sitzt schließlich noch mindestens neun Monate lang kein deutscher Funktionär im Fifa-Council und Uefa-Exekutivkomitee. Die wichtigen Entscheidungen werden ohne den DFB getroffen, was Rauball als "unschön" bezeichnete. Einen Automatismus, dass beim Uefa-Kongress in Amsterdam im März 2020 in jedem Fall wieder ein DFB-Vertreter (oder eine Vertreterin) in die beiden Gremien rückt, gibt es nicht.

Wer das sein könnte, ist ohnehin noch völlig offen. Zunächst wollen der DFB und die Deutsche Fußball Liga (DFL) bis zum 26. Juli einen gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten für die Wahl am 27. September nominieren. Dann wird darüber diskutiert werden, ob der Grindel-Nachfolger sich selbst um die internationalen Ämter bewirbt oder ob eine Aufteilung sinnvoller ist. Die vielen Probleme, die Grindel mit der Ämterhäufung hatte, sprechen dafür.

Infantino, der die Fifa seit Februar 2016 mit viel Kalkül fast schon in ein Wirtschaftsunternehmen transformiert hat, dürfte die Affäre um Grindel nicht ungelegen gekommen sein. Der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete hatte den Fifa-Präsidenten mehrfach öffentlich kritisiert und dabei immer betont, im Namen der Uefa zu sprechen. Uefa-Präsident Aleksander Ceferin, gleichzeitig Fifa-Vize, hielt sich meist zurück.

Die Unterstützung des DFB wird Infantino deshalb freuen - nötig hat er sich aber längst nicht mehr. In Afrika, Asien und Südamerika ist der 49-Jährige unumstritten. "Gianni ist ein Geschenk für den Fußball", sagte der nigerianische Verbandspräsident Amaju Pinnick stellvertretend für die vielen Wähler, deren Organisationen mit Fifa-Millionen umschmeichelt werden, in der ARD-Sportschau.

Infantinos einstiger Chef, der ehemalige Uefa-Präsident Michel Platini sieht das ganz anders. "Er hat keine Legitimation, er ist nicht glaubwürdig als Fifa-Präsident", ätzte der Franzose, der selbst gerne Fifa-Präsident geworden wäre, ehe ihm der gemeinsame Skandal mit Joseph S. Blatter dazwischen kam. Dieser schlägt in die gleiche Kerbe. "Es gibt keine Transparenz unter ihm, obwohl er genau dies immer versprochen hat", sagte Blatter, der seinen Nachfolger zudem vor Gericht sehen will: "Das ist eine Frage der Ehre. Sie haben mich verleumdet."

(sid/old)
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