Rekordhalter Schatzschneider „Am Wochenende bin ich Terodde-Fan“

Großburgwedel · Dieter Schatzschneiders Zeit als Zweitliga-Rekordtorschütze könnte schon am Sonntag enden. Mit seinem designierten Nachfolger Simon Terodde kann er bestens leben.

 Dieter Schatzschneider.

Dieter Schatzschneider.

Foto: Anne Orthen (ort)/Orthen, Anne (ort)

Sein altes Schalke-Trikot wird Dieter Schatzschneider dann doch nicht herauskramen. "Ich befürchte, XL ist nicht mehr meine Größe", sagt der 63-Jährige mit seinem typischen Grinsen im Gesicht und lehnt sich an seinem heimischen Esstisch entspannt zurück.

Schatzschneider ruht in sich, obwohl es dieser Tage doch recht hektisch ist. Immer wieder klingelt sein Telefon für die nächste Interviewanfrage. Er ist Teil der Historie, die sich für den Sonntag (13.30 Uhr/Sky) ankündigt, mit S04-Torjäger Simon Terodde in der Hauptrolle.

Mit einem Treffer gegen den Tabellenvorletzten FC Ingolstadt könnte der 33-Jährige mit dem "Langen" als bester Zweitligatorjäger der Geschichte gleichziehen - Schatzschneiders Marke steht bei 153 Toren aus den Jahren 1978 bis 1987 für Hannover 96 und Fortuna Köln. Und das Klubidol der Niedersachsen, einst auch bei Schalke aktiv, sagt ohne zu zögern im SID-Interview: "Am Wochenende bin ich Terodde-Fan."

Schatzschneider verhehlt nicht, dass der anstehende Verlust seines Rekordes auch ein bisschen wehtut: "Ich bin da ganz ehrlich, ich bin gerne die Nummer eins gewesen."

Mit dem Superstürmer der Schalker kann sich "Schatz" aber voll identifizieren: "Ich bin ein großer Fan von ihm. Wenn er eine hohle Nuss wäre, würde ich mir keine Mühe geben. Ich merke aber, er ist ein guter Junge und er hat meinen Respekt für eine ganz, ganz tolle Leistung. Er ist ein Guter, und Feierabend."

Schatzschneider macht es enorm dankbar, dass er beim glanzvollen Moment von Terodde dabei sei kann, zumindest vor dem Fernseher. Er wird es sich auf der Couch gemütlich machen, nicht weit entfernt von seinen Erinnerungsfotos im HSV- und 96-Dress. Nur von Schalke fehlt eines in seiner kleinen Galerie. Da müsse er mal im Keller schauen, sagt Schatzschneider.

Wenn Terodde, der nach acht Saisonspielen schon wieder bei zehn Treffern steht, nun tatsächlich vorbeizieht, will der einst wuchtige Mittelstürmer unbedingt persönlich gratulieren.

"Das ist für meine Generation etwas, was mir sehr viel gibt. Einfach zu sagen: Junge, du hast eine Topleistung gebracht, das möchte ich honorieren", meint Schatzschneider. Und er glaubt, "das wäre auch ein Herzenswunsch von Gerd Müller gewesen, zu Robert Lewandowski hinzugehen und zu sagen: Lewa, tolle Leistung, überragend." Müller, der im August verstarb, war dies nicht mehr vergönnt.

So wie Müllers 40-Tore-Saison, die Lewandowski toppte, war Schatzschneiders Bestmarke lange Zeit unangefochten. Und der frühere Angreifer glaubte sogar daran, dass er einen "Rekord für die Ewigkeit" aufgestellt haben könnte.

Denn die guten Mittelstürmer locke ja mittlerweile nicht nur die Bundesliga, sondern schnell auch das Ausland. "Aber jetzt ist da einer, der alles wegknallt", sagt Schatzschneider, der Terodde sogar als Kandidaten für die Nationalmannschaft sieht: "Ich würde es immer machen."

Er geht fest davon aus, dass Terodde am Ende seiner Karriere deutlich mehr als 160 Treffer in der 2. Liga erzielt haben wird und hofft inständig darauf, dass der Schalker schon an diesem Wochenende Ernst macht. Denn danach reist Terodde mit S04 nach Hannover - zu Schatzschneiders Herzensklub.

"Das wäre das No-Go, wenn der mich überholt und dann 96 schlägt" sagt der bisherige Rekordhalter, der Terodde auch ohne passendes Schalke-Trikot anfeuern wird: "Ich hoffe, dass der jetzt gegen Ingolstadt vier Buden macht."

(ako/sid)
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