Im Interview So sieht Knäbel den FC Schalke für die Zukunft aufgestellt

Gelsenkirchen · Schalkes Sportvorstand Knäbel plant zweigleisig für die kommende Saison. Unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit soll der Trainer bleiben. Knäbel beschreibt Coach Reis als Mann des Ruhrgebiets.

Peter Knäbel sieht den FC Schalke gefestigt.

Peter Knäbel sieht den FC Schalke gefestigt.

Foto: dpa/Tim Rehbein

Seit fünf Jahren bestimmt Peter Knäbel die sportlichen Geschicke beim FC Schalke 04 mit. Nach einer sehr schwachen Hinrunde, nach der Schalke abgeschlagen Tabellenletzter war, steigerten sich die Gelsenkirchener enorm, blieben achtmal in Serie ungeschlagen und können sich trotz der Niederlage am vergangenen Samstag gegen Bayer Leverkusen wieder realistische Chancen auf den Klassenerhalt ausrechnen. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht Sportvorstand Knäbel über seine eigene Arbeit, Trainer Thomas Reis und ein besonderes Geschenk.

Wie groß war in der Winterpause Ihre Sorge, dass Schalke schon im März oder Anfang April im Abstiegskampf keine Chance mehr hat?

Knäbel: Nein, dieses Gedankengut wäre kein guter Ratgeber gewesen. Uns allen war klar, dass die spezielle Konstellation mit der langen Winterpause auch eine Möglichkeit ist, Entscheidungen aus dem Sommer zu korrigieren. Und wir waren uns sicher: Wenn wir konsequent handeln, bekommen wir unsere Chance auf den Klassenerhalt – und die ist jetzt, acht Spieltage vor dem Saisonende, da. In diesem Zusammenhang war es wichtig, dass wir relativ schnell Punkte sammeln, um den Abstand zu verkleinern.

Das haben Sie geschafft. Schalke ist voll drin im Kampf um den Klassenerhalt. Was waren aus Ihrer Sicht die Gründe für den Aufschwung in der Rückrunde?

Knäbel: Wichtig waren natürlich die Änderungen im Trainerteam. Mit Thomas Reis als Cheftrainer haben wir die Winterpause gut genutzt und die Mannschaft auch physisch stabilisiert. Dazu kamen gute Neuverpflichtungen im Winter, die sofort super integriert worden sind. Als großes Geschenk habe ich die emotionale Einweihung des restaurierten Flutlichtmastes im Parkstadion mit rund 3000 Fans wahrgenommen. Da hat jeder, vor allem die neuen Spieler, sofort gemerkt, für was für einen besonderen Club sie spielen.

Was zeichnet Thomas Reis aus Ihrer Sicht aus?

Knäbel:Thomas hat sehr schnell eine Bindung zum Verein und zu den Menschen hier bekommen. Man merkt, dass er nach den vielen Jahren in dieser Region ein Mann des Ruhrgebiets geworden ist. Dazu gehört seine direkte und offene Art, Botschaften zu vermitteln. Diese Art kommt nicht nur hier in der Region gut an, diese Art kommt auch bei Fußballern gut an. Er hat der Mannschaft schnell eine fußballerische DNA vermittelt, und ihm ist es schnell gelungen, Mannschaft und Trainerteam zu einer Einheit zusammenzuschweißen.

Würde Thomas Reis auch im Falle eines Abstiegs sicher Schalke-Trainer bleiben?

Knäbel: Das steht für mich außer Frage.

Nach dem Rückzug von Rouven Schröder haben Sie dessen Aufgaben zum Teil mit übernommen. Den Sportdirektor-Posten wollen Sie aber wieder besetzen. Wie weit sind Sie diesbezüglich?

Knäbel: Wir sind in Gesprächen, die intern bleiben werden. Das Auswahlverfahren läuft und es geht Schritt für Schritt vorwärts. Wann wir etwas verkünden können, kann ich aber noch nicht sagen.

Gerald Asamoah bildet sich in dem Bereich fort und ist sehr ambitioniert. Würden Sie ihm den Job als Sportdirektor zutrauen?

Knäbel: Grundsätzlich traue ich ihm das natürlich zu. Gleiches gilt auch für andere im Verein, wie Mathias Schober, unseren Direktor Knappenschmiede, und André Hechelmann sowie René Grotus. Die beiden Letzteren haben maßgeblich das Wintertransferfenster mitgestaltet. Bei Asa haben wir natürlich eine gewisse Fantasie, sonst würden wir ihn in dem Bereich ja nicht ausbilden. Für diesen Sommer ist das aber noch kein Thema.

Als Rouven Schröder Ende Oktober aus persönlichen Gründen auf Schalke aufgehört hat, haben Sie gesagt, Sie würden sich wundern, wenn er zeitnah wieder irgendwo einsteigen würde. Wie sehr wundern sie sich, dass er jetzt bei RB Leipzig arbeitet?

Knäbel: Ich wundere mich nicht. Mit zeitnah habe ich eher einen Zeitraum vor Beginn der Rückrunde gemeint. Rouven ist ein hervorragender Experte. Bei seinem Verhältnis zu Max Eberl war mir klar, dass das möglich ist.

Derzeit planen Sie parallel für die Bundesliga und für die zweite Liga. Wie sieht das aus?

Knäbel: Zunächst haben wir in beiden Szenarien ein gutes Fundament an Spielern. Darauf aufbauend könnten wir in der zweiten Liga um den Aufstieg mitspielen und hätten in der ersten Liga gute Chancen, erneut die Klasse zu halten – davon bin ich in beiden Fällen absolut überzeugt. Gleichzeitig versuchen wir, von interessanten Spielern die Zusage für beide Szenarien zu bekommen. Wichtig ist: Wir würden nie mehr so tief fallen, wie wir beim Abstieg 2021, zu Corona-Zeiten gefallen sind. Unser Hauptaugenmerk gilt aber selbstverständlich dem Klassenerhalt in der Bundesliga.

Wie stark müsste Schalke seinen Spieleretat im Abstiegsfall reduzieren?

Knäbel: Im Vergleich zur Bundesliga hätten wir ungefähr den halben Etat zur Verfügung – so wie es auch schon in der vergangenen Zweitliga-Saison war.

Sie haben nach dem Aufstieg immer betont, dass es zunächst zwei Jahre nur um den Klassenerhalt geht. Welche Etappenziele haben Sie sich danach, also mittel- bis langfristig, gesteckt?

Knäbel: Für uns wird es in den kommenden Jahren darum gehen, langfristig und nachhaltig den Kaderwert zu erhöhen. Wir wollen also weniger Spieler leihen, mehr Spieler fest verpflichten und sie besser machen. Das ist die Basis, denn: Wenn die Spieler besser werden, werden in der Regel auch die Resultate besser. Mittelfristig wollen wir uns so Richtung einstellige Tabellenplätze bewegen. Und langfristig wollen wir den Verein natürlich wieder in die Regionen bringen, in die er aufgrund seiner Größe auch gehört und in denen er schon war.

Wie sicher sind Sie, dass sie auch im Falle eines Abstiegs die Entwicklung weiter entscheidend mitgestalten und weitermachen dürfen?

Knäbel: Sehr sicher, weil ich grundsätzlich den Anspruch habe, meine Verträge zu erfüllen.

(dör/dpa)
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