Fährmann raunzt TV-Reporter an, Bentaleb verweigert Handschlag Die Stimmung auf Schalke droht zu kippen

Gelsenkirchen · Nach dem 1:2 (0:1) im Derby gegen Borussia Dortmund spricht Domenico Tedesco die Schwachstellen des FC Schalke deutlich an. Die vielen Verletzten im Sturm lässt der Trainer nicht als Ausrede gelten.

 Nabil Bentaleb, Ralf Fährmann und Domenico Tedesco (v.l.n.r) gehen nach der 1:2-Niederlage gegen den BVB zu den eigenen Fans.

Nabil Bentaleb, Ralf Fährmann und Domenico Tedesco (v.l.n.r) gehen nach der 1:2-Niederlage gegen den BVB zu den eigenen Fans.

Foto: dpa/Ina Fassbender

So ein verlorenes Derby wiegt offensichtlich noch ein wenig schwerer als andere Niederlagen in der Bundesliga. Das sah man nach dem 1:2 gegen Dortmund zunächst Schalkes Ralf Fährmann in der Interviewzone deutlich an. Reichlich beladen wirkte der Torwart der Königsblauen. „Da brauchen Sie gar nicht zu lachen“, blaffte er den TV-Reporter an, der nach den Ursachen der Niederlage fragte und dabei freundlich dreinblickte. Ob die Derbyniederlage denn Auswirkungen auf die Tabelle habe – und ob es daran lag, dass der BVB schlicht das reifere Team war. „Sie haben es doch gesehen, oder?“, fragte Fährmann zurück, die Hände in die Hüften gestemmt. „Wir haben alles gegeben, aber am Ende für einen Heimsieg zwei Tore zu wenig geschossen.“ Viel Zeit für schlechte Laune bleibt nicht. Immerhin muss Schalke am Dienstag (18.55 Uhr) in der Champions League gegen Lokomotive Moskau ran.

Kontrastprogramm gab es am Samstag bei den Dortmundern. Marco Reus sagte, er sei sehr zufrieden mit der Leistung des Teams. Hätte man nicht gegen schwache Schalker höher gewinnen müssen? „Das war ein Derby, was erwarten Sie? Wir sind einfach zufrieden.“ Der Däne Thomas Delaney, der sein erstes Tor für den BVB geschossen hatte, strahlte uneingeschränkt. Er sagte zwar, dass er der Mannschaft einfach immer helfen wolle und in wenigen Tagen schon die nächste Aufgabe anstehe. Doch wenigstens sein Gesichtsausdruck verriet, dass er sich auch über den Abpfiff hinaus über sein Tor-Debüt freuen konnte.

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Schalke - Dortmund: die Bilder des Spiels

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Foto: dpa/Bernd Thissen

Auch aus der Mimik der Trainer war einiges abzulesen. Dortmunds Lucien Favre wirkte gelöst und entspannt zugleich. Das 2:1 bedeutet ja auch, dass seine Mannschaft in der Liga weiterhin ungeschlagen bleibt. Komplimente verteilte Favre auch. Anders klang das bei seinem Nachbarn, Domenico Tedesco. Der musste etwa Guido Burgstaller auswechseln und hat damit den fünften Offensivspieler auf der Liste der Verletzten. Eine Ausrede sei das nicht.

Wir haben uns nach dem Revierderby auf Stimmenfang begeben.

Tedesco zum Spiel der Schalker...

„Wir hatten anfangs einen guten Zugriff. Wie aus dem Nichts liegen wir dann zurück. Den Freistoß müssen wir besser verteidigen. Aber wir haben uns nicht irritieren lassen, hatten mehr Ballbesitz, eine gute Passquote. Was uns fehlt, ist die Durchschlagskraft. Wir müssen mehr Torgefahr ausstrahlen. Unsere Flanken sind eher nicht gut. Wir finden die Spieler vorne nicht. Aus einem so guten ersten Durchgang, musst du einfach mehr Profit ziehen. Beim 1:2 verteidigen wir einfach schlecht.“

Favre zum Spiel des BVB...

„Es war ein sehr schweres Spiel für uns, vor allem in der ersten Halbzeit. Schalke war sehr gut organisiert und gut beim Pressing. Wir hatten zu wenig Ballbesitz und keine klaren Torchancen. Wir führten 1:0, wollten in Halbzeit zwei besser spielen, aber dann kommt das 1:1. Das Foul kann ich nicht beurteilen, wenn das die Wahrheit ist, akzeptieren wir das total. Nachher hat die Mannschaft gut reagiert, sie ist im Spiel geblieben. Es war sehr wichtig, dass wir die Ruhe behalten. Das 2:1 ist gefallen. Am Ende haben wir verdient gewonnen.“

Tedesco zur Standardschwäche der Schalker...

„Ich verzweifle nicht, aber ich bin unglücklich darüber. Die beiden Tore fallen zu Zeitpunkten, die sehr schwierig zu verkraften sind. Das ist Wahnsinn bei uns, aber wir schaffen es ja trotzdem, das wegzustecken. Auch das 2:1 fiel in einer Phase, in der wir eigentlich gut drauf waren.“

Favre zu Alcacer, der nur als Joker trifft…

„Sie fragen mich sonst immer, warum er nicht von Anfang an spielt (lacht). Es ist eben meine Intuition in der Woche, ob ich ihn am Anfang gleich bringe. Mehr nicht.“

Tedesco zu Bentaleb, der den Handschlag verweigerte...

„Es ist logisch, dass jemand nicht zufrieden ist, wenn er im Derby ausgewechselt wird. Wir sind alle Sportler und haben Sports-Charakter. Ihm jetzt einen Strick daraus zu drehen, wäre nicht fair. Ich habe ihm dafür ins Gesicht gestreichelt.“

Tedesco zur Tabelle...

„Wir hätten gerne ein paar Punkte mehr. Wie wir die Spiele verlieren, ist nicht immer gerechtfertigt. Es waren auch viele dabei, die wir zu Recht verloren haben. Wir müssen aus der Situation lernen und versuchen, die Spiele für uns zu entscheiden. Wenn du nur per Elfmeter triffst, reicht das nicht.“

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