Konsequenzen nach Fan-Aggressionen „Wenn einer nicht mehr für Schalke auflaufen will...“

Gelsenkirchen · Der Abstieg schmerzt, doch hängen bleibt in Gelsenkrichen vor allem der zum Teil tätliche Angriff einiger Anhänger auf Spieler. Schalke stellte es seinen Profis deshalb jetzt frei, ob sie weiter für den Klub auflaufen wollen – und beantragte Polizeischutz fürs Training.

 Der Mannschaftsbus des FC Schalke 04 kehrt nach dem Spiel gegen Bielefeld auf das Gelände der Veltins-Arena zurück.

Der Mannschaftsbus des FC Schalke 04 kehrt nach dem Spiel gegen Bielefeld auf das Gelände der Veltins-Arena zurück.

Foto: dpa/Fabian Strauch

Der Abstieg ist besiegelt, doch Schalke 04 befindet sich weiter im Ausnahmezustand: Nach den Fan-Angriffen auf Schalker Spieler in der Nacht zu Mittwoch hat Sport-Vorstand Peter Knäbel für die nächsten Trainingseinheiten Polizeischutz angefordert und seinen Profis angeboten, nicht mehr für den Klub zu spielen.

"Wenn einer die restlichen vier Partien nicht mehr für Schalke auflaufen will, kann ich mit dieser Position leben", sagte Knäbel der Bild und kündigte Einzelgespräche an. Dabei werde gefragt, "was hängen geblieben ist" und Hilfe angeboten.

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Die ungewöhnlichen Maßnahmen zeigen, wie brutal die Vorkommnisse für einige Spieler in der Nacht nach dem Abstieg waren. Der Klub kündigte deshalb an, dass auch die eigene Security verstärkt werde. "Wir werden unter erhöhter Aufmerksamkeit trainieren", so Knäbel.

Schalke erlebte nach der 0:1-Niederlage am letzten Spieltag bei Arminia Bielefeld, die den vierten Abstieg in der Klubgeschichte besiegelte, eine Albtraumnacht. Rund 500 Fans, darunter etliche gewaltbereite Chaoten, erwarteten den Schalker Teambus auf dem Klubgelände und eröffneten schließlich die Jagd auf Spieler und Mitarbeiter. Es flogen Eier, Profis sprinteten davon, die Polizei musste einschreiten.

Team-Manager Gerald Asamoah bekam alles hautnah mit. "Mir gehts immer noch nicht gut", sagte der Publikumsliebling nach den Vorfällen. "Ich habe zwei Bilder im Kopf. Wie ein Mitarbeiter auf dem Boden liegt und getreten wird. Und die Angst in den Augen von Michael Büskens", schilderte Asamoah die Vorkommnisse um den Schalker Co-Trainer und Eurofighter Büskens.

Sport-Vorstand Knäbel berichtete von blauen Flecken bei dem einen oder anderen und kündigte ein hartes Durchgreifen an. "Der Verein wird es niemals akzeptieren, wenn die körperliche Unversehrtheit seiner Spieler und Mitarbeiter gefährdet wird", hieß es in einer Mitteilung.

Auch die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Es soll geklärt werden, wie die vielen Chaoten auf das Klubgelände gelangen konnten und warum die Sicherheitsleute das Aufeinandertreffen mit der Mannschaft so kurz nach dem Abstieg nicht als zu gefährlich eingestuft hatten.

Der erhöhte Einsatz von Sicherheitskräften für die kommenden Tage soll die Privatsphäre der Schalker Spieler schützen. In der Nacht zu Mittwoch wurden Schalker Spieler von den Chaoten angeblich sogar bis zur Haustür verfolgt.

An diesem Wochenende hat Schalke spielfrei, da Gegner Hertha BSC wegen Corona-Fällen in Quarantäne gegangen ist. Für Mittwoch und Donnerstag waren die Trainingseinheiten kurzfristig abgesagt worden, am Freitag wollte Trainer Dimitrios Grammozis eigentlich wieder zu einer ersten Einheit bitten. Das nächste Bundesliga-Spiel steht für die Königsblauen am 8. Mai auf dem Programm, bei der TSG Hoffenheim.

(kron/dpa)
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