Neuer Trainer Warum Schalke mit Frank Kramer die Euphoriebremse tritt

Meinung | Düsseldorf · Nach dem direkten Wiederaufstieg umgibt den FC Schalke 04 eine riesige Euphorie. Die Verpflichtung von Frank Kramer als neuem Trainer passt da so gar nicht ins Bild. Am Ende zeigt die Personalie dann auch vor allem, was finanziell machbar ist in Gelsenkirchen. Das Risiko überwiegt die Chance.

 Schalkes neuer Trainer Frank Kramer

Schalkes neuer Trainer Frank Kramer

Foto: AFP/INA FASSBENDER

Die Bilder sind allen noch gut Erinnerung. Ein volles Stadion, ein spektakulärer 3:2-Sieg gegen St. Pauli, der Aufstieg. Emotionen, Erleichterung, Euphorie. Der FC Schalke 04 kehrt nach nur einem Jahr Abstinenz in die Fußball-Bundesliga zurück. Mit all seiner Wucht, all seiner Intensität, all seiner Popularität. Es sind Attribute, die Königsblau braucht, will es mit schmalem Budget und Planung auf Sichtweite die Klasse halten. Gespannt warteten die Anhänger also darauf, wen der Verein in diesem Stimmungshoch als neuen Trainer verkünden würde. Es wurde Frank Kramer. Ein Name, den viele erst mal sacken lassen müssen.

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Nein, Pep Guardiola hätte Manchester City für Schalke nicht verlassen. Huub Stevens wollte nicht schon wieder, Aufstiegsheld und Vereinsikone Mike Büskens wollte nicht mehr in der ersten Reihe stehen, und viele andere Kandidaten hatte man ja in den vergangenen Jahren schon ausprobiert. Aber Frank Kramer? Wirklich? Bei Absteiger Bielefeld vorzeitig entlassen, weil man ihm nicht mehr zutraute, den Abstieg zu verhindern. Zuvor in Düsseldorf nach wenigen Monaten krachend gescheitert, ansonsten Erfahrung bei Greuther Fürth, im U-Bereich des DFB und in der Jugend von RB Salzburg. Selbst wer nicht so genau sagen konnte, was er sich für Schalke als Trainer so vorstellt, wäre kaum auf Kramer gekommen.

Dabei zielt die Kritik überhaupt nicht auf den 50-Jährigen selbst. Nicht auf den Menschen. Er gilt als umgänglicher Fachmann, bisweilen als Dozent, bei dem zu wenig Feuer auf die Mannschaft übergreift. In Düsseldorf wirkte er nett, aber irgendwie auch beratungsresistent. Aber er ist halt Teil des Karussells von Trainern, die immer wieder irgendwo landen. Weil sie halt vorher schon mal irgendwo gelandet waren. Worum es bei der Kritik an dieser Personalie geht, ist die fehlende Signalwirkung. Die fehlende Vision. Eine, die die Euphorie im Umfeld aufnimmt und weiterträgt.

Kramer und Sportdirektor Rouven Schröder verbindet eine gemeinsame Zeit in Fürth. Trotzdem wirkt die Verpflichtung entweder wie das Eingeständnis, dass andere Trainer nicht zu bekommen waren oder nach Schalke wollten. Oder sie wirkt eben wie das finanziell Machbare, für das ein Verein mitten im Konsolidierungskurs eben steht. Vorsichtig. Zaghaft. Königsgrau.

Wie für alle neuen Trainer ist es auch für Kramer ein Leichtes, alle Kritiker verstummen zu lassen. Er muss nur erfolgreich arbeiten. Mehr nicht. Aber bislang ist er eben genau das an all seinen Stationen schuldig geblieben: erfolgreiches Arbeiten über einen längeren Zeitraum. Und genau das erlaubt die Bedenken dieses Dienstags. Nicht gegenüber seiner Person. Gegenüber seiner Verpflichtung.

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