Demo beim S04 gegen Tönnies „Schalke ist kein Schlachthof“

Gelsenkirchen · Rund tausend Anhänger des FC Schalke 04 haben am Samstag rund um die Veltins-Arena gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies und den Vereinsvorstand demonstriert. Die Angaben über die Teilnehmerzahl gehen deutlich auseinander.

FC Schalke 04: Fans demonstrieren gegen Clemens Tönnies
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Schalke-Fans demonstrieren am Vereinsgelände gegen Tönnies

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Foto: dpa/Fabian Strauch

Proteste, Banner und Menschenkette: Zeitgleich zum letzten Bundesliga-Saisonspiel der Mannschaft von Trainer David Wagner beim SC Freiburg am Nachmittag bildeten die Fans unter Einhaltung der Hygienevorschriften eine Menschenkette am Vereinsgelände Berger Feld.

Die Demonstration unter dem Motto „Schalke ist kein Schlachthof - gegen die Zerlegung unseres Vereins“ war zuvor von den Behörden unter bestimmten Auflagen genehmigt worden. Bis zu 2000 Menschen waren erlaubt. Nach Angaben von Organisator Stefan Barta sollen etwa 1200 Fans gekommen sein, die Gelsenkirchener Polizei sprach von „deutlich weniger“. Alles blieb friedlich.

Unter den Protestlern war auch Ex-Profi Yves Eigenrauch, UEFA-Cup-Sieger von 1997. „Als Schalker musste man sich in letzter Zeit schämen. Das hat mit Kumpel- und Malocherclub nichts mehr zu tun“, sagte Mitorganisatorin Katharina Strohmeyer am Samstag. „Wir erwarten, dass die Vereinsführung unser Leitbild lebt. Wenn nicht, brauchen wir einen Neuanfang.“

An mehreren Punkten hatten die Schalker Fans ihre Botschaften auf großen Bannern platziert. „Unser Vorstand - ein sozialer und moralischer Flop!“, monierten sie. „Der größte Bulldozer hilft nicht mehr! Tö̈nnies raus!“, lautete an anderer Stelle die eindeutige Forderung. Auch die von Tönnies neu angestoßene Diskussion um die Ausgliederung der Profi-Abteilung in einen Wirtschaftsbetrieb ist für die Fans eine grauenhafte Vorstellung. Sie fürchten den Einfluss von Investoren. „Der FC Schalke 04 e.V. ist und bleibt ein Verein - im Sinne de deutschen Vereinsrechts!“, stand an der „Tausend-Freunde-Mauer“ direkt neben dem Arena-Eingang.

Der Fleisch-Unternehmer aus Rheda-Wiedenbrück ist das Hauptziel der Proteste. Seit Tagen sorgen die massenhaften Corona-Infektionen in den Tönnies-Werken und die viel kritisierte Unterbringung und Bezahlung der Werksarbeiter - vornehmlich aus Polen, Rumänien und Bulgarien - für negative Schlagzeilen. Aber auch der Vorstand mit Alexander Jobst und Jochen Schneider wird wegen einiger Fehlentwicklungen, so der Kündigung von geringfügig Beschäftigten und der „Härtefall-Regelung“ bei der Ticketrückerstattung, kritisiert.

In der Folge des Corona-Ausbruchs müssen 640 000 Menschen in den westfälischen Kreisen Warendorf und Gütersloh nach Behördenanordnung erneut große Einschränkungen ihres öffentlichen Lebens in Kauf nehmen, was für großen Unmut in der Bevölkerung sorgte.

 Zwei Demo-Teilnehmer stehen mit blau-weißem Absperrband vor einem Banner.

Zwei Demo-Teilnehmer stehen mit blau-weißem Absperrband vor einem Banner.

Foto: dpa/Fabian Strauch

Für viele Schalke-Fans ist der 64 Jahre alte Tönnies, der seit 2001 Chef des Aufsichtsrats ist, längst nicht mehr tragbar, weil er ihrer Meinung das Ansehen des Clubs beschädigt. „Wenn er den Verein liebt, soll er loslassen“, forderte Strohmeyer. Die Stimmung begann bereits im vergangenen August zu kippen, als Tönnies nach als rassistisch empfunden Äußerungen gegen Afrikaner unter Druck geraten war.

(ako/dpa)
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