Schalke im Abwärtsstrudel Wagners Entlassung ist ein Akt der Verzweiflung

Meinung | Gelsenkirchen · Schalke hat sich einen Trainerwechsel aus finanziellen Gründen selbst verboten. Ganze zwei Spieltage hielt dieser Vorsatz. Dabei ist nicht davon auszugehen, dass sich mit einem neuen Trainer Besserung einstellt, die Entscheidung offenbart nur das ganze Ausmaß der Verzweiflung. Ein Kommentar.

 David Wagner.

David Wagner.

Foto: dpa/Arne Dedert

Man kann nicht nicht kommunizieren, heißt es. Auf Schalke scheint das jedoch Strategie zu sein. Kommunikation fällt in den Aufgabenbereich von Vorstand Jochen Schneider, der sich jedoch vor Rampenlicht regelrecht zu ekeln scheint. An Gesprächsstoff mangelte es nicht in den vergangen Tagen, aber wo es eben ging, zog es Schneider vor, zu schweigen. Am Sonntag ließ er Taten sprechen, David Wagner muss gehen.

Wenn der Mann in der Schalker Machtzentrale sich äußert, hat er selten Erfreuliches zu berichten. Mit seiner ersten Amtshandlung musste er Wagners Vorgänger Tedesco entlassen, es folgte das Tönnies-Drama in mehreren Akten und schließlich akute Geldprobleme, die aus einem wild zusammengewürfelten Kader endgültig eine hilflose Schicksalsgemeinschaft gemacht haben. Im Ergebnis wartet Königsblau seit 18 Spielen auf einen Sieg.

Wagners Entlassung war daher unausweichlich, löst aber kein Problem. Schalke ist dermaßen pleite, dass ein teurer Trainerwechsel trotz besseren Wissens schlicht nicht vorgesehen  war. Die Entlassung selbst und gleichsam ihr Zeitpunkt offenbaren also das ganze Ausmaß der Verzweiflung. Die wichtigste Qualifikation von Wagners Nachfolger wird zunächst sein, nicht David Wagner zu heißen. Eine Lichtgestalt vom Zuschnitt Ralf Rangnicks verbieten die Finanzen. Dass der Neue der Mannschaft ihren schlimmen Fußball, der sich regelrecht in die Klub-DNA gefressen hat und die obendrein notorische Charakterschwäche austreibt, wagt ernsthaft kaum noch jemand anzunehmen. Dass die Papierform der aktuellen Mannschaft in weiten Teilen durchaus gehobenes Niveau ausweist, macht die Angelegenheit nur noch beängstigender.

Zumindest Schneider darf sich in diesem halsbrecherischen Umfeld seiner Anstellung sicher sein. Wagner hielt am Tag vor seinem Endspiel noch ein warmherziges Plädoyer für den Vorstand und identifizierte ihn als Besten für den Klub. Die Wahrheit ist: er ist der einzige, der Schalke derzeit bleibt. Da kann man verstehen, dass er vermutlich lieber die Decke über den Kopf ziehen und nicht mehr über Fußball reden möchte. Schalke gibt ohnehin ein Bild des Jammers ab – auch ganz ohne Worte.

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