"Es ist erst Halbzeit" Huntelaar will Schalker Mission Impossible noch nicht aufgeben

Gelsenkirchen · Seit dem 1:2 gegen den 1. FC Köln weiß Klaas-Jan Huntelaar, auf was für eine Mission Impossible er sich bei seiner Rückkehr zu Schalke 04 eingelassen hat. Der Abstieg scheint unausweichlich.

 Klaas-Jan Huntelaar auf der Tribüne bei Schalkes 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Köln.

Klaas-Jan Huntelaar auf der Tribüne bei Schalkes 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Köln.

Foto: dpa/Marius Becker

In der Halbzeitpause trieb Klaas-Jan Huntelaar in der Kabine seine Mitspieler an, nach dem Tiefschlag in der Nachspielzeit richtete er die frustrierten Verlierer wieder auf. Bei seiner Rückkehr zu seinem tief gestürzten Herzensklub Schalke 04 versuchte sich der alternde Torjäger noch als Co-Trainer, in den immer aussichtsloseren Kampf gegen den Abstieg will er möglichst schnell selbst als Spieler eingreifen - und ein Fußball-Wunder wahr machen.

"Wir haben noch 17 Spiele, es ist erst Halbzeit", sagte der 37-Jährige nach dem niederschmetternden 1:2 (0:1) zum Hinrundenabschluss gegen den direkten Konkurrenten 1. FC Köln: "Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, dann kommen wir da raus." Es wäre ein Novum in der 58-jährigen Bundesligageschichte: In der Vergangenheit hatten nur vier Teams zur Hälfte der Saison sieben oder weniger Punkte auf dem Konto - alle stiegen ab.

Spätestens seit Mittwochabend weiß Huntelaar, auf was für eine Mission Impossible er sich eingelassen hat. Der Verein, mit dem er vor knapp zehn Jahren den DFB-Pokal gewann und ins Halbfinale der Champions League einzog, stürzt in atemberaubendem Tempo seinem vierten Abstieg entgegen. Vier Trainer, aber nur ein Sieg, Heimpleiten gegen die direkten Konkurrenten Köln, Arminia Bielefeld und Werder Bremen - die schlechteste Hinrunde in ihrer Bundesliga-Historie hat die Königsblauen in eine fast ausweglose Situation manövriert. Und die Hoffnungen, den Worst Case, den Absturz mit 240 Millionen Euro Schulden in die Zweitklassigkeit, noch zu vermeiden, trägt vor allem Huntelaar.

"Wir müssen einfach Mentalität zeigen", forderte der Niederländer, "die Mannschaft hat sehr gut gekämpft, diesen Willen müssen wir noch mehr zeigen." Möglichst schon am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) gegen den Tabellenführer und Rekordmeister Bayern München will der Torschützenkönig von 2012 selbst mithelfen, gegen Köln hatte er wegen Wadenproblemen noch zuschauen müssen. Wie der Amerikaner Matthew Hoppe mit seinem fünften Tor in drei Spielen (57.) den Rückstand durch Rafael Czichos (31.) ausgeglichen, der eingewechselte Jan Thielmann den Schalkern aber doch noch den K.o. versetzt hatte (90.+3).

Der "Hunter" hätte es sich auch leichter machen können. Mit Ajax Amsterdam noch einmal den Meistertitel gewinnen, dann die Karriere beenden - viele Glückwünsche und nette Worte wären ihm sicher gewesen, auch von seinem Ex-Klub Schalke. Doch er ließ sich überreden, der alten Liebe noch einmal zu helfen. Dem Verein, mit dem er sieben Jahre in Folge in der K.o.-Runde des Europapokals stand und spektakuläre Champions-League-Abende mit Auswärtssiegen beim FC Arsenal und bei Real Madrid mit seinen Toren ermöglichte.

Von solchen Highlights ist Schalke - nur 22 Monate nach dem letzten Auftritt in der Königsklasse - Lichtjahre entfernt. Auch Christian Gross, der vierte Trainer der Saison, hat trotz des 4:0 vor anderthalb Wochen gegen die TSG Hoffenheim die Wende nicht geschafft. Der Rückstand auf den Relegationsplatz ist auf acht Punkte angewachsen, die nächsten Heimgegner heißen Bayern, RB Leipzig und Borussia Dortmund. Zuletzt waren die Königsblauen vor 27 Jahren nach der Hinserie Tabellenletzter - damals retteten sie sich mit einer fulminanten Aufholjagd in der Rückrunde.

(ako/sid)
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